Mit dem Coronavirus infizierte Flüchtlinge aus den Landeserstaufnahmeeinrichtungen sollen von April an in Althütte-Sechselberg im Rems-Murr-Kreis isoliert werden. Der Landkreis zeigte sich am Freitag überrascht von den Plänen des Landes.

Leserredaktion : Kathrin Zinser (zin)

Althütte - In Althütte soll eine temporäre Unterkunft für mit dem Coronavirus infizierte Flüchtlinge aus den Erstaufnahmestellen des Landes geschaffen werden. Das teilte das Regierungspräsidium (RP) Stuttgart am Freitagnachmittag mit. Momentan gebe es in den Erstaufnahmeeinrichtungen nach Information des Innenministeriums fünf bestätigte Corona-Fälle im Ankunftszentrum Heidelberg, sechs in der Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) in Freiburg sowie einen in der LEA in Sigmaringen (Stand 27. März).

 

Anfang April soll der Betrieb beginnen

Im ehemaligen Freizeitzentrum des Süddeutschen Gemeinschaftsverbandes in Althütte-Sechselberg solle voraussichtlich Anfang April der Betrieb aufgenommen werden, die Vorbereitungen dazu liefen auf Hochtouren, heißt es in einer Pressemitteilung der Behörde. Rund 30 bis 60 Geflüchtete – Einzelpersonen und Familien – könnten in der Einrichtung vorübergehend untergebracht werden, um die Bedingungen einer häuslichen Isolierung sowie die Vorgaben des örtlichen Gesundheitsamts zu erfüllen. In den vier Landeserstaufnahmeeinrichtungen sei das nämlich aufgrund der sehr dichten Belegung nur begrenzt möglich – es fehle der für eine Isolierung von Patienten nötige Platz.

„Um den Betrieb in den weiteren Einrichtungen aufrecht erhalten zu können und um eine mögliche Ansteckung zu verhindern, nutzen wir das leer stehende, aber immer noch komplett eingerichtete Gebäude für eine zentrale Unterbringung. Die positiv getesteten Menschen werden dort aus den Landeserstaufnahmeeinrichtungen zusammengezogen“, wird der Stuttgarter Regierungspräsident Wolfgang Reimer in der Mitteilung zitiert.

Bewohner dürfen Zimmer nicht verlassen

Für eine Unterbringung in Althütte sprechen nach Angaben des RP verschiedene Kriterien. So sei das ehemalige Freizeitzentrum funktionsfähig, da es bis zum Spätherbst vergangenen Jahres in Betrieb gewesen sei. Die drei Unterkunftsgebäude ermöglichten eine räumliche Trennung, für die Verwaltung sei zudem ein räumlich getrenntes Hauptgebäude vorhanden. Außerdem sei eine „kurzfristige Anmietung“ möglich gewesen.

Wie in den anderen Landeseinrichtungen auch, soll es im ehemaligen Freizeitzentrum Betreuung, Verpflegung und medizinische Versorgung für die Flüchtlinge geben. „Um sicherzustellen, dass die Auflagen der häuslichen Quarantäne in der Einrichtung in Sechselberg eingehalten werden, wird vorsorglich auf dem Gelände ein Sicherheitsdienst eingesetzt“, erklärt das Regierungspräsidium. Solange die untergebrachten Personen unter Quarantäne stünden, dürften sie das Gebäude nicht verlassen. „Daher werden die drei Unterkunftsgebäude mit einem Zaun vom restlichen Gelände abgetrennt. Die Bewohnerinnen und Bewohner sollen sich in den Zimmern aufhalten und dort auch das Essen einnehmen.“

Landkreis ist überrascht

Für den Landkreis kam die neue Einrichtung für Flüchtlinge überraschend. „Trotz der Bedenken, die mit einer Unterbringung von positiv auf Sars-Cov-2 getesteten Flüchtlingen in Althütte einhergehen, werden der Landkreis, der Rettungsdienst und die Rems-Murr-Kliniken das Land Baden-Württemberg selbstverständlich unterstützen. Es gilt, die Ausbreitung des Corona-Virus zu stoppen und alle Menschen vor einer weiteren Ansteckung zu schützen, egal ob Geflüchtete oder Einheimische“, kommentiert der Landrat Richard Sigel die Entscheidung des Landes.

Zu den Bedenken gehöre etwa die Frage, ob die medizinische Versorgung in der abseits gelegenen Einrichtung gewährleistet werden könne, erklärt der Landrat auf Nachfrage. Zwar sollen nur Menschen mit milden Symptomen in Althütte untergebracht werden – doch ob sich eine Krankheit verschlimmert, sei kaum vorhersehbar. „Von daher hoffen wir, dass das Land das gut geplant hat“, so Sigel.

Der Bürgermeister der Kommune, Reinhold Sczuka, sagt: „Seitens der Gemeinde Althütte ist für uns zentral, dass die Einhaltung der Quarantäne und die entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen vom Land sichergestellt werden.“ Nun gelte es, aus der Situation das Beste zu machen und auf einen möglichst guten Verlauf der Corona-Krise zu hoffen.