Das Katastrophenschutzlager des DRK in Kirchheim/Teck dient dem Land als Logistikzentrum für die Flüchtlingshilfe. In seinen Lagerhallen sind in den vergangenen Monaten 50 000 Schlafsäcke umgeschlagen worden.

Kirchheim - Wenn je noch ein Hauch des Kalten Krieges in einem Winkel des Katastrophenschutzlagers in Kirchheim (Kreis Esslingen) geruht hätte, dann wäre er spätestens jetzt herausgefegt. In den drei schmucklosen, mit Stahlhochregalen versehenen Hallen geht es seit Wochen heiß her. Das Lager, in dem zu Zeiten des sich aufschaukelnden Ost-West-Konflikts Überlebensrationen für den Ernstfall gebunkert wurden, dient als zentraler Umschlagplatz für all die Matratzen, Feldbetten und Schlafsäcke, die in den Flüchtlings-Erstaufnahmestellen des Landes dringend benötigt werden.

 

Bei Björn Vetter, dem Referatsleiter für Erste-Hilfe-Programme und Internationale Soforthilfe beim Landesverband des Roten Kreuzes (DRK), laufen die Fäden zusammen. „Gestern Morgen sind 1000 Matratzen angeliefert worden. Die waren am Nachmittag wieder weg. Morgen kommen 500 Stockbetten und dazu noch 2000 Feldbetten aus kanadischen und amerikanischen Beständen“, zählt er am Dienstag auf. Auch die werden gleich weitertransportiert – wie die 50 000 Schlafsäcke, die in den vergangenen Monaten von Kirchheim aus auf den Weg gebracht worden sind.

1000 Matratzen für die Messehalle

Der Bestimmungsort der jüngsten Lieferungen ist Leinfelden-Echterdingen, Neue Messe, Halle 1. In der dort eingerichteten Notunterkunft sollen in diesen Tagen bis zu 2500 Flüchtlinge ein Dach über dem Kopf bekommen. „Wir haben im ersten Schwung 1000 Matratzen auf den Weg gebracht, dazu noch 504 Schlafsäcke und 4000 Hygienesätze“, sagt Vetter. Um die von der Bundeswehr und dem DRK zur Verfügung gestellten Lastwagen zu beladen, hat Vetter kurzfristig rund ein Dutzend freiwillige Helfer des DRK-Ortsverbands Kirchheim zusammengetrommelt.

Die Anforderungen bekommt Vetter direkt von der im baden-württembergischen Innenministerium eingerichteten Stabsstelle, die für die Ausstattung der Landeserstaufnahmestellen zuständig ist. Die Stuttgarter Wünsche zu erfüllen wird selbst für den geübten Organisator immer schwieriger. „Die Feldbetten sind ausgegangen. Die Hersteller kommen mit der Produktion nicht nach. Neue können frühestens in zehn Wochen geliefert werden“, sagt er. Zum Glück seien die Kanadier und die Amerikaner eingesprungen.

Auch die 40 Zelte des Modells SG 30, die in den Kirchheimer DRK-Hallen eingelagert waren, sind nicht mehr da. „Die stehen inzwischen in Hamburg“, sagt Vetter. Selbst wenn es beim Nachschub immer mal wieder zu Engpässen kommt, ist das Lager nach Einschätzung der DRK-Verantwortlichen ein Glücksfall für das Land. „Auf diese Dimensionen ist hier niemand vorbereitet gewesen“, sagt Udo Bangerter, der Pressesprecher des DRK-Landesverbands.

Hilfsgüter für zivile Notfälle

Rund 2500 Quadratmeter Lagerfläche stehen auf dem Gelände im Kirchheimer Ortsteil Hohenreisach zur Verfügung. In den Hallen, die das DRK gegen Ende der 1980er Jahre übernommen hat, lagern seither Hilfsgüter für zivile Notfälle. „Falls ein Altenheim evakuiert werden müsste, hätten wir hier von der Zahnbürste bis zum Zelt alles, was man benötigt, um die Leute erst einmal zu versorgen“, sagt Udo Bangerter. Allerdings sei das Land bisher von größeren Katastrophen verschont geblieben. Die Hilfsgüter in den langen Regalen sind bisher noch nie abgerufen worden.

Ungeachtet dessen sind in der Vergangenheit von Kirchheim aus immer wieder schwer beladene Lastwagen auf den Weg geschickt worden. „Wir sind hier über Jahre hinweg der Hauptumschlagort für die Osteuropa-Hilfe der Baden-Württemberg-Stiftung gewesen“, sagt Bangerter. Im Auftrag der Stiftung sind jedes Jahr mehrere Konvois mit in deutschen Kliniken nicht mehr benötigtem medizinischem Gerät in Richtung Ukraine, Bulgarien oder Rumänien aufgebrochen. Eine Hilfe, die in den mangelhaft ausgestatteten Krankenhäusern, Waisenhäusern und Altenheimen im Osten dringend gebraucht worden sei, die Bangerters Angaben zufolge jedoch noch in diesem Jahr wegen Geldmangels eingestellt wird. „Die Stiftungsgelder sind aufgebraucht“, so der Pressesprecher bedauernd.