Im Jahr 2015 haben sich schon 25 000 Menschen der Volksgruppe Rohingya auf dem Meer nach Südostasien aufgemacht – meist aus Myanmar. Etwa 300 von ihnen sind nach UN-Schätzungen schon umgekommen. Überall sind sie unerwünscht.

Bangkok - Als auf einem Boot das Trinkwasser zu Ende ging und die wenigen Essensvorräte so gut wie aufgebraucht waren, gingen als Erstes die gut gemeinten Vorsätze über Bord. „Wir hatten verabredet, den Rest für die Frauen und Kinder aufzubewahren“, erzählte der 21-jährige Mahmud Rafiq nach seiner Rettung mit 900 Rohingyas aus Myanmar und Bangladesch in Indonesien, „dann wurden wir angegriffen, und unser Essen wurde gestohlen.“ Sumatras Polizeichef Sunarya fasste den Überlebenskampf in einem Satz zusammen: „Sie haben sich gegenseitig umgebracht und Leute über Bord geworfen.“

 

Das Leben von etwa 8000 Menschen, so schätzt die UN-Flüchtlingsagentur UNHCR in Thailands Hauptstadt Bangkok, hängt im Golf von Bengalen gegenwärtig unter ähnlichen Umständen am seidenen Faden. Sie sitzen auf überfüllten, altersschwachen Booten, weil sie von den Menschenhändlern im Stich gelassen wurden, die ihnen gegen Geld eine bessere Zukunft in Malaysia und Thailand versprochen hatten. Denn seit Anfang Mai gehen Bangkoks Militärmachthaber gegen die Banden vor, die im „Land des Lächelns“ seit Jahren mit dem Menschenhandel reich wurden.

UN-Flüchtlingshilfswerk vermisst Rettungsaktionen

Statt Menschenschmuggel herrscht an Südostasiens Bilderbuchstränden seit Anfang Mai nun staatlicher Menschen-Pingpong. Indonesien, Malaysia und Thailand schleppen die kaum noch seetüchtigen Seelenverkäufer samt der ausgemergelten Passagiere von den Küsten wieder ins offene Meer hinaus. Singapur will auch nichts von den Bootsflüchtlingen wissen.

„Trotz unserer Aufrufe gibt es keine Rettungsaktionen, obwohl täglich Menschen sterben“, sagt das UN-Flüchtlingshilfswerk. 2000 Rohingyas schafften es seit Anfang des Monats an Land. Mindestens 300 Menschen sind nach Schätzungen des UNHCR verdurstet, verhungert oder über Bord gegangen und ertrunken. Seit Januar sind nunmehr rund 25 000 Rohingyas Richtung Südostasien aufgebrochen. Die meisten stammen aus Myanmar, wo die Volksgruppe seit Beginn der politischen Öffnung im Jahr 2011 zunehmend verfolgt wird. Die Regierung von Präsident Thein Sein verweigert den Rohingyas sogar das Wahlrecht und gibt zugleich an, mit dem Desaster nichts zu tun zu haben. „Wir ignorieren das Migrantenproblem nicht“, erklärte Zwa Htay, der Direktor seines Präsidentschaftsbüros in der Hauptstadt Naypyidaw, „aber wir akzeptieren nicht, dass unser Land die Wurzel des Übels sein soll“.