Pater Jens Petzold berichtet über die Lage der Flüchtlinge im Irak. Bonifatiuskirche unterstützt mit Spenden.

Renningen - Ein Kindergarten für Flüchtlinge und Vertriebene in Sulaymaniyya in Kurdistan: Das haben unter anderem Spenden aus Renningen ermöglicht. Mehr als 35 000 Euro konnte die Gemeinde St. Bonifatius bereits für unterschiedliche Hilfsaktionen in den Irak schicken, dank vieler freiwilliger Spender. Als nächstes möchte Pfarrer Franz Pitzal mit weiteren Spenden die Gemeinschaft Deir Mar Musa in Sulaymaniyya bei einem besonderen Projekt unterstützen.

 

Diese möchte in unmittelbarer Nähe zueinander einen Kindergarten, vor allem für Waisenkinder, ein Altenheim für Alzheimerpatienten und eine Art Festsaal errichten – mit dem Ziel, „dass diese Menschen nicht isoliert, sondern integriert werden“, erklärt Pater Jens Petzold von Deir Mar Musa. Bei seinem Besuch in Deutschland hat er auch in Renningen Station gemacht, um in einem Vortrag über die Lage im Irak zu berichten.

Deir Mar Musa kümmert sich um Flüchtlinge

„Deir Mar Musa ist eine katholische Gemeinschaft, die sich für einen interreligiösen Dialog einsetzt“, erklärt Jens Petzold, den gerade das bei seinem Beitritt damals überzeugt habe. Seit 2011 ist die Gemeinschaft in Sulaymaniyya ansässig. „2014 hatten wir plötzlich 250 Flüchtlinge im Haus“, erinnert sich Petzold. 5000 waren es in der gesamten Kirchengemeinde, um die 230 000 in der Provinz um Sulaymaniyya. Viele sind Vertriebene aus dem Irak, zum Beispiel aus der Gegend um Mossul, andere kommen aus Syrien. Die Gemeinschaft Deir Mar Musa kümmert sich längst nicht nur um christliche Flüchtlinge, von denen viele mittlerweile wieder zurückgekehrt sind, sondern hilft auch anderen, zum Beispiel Jesiden oder Schiiten, berichtet Petzold.

Von den Flüchtlingsdiskussionen in Deutschland bekommt er auch immer wieder etwas mit. Dann kann er sich nur wundern. „Kurdistan hat vier Millionen Einwohner und offiziell 1,6 Millionen Flüchtlinge aufgenommen.“ Vermutlich seien es deutlich mehr. Würde man diese Zahlen auf Deutschland übertragen, wären das um die 30 Millionen Flüchtlinge. „Das sollte einen nachdenklich stimmen. Denn Kurdistan ist doch um einiges ärmer und strukturschwächer als Deutschland, und doch schaffen sie es irgendwie.“

Projekt für Waisen und Menschen mit Alzheimer

Von den Flüchtlingen, die nach Sulaymaniyya gekommen sind, leben längst nicht alle in Flüchtlingslagern, viele haben in der Stadt eine Unterkunft gefunden. An diese soll sich das neue Projekt der Gemeinschaft richten. Waisenkinder lebten oft sehr isoliert, bedauert Jens Petzold. Adoptionen gibt es kaum. Üblicherweise werden verwaiste Kinder von anderen Familienmitgliedern aufgenommen, wer diese Chance nicht hat, hat es schwer. Deshalb sollen in dem neuen Kindergarten auch Waisenkinder unterkommen, „damit sie aus dem Umfeld ihres Heims mal herauskommen“. Mit einem ähnlichen Schicksal der Isoliertheit haben Menschen mit Alzheimer zu kämpfen – ein Problem, das auch in Deutschland nicht fremd ist. „Die Idee ist es, alle miteinander zu verbinden“, erklärt Petzold. Die Kinder und die alten Menschen zusammenzubringen und beide mit dem Rest der Gesellschaft.

Der Renninger Pfarrer Franz Pitzal war selbst in und um Sulaymaniyya unterwegs und hat auch Flüchtlingslager mit mehr als 15 000 Bewohnern besucht. Die Arbeit der Gemeinschaft Deir Mar Musa hat ihn überzeugt, weshalb mit dem Spendengeld an die Bonifatiuskirche bereits das erste Kindergartenprojekt der Gemeinschaft unterstützt wurde. „Ganz werden wir das neue Projekt nicht stemmen können, aber es wäre schön, wenn 20 000 bis 30 000 Euro zusammenkämen“, sagt Pitzal.

Spenden
Wer für das Projekt in Sulaymaniyya gerne spenden möchte oder mehr über die anderen Hilfsprojekte wissen möchte, die die Bonifatiuskirche unterstützt, kann sich an das Pfarrbüro wenden, Telefon 0 71 59 / 24 22, E-Mail: kathkirche.renningen@drs.de.