Flüchtlingskrise Leuchttürme gegen Dunkeldeutschland

Viele Sportstars und Proficlubs wie der VfB Stuttgart, Borussia Dortmund oder der FC Bayern München setzen angesichts der Flüchtlingskrise Zeichen gegen den Fremdenhass und engagieren sich für Flüchtlinge.
Stuttgart - Das eine oder andere deutsche Wort hat im Laufe der Jahre internationale Karriere gemacht. Begriffe wie „Fahrvergnügen“, „Zeitgeist“ oder „Kindergarten“ haben es in den englischen Sprachgebrauch geschafft, auch weniger schöne deutsche Wörter wie „Blitzkrieg“ sind weltweit verbreitet. In diesen Tagen nun, so hat der britische „Guardian“ festgestellt, macht sich ein neues Wort made in Germany in seiner Originalversion auf den Weg um die Welt: „Willkommenskultur“.
Überschrieben war der Artikel über die vielfältige Hilfe für Flüchtlinge sowie die Bilder vom warmherzigen Empfang in vielen Städten und die Aktionen gegen Fremdenhass mit „Deutschlands Antwort auf die Flüchtlingskrise ist bewundernswert“ (verbunden mit dem Nachsatz, dass man fürchte, es werde nicht dauerhaft so bleiben); bebildert wurde der Text im Netz mit einem Foto aus der Dortmunder Fankurve. „Refugees Welcome“, stand dort auf einem Transparent. Flüchtlinge willkommen.
So war es vor dem Länderspielwochenende auf Transparenten in Dortmund zu lesen, in Bremen, in München, in Frankfurt. Und es geht wohl so weiter. Wie selten zuvor nutzt der Profisport in der Flüchtlingskrise – Vereine, Spieler wie auch Fans – seine hervorgehobene Stellung und seinen Einfluss als wichtiger Teil der Gesellschaft. Die Aushängeschilder nehmen ihre Verantwortung wahr, es ist Symbolpolitik und eine gute PR, natürlich, aber das Engagement ist in seiner Wirkung nicht zu unterschätzen: als Leuchttürme gegen Dunkeldeutschland, gegen Fremdenhass. Für Toleranz, für Solidarität, für Menschlichkeit, für den Wertekanon des Sports.
Der Sport als Teil der Gegenbewegung zu den Exzessen
Als der FC Bayern München vor einigen Tagen verkündete, dass man eine Million Euro für die Flüchtlingshilfe spenden wolle sowie Trainingscamps und Sprachkurse anbieten werde, ging das Beispiel um die Welt, und zahllose Menschen in sozialen Netzwerken dankten dem Club für das Engagement und bekundeten ihren Respekt. Für die Bayern, für Deutschland. Im Heimspiel gegen den FC Augsburg an diesem Samstag werden die Spieler mit deutschen Kindern und Flüchtlingskindern an der Hand einlaufen. „Der FC Bayern sieht es als seine gesellschaftspolitische Verantwortung, den geflohenen, Not leidenden Kindern, Frauen und Männern zu helfen, sie zu unterstützen und sie in Deutschland zu begleiten“, sagt Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern.
Der Sport ist ein Teil der Gegenbewegung zu den Exzessen in diesem Land – und das Engagement der Proficlubs wie auch vor allem von Teilen der Bevölkerung haben nicht nur weltweit dem Ansehen der
Bundesrepublik einen großen Dienst erwiesen. Nein, sie wirken nach innen: Viele Menschen im eigenen Land überkommt angesichts der wunderbaren Reaktion der Zivilgesellschaft und dieser warmherzigen Willkommenskultur Stolz. „Wenn ich daran denke, wie zuletzt Flüchtlinge in Deutschland willkommen geheißen wurden, kriege ich Gänsehaut“, sagt stellvertretend Neven Subotic, der Verteidiger des Fußball-Erstligisten Borussia Dortmund.
Der Kroate weiß aus Erfahrung, wie es ist, als Flüchtling in ein fremdes Land zu kommen: Seine Eltern waren vor dem Krieg in Jugoslawien nach Deutschland geflohen, als er zwei Jahre alt war. Am Dienstag hat Subotic mit dem BVB ein Benefizspiel unter dem Motto „Refugees Welcome“ am Hamburger Millerntor gegen den FC St. Pauli bestritten. Zu der Partie wurden mehr als 1000 Flüchtlinge eingeladen. Aber: „Es reicht nicht, nur ein Banner hochzuhalten. Wir müssen das auch im Alltag umsetzen. Auch bei uns gibt es Spieler und Trainer, die sich sehr engagieren und zum Beispiel Trainingseinheiten mit Flüchtlingen machen. Es ist unsere Aufgabe, sie hier willkommen zu heißen“, sagt St. Paulis Trainer Ewald Lienen.
Auch der VfB Stuttgart zeigt großes Engagement
Viele Fußballclubs laden an diesem Wochenende Flüchtlinge zu ihren Heimspielen ein, einige Profivereine bieten zusätzlich spezielle Trainingscamps für sie an, darunter zum Beispiel auch der VfB Stuttgart: Der Club hat bereits im April mit dem Theaterhaus Stuttgart, der Stadt Stuttgart und der Mercedes-Benz-Bank das soziale Projekt „Fußball verbindet – eine Initiative für Flüchtlinge“ ins Leben gerufen und bietet Training für Jugendliche und Erwachsene an sowie die Ausrüstung. Regelmäßig werden auch Flüchtlinge zu Spielen eingeladen. „Der Bedarf an Unterstützung für Flüchtlinge ist größer als je zuvor. In den Trainingseinheiten mit ihnen sieht man, welche Begeisterung der Fußball auslösen kann und damit die Nöte der Betroffenen für kurze Zeit ein wenig vergessen lässt“, sagt der VfB-Präsident Bernd Wahler.
Unsere Empfehlung für Sie

Stephan Swat vom EHV Aue Der Sieg im Wettlauf mit dem Tod
47 Tage lag er auf der Intensivstation, zwölf davon im künstlichen Koma. Für Stephan Swat, den Trainer des Handall-Zweiligisten EHV Aue, ging es beim Kampf gegen seine Corona-Infektion um Leben und Tod.

Prozess nach Feuer in Flüchtlingsheim Psychiater erachtet mutmaßlichen Brandstifter als schuldfähig
Im August 2020 brannte in Filderstadt-Harthausen ein Zimmer in einer Asylbewerberunterkunft. Jetzt muss sich der damalige Bewohner des Zimmers vor dem Stuttgarter Landgericht verantworten.

Elvira Menzer-Haasis, LSV-Präsidentin „Wir werden gestärkt aus der Krise hervorgehen“
Elvira Menzer-Haasis, die Präsidentin des Landessportverbandes (LSV), spricht über die Folgen der Coronakrise, die Missbrauchsfälle und die finanzielle Förderung des Sports durch das Land.

23. Bundesliga-Spieltag Darüber spricht die Liga: Juwel, Top-Spiel und Aufholjagd
In der Bundesliga ist am Samstag die Partie von Bayern-Verfolger RB Leipzig gegen Borussia Mönchengladbach das Top-Spiel. Schafft Gladbachs Trainer Marco Rose endlich die Wende?

Tipps vom Mentalcoach Wie kommt man besser durch die Pandemie?
Gunda Tibelius ist Mentalcoach für Einzelpersonen, Unternehmen und Sportler. Gerade bekommt sie vor allem Anfragen, wie man besser durch die Pandemie kommt. Das Mentaltraining hat ihr selbst geholfen. Sie ist zweimal jung an Krebs erkrankt.

Neuer Job für Ex-VfB-Trainer Walter Thomae steigt bei der SG Sonnenhof Großaspach ein
Der langjährige Co-Trainer des VfB Stuttgart II ist wieder im Geschäft: Walter Thomae wird neuer Trainer bei Fußball-Regionalligist SG Sonnenhof Großaspach. Er soll den Club vor dem Abstieg retten.