Drei möglichen Standorten für die Flüchtlingsunterbringung hat der Uhinger Gemeinderat jetzt zugestimmt. Eine Entscheidung über das Gasthaus Nassachmühle wurde vertagt. Erst einmal findet an diesem Dienstag eine Bürgerversammlung statt.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Uhingen - Eine „größtmögliche Transparenz“ hat der Uhinger Bürgermeister Matthias Wittlinger der Bevölkerung beim Thema Flüchtlingsunterbringung versprochen. Drei Beschlüsse zur Einrichtung von Gemeinschaftsunterkünften hat der Gemeinderat am Freitagabend gefasst: An der Eisenbahnstraße wird, entweder in Containerform oder in Holzbauweise, Wohnraum für 55 Menschen geschaffen. Die Kapazität im früheren Naturfreundehaus wird von 13 auf 20 Plätze aufgestockt. Und das ehemalige Würtex-Verwaltungsgebäude soll 110 Schutzsuchenden als Heimstatt dienen, sofern ein Umbau realisiert und Einigkeit über den Mietpreis erzielt werden kann.

 

Über ein viertes Quartier im leer stehende Gasthaus Nassachmühle ist das letzte Wort indes noch nicht gesprochen. Dieser Standort war erst kurz vor der Bürgerversammlung am vergangenen Dienstag in die engere Wahl gekommen, nachdem sich ein anderer potenzieller Kaufinteressent zurückgezogen hatte. „Weil wir Ihre Ängste und Sorgen kennen und diese ernst nehmen, werden wir Sie über diesen Standort gesondert informieren“, versprach Wittlinger den rund 60 Nassachtälern, die zur Sitzung ins Uditorium gekommen waren.

Bürgersammlung an diesem Dienstag

Und umgehend machte das Ratsgremium Nägel mit Köpfen: Gleich an diesem Dienstag um 20 Uhr findet in der Grundschule Nassachmühle bereits die nächste Bürgerversammlung statt – exklusiv für die Bewohner von Nassach, Baiereck, Nassachmühle und Diegelsberg. „Wir wollen noch einmal umfassende Informationen geben, ehe am nächsten Freitag in einer Sondersitzung des Gemeinderats, eine Entscheidung fallen soll“, betonte der Rathauschef.

Die neuerliche Debatte „mit allen Nassachtälern“ hatte nicht zuletzt der Ortsvorsteher Eberhard Hottenroth eingefordert. „Wir haben der Stadt 36 Unterbringungsplätze verteilt auf mehrere Objekte angeboten, da hat uns diese plötzliche Wende schon überrascht“, sagte er. Wittlinger entschuldigte sich zwar für die Kurzfristigkeit, stellte zugleich aber auch klar, dass das Gasthaus sehr schnell zur Verfügung stehe, was für die meisten der anderen Objekte wohl nicht gelte. „Wir werden das aber dennoch prüfen“, erklärte er.

Gasthaus soll keine Dauerlösung sein

„Sprengstoff“ bietet das Thema aus Hottenroths Sicht vor allem aufgrund der räumlichen Nähe von Schule und Gasthaus. Dies sei auch bei einer Elternversammlung deutlich geworden. Ein Vorschlag der CDU-Rätin Sabine Braun, in Nassachmühle gegebenenfalls nur Flüchtlingsfamilien mit Kindern unterzubringen, „weil junge Männer dort nichts verloren haben“, fand daher Beifall. Wittlinger lehnte diesen Vorschlag zwar nicht ab. Er verwies aber darauf hin, dass man auf die Zuweisungen keinen Einfluss habe. Vielmehr machte er deutlich, dass wir das Gasthaus nicht als Dauerlösung ansehen. „Wir wollen damit in den nächsten Monaten die größte Not lindern und sehen dann weiter“, sagte der Schultes.

Mit einem nicht unwichtigen Hinweis, „den Sie sich bis zum Dienstag bitte durch den Kopf gehen lassen“ beendete Wittlinger den Tagesordnungspunkt: „Der Kreis steht, was die Flüchtlingsunterbringung angeht, enorm unter Druck und muss womöglich weitere Turnhallen belegen; ich bezweifle, dass es sozial verträglicher wäre, wenn Asylbewerber statt im Gasthaus Nassachmühle in der nahen Schulturnhalle unterkommen“, ergänzte er.

Anschlussunterbringung: Stadt übernimmt Mietgarantie

Neben der Erstversorgung der Flüchtlinge mit Wohnraum stellt die sogenannte Anschlussunterbringung für anerkannte Asylbewerber die Kommunen vor das nächste Problem. Der soziale Wohnungsbau ist in den vergangenen Jahren schlicht vernachlässigt worden, so dass zu wenig günstige Objekte zur Verfügung stehen. Die Stadt Uhingen will deshalb zunächst einmal auf dem privaten Markt ausreichend Wohnraum akquirieren.

Um zögernden Hausbesitzern die Vermietung zu erleichtern, hat der Gemeinderat einstimmig beschlossen, dass die Kommune, was die regelmäßigen Mietzahlungen angeht, für ein Jahr als Garant eintritt. Dabei ist der Mietpreis allerdings durch die Obergrenze des Wohngeldsatzes gedeckelt. In diesem Zeitraum sollen Mieter und Vermieter außerdem die Möglichkeit haben, sich kennenzulernen, bevor im Anschluss ein reguläres Mietverhältnis abgeschlossen werden kann – oder eben auch nicht. Diese Lösung gilt übrigens nicht nur für die Unterbringung von Asylbewerbern, sondern für alle Bedürftigen.