Aygül Aras aus Waiblingen ist zum dritten Mal an die türkisch-syrische Grenze gereist, um Hilfsgüter zu übergeben. Aus der befreiten Stadt Kobane hat sie Eindrücke mitgebracht, die sie tief erschüttert haben.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Waiblingen - Die Anstrengungen sind Aygül Aras anzumerken. Müde wirkt die Waiblingerin, die im Februar zum dritten Mal an die türkisch-syrische Grenze gereist war, um dort Hilfsgüter an Menschen, die vor der Terror-Miliz IS geflüchtet waren, zu verteilen. „Was ich dort gesehen und erlebt habe, ist sehr deprimierend“, sagt die aus dem Osten der Türkei stammende Frau, die sich seit vielen Jahren in Waiblingen für einen Dialog zwischen den Kulturen einsetzt. In nächster Zeit werde sie jetzt erst einmal pausieren, sagt sie. „Wir müssen ja auch erst wieder Spenden sammeln, damit wir helfen können.“

 

Rund 40 000 Euro hat der Verein „Freunde helfen Freunden“ zusammengetragen, um den Flüchtlingen zu helfen, die von Syrien in die Türkei gekommen sind. In ihrer Heimatstadt Dersim hat Aygül Aras davon lebensnotwendige Sachen eingekauft und mit Lastwagen in die Flüchtlingscamps transportieren lassen. Eines dieser Lager in dem Grenzort Suruc liegt nahe der Stadt Kobane, die in den vergangenen Monaten zum Symbol des Widerstandes der kurdischen Peschmerga-Kämpfer gegen die IS-Terrormiliz wurde.

Durch versteckte Sprengladungen getötet

Wie perfide letztere vorgeht, hat Aygül Aras direkt von Einwohnern der mittlerweile befreiten Stadt erfahren. „Wir konnten mit nach Kobane fahren, allerdings darf man dort nicht alleine herumgehen. Das ist lebensgefährlich, weil die IS überall Sprengfallen in den Häusern hinterlassen hat.“ Es habe bereits Tote gegeben, als Einwohner in ihre zerstörten Häuser zurückkamen, um nach ihrer Habe zu sehen und dabei die Sprengsätze auslösten.

„Da sind Spezialisten notwendig, die diese Fallen entschärfen können“, sagt Aygül Aras. Das Problem sei jedoch, dass Kobane auf syrischem Gebiet liege und weder von der syrischen Armee noch von der türkischen zu erwarten sei, dass dort Bombenentschärfer ans Werk gingen.

Die Stadt sei zum größten Teil eine Ruine. Unter den Trümmern lägen viele Tote. Dennoch hofften die Menschen in den nahen Flüchtlingscamps, wieder nach Hause gehen zu können. „Die meisten werden jedoch sofort wieder zurück geschickt.“ So herrsche ein ständiges Kommen und Gehen in den Lagern. „Um Weihnachten herum war die Situation dort eigentlich besser. Die Leute waren vor Ort und organisierten das tägliche Leben. Das ist jetzt nicht mehr so.“ Aygül Aras hofft, genug Spenden zusammen zu bekommen, um wenigsten einen Kindergarten in einem der Camps zu ermöglichen. Vor Sommer werde es jedoch kaum dazu kommen, schätzt sie.

Infoabend im Waiblinger Kulturhaus Schwanen

Um den Menschen hierzulande die Situation der Flüchtlinge vor Augen zu führen, veranstaltet der Verein Freunde helfen Freunden zusammen mit Amnesty International und dem AK Asyl einen Infoabend im Waiblinger Kulturhaus Schwanen. Dort wird neben dem Nahostreferenten der Gesellschaft für bedrohte Völker, Kamal Sido, Aygül Aras mit Bildern und einem Film von ihren Hilfseinsätzen berichten.