Der asylsuchende Djilali Hadj hat eine Lehrstelle – aber keine Aufenthaltsgenehmigung. Die Härtefallkommission wies sein Anliegen zurück, doch sein Arbeitgeber, die Schlosserei Kurt-Beck in Möhringen, gibt nicht auf.

S-Süd - Die Härtefallkommission hat nach eingehender Prüfung und Beratung kein Härtefallersuchen an das Innenministerium richten können.“ Das ist die Antwort, die Djilali Hadj vor Kurzem erhalten hat. Gründe für die Entscheidung nennt die Kommission grundsätzlich nicht. Ein Rechtsbehelf ist nicht vorgesehen.

 

Das Urteil ist für den Marokkaner verheerend

Die Folgen für den aus Marokko stammenden 25-Jährigen sind schwerwiegend: Keine Aufenthaltsgenehmigung bedeutet nicht nur, dass er seine Lehrstelle, die ihm die Schlosserei Kurt Beck in Möhringen angeboten hat, nicht antreten darf. Es bedeutet auch, dass er jederzeit abgeschoben werden kann. Doch wohin? Da er bereits als 13-Jähriger aus seiner Heimat geflohen und über Spanien und Frankreich nach Deutschland gekommen ist, hat er auch aus seinem Herkunftsland keine gültigen Papiere. Sprich: sie müssen ihn nicht aufnehmen.

Hadj ist keiner, der sich auf Kosten anderer ein schönes Leben machen möchte. Er will arbeiten, für seinen Lebensunterhalt selbst aufkommen, Steuern zahlen. Dies alles könnte er längst tun, Bernd und Ilona Bruchmann, die Inhaber der Schlosserei Kurt Beck, wollen ihm die Möglichkeit dazu geben (unsere Zeitung berichtete). Doch er darf nicht, weil der Aufenthalt nur in „besonders gelagerten Härtefällen in Betracht“ kommt, wie die Härtefallkommission schreibt. Dies sind dringende humanitäre oder persönliche Gründe; doch diese Voraussetzungen hat die Kommission nicht feststellen können.

Wer Leistung bringen will und kann, soll bleiben können

Die Handwerkskammer (HWK) Region Stuttgart, die dem angehenden Metallbauer trotz fehlender Aufenthaltsgenehmigung den Start der Ausbildung gestattet hatte, hat sich nun im einem Brief an Oberbürgermeister Fritz Kuhn und an Ministerpräsident Winfried Kretschmann gewandt. Bereits Anfang der Woche veröffentlichte die Handwerkskammer zudem eine Pressemitteilung mit dem Appell, in der Flüchtlingsthematik einen Paradigmenwechsel zu vollziehen. Der Tenor: „Wer Leistung bringen will und kann, soll bleiben können.“

Dies findet sich auch in dem Brief an Kuhn und Kretschmann wieder. Man begrüße die im Asylkompromiss durchgesetzten Erleichterungen für Asylbewerber, Zugang zum Arbeitsmarkt zu erlangen, schreiben der Präsident Rainer Reichold und der Hauptgeschäftsführer Claus Munkwitz. Darüber hinaus wünsche man sich aber eine Änderung im Aufenthaltsrecht: „Personen, die sich bei uns integriert haben und die ihren Arbeits- und Leistungswillen oder den Willen zur entsprechenden Qualifikation unter Beweis stellen, sollen künftig ein Bleiberecht haben.“

Daher wolle man im Fall Djilali Hadj intervenieren. Sein Ausbildungsbetrieb habe in ihm „den Wunsch-Lehrling gefunden“. Hadj sei ein interessierter, leistungs- und lernwilliger junger Mensch, „wie ihn unser Handwerk leider immer seltener antrifft.“ Man bitte den Oberbürgermeister zu prüfen, ob nicht doch ein qualifizierter Aufenthaltstitel vergeben werden könne, damit Hadj ein Leistungsträger der Gesellschaft werden könne. An Kretschmann richtet die Handwerkskammer die Bitte, den „beim Asylkompromiss eingeschlagenen Kurs fortzuführen und mutig den genannten Paradigmenwechsel einzuleiten“.

Aufgeben will der Arbeitgeber nicht

Günter Königsdorf ist einer, der sich für junge Asylsuchende einsetzt. Er ist im Rahmen des städtischen Integrationsprojekts ehrenamtlich an der Heusteigschule im Stuttgarter Süden tätig. Voriges Jahr hat er für einen anderen jungen Marokkaner eine Lehrstelle besorgt und einen Härtefallantrag beim Integrationsministerium gestellt, durch den der junge Mann schließlich eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten hat. Das gleiche hatte sich Königsdorf nun auch für Djilali Hadj erhofft.

Der 25-jährige Djilali Hadj sitzt derweil freilich wie auf Kohlen. Wie Ilona Bruchmann berichtet, schwanken alle Beteiligten zwischen Hoffnung und Rückschlägen. Aufgeben wolle sie aber keinesfalls. „Wir bleiben dran. Wir haben ihn auch zu unserer Weihnachtsfeier eingeladen“, erzählt Bruchmann.

Trotz der Nachteile für die Firma – die eingeplante und nun ausgefallene Arbeitskraft muss durch Leiharbeiter und Überstunden kompensiert werden – wolle man auf Djilali Hadj warten. „Er passt in unser Team. Es lohnt sich“, sagt Bernd Bruchmann. In der Hoffnung, dass sich die Sache zum Guten wendet.