Neue Alternativen für die Flüchtlingsunterkünfte in Zuffenhausen: Es gibt mindestens eine weitere Fläche, auf der bis zu fünf Systembauten gebaut werden können. Die Frage könnte sein: Festplatz oder Schlotwiese.

Stuttgart-Zuffenhausen - Die Stadtverwaltung hält am Standort Schlotwiese fest. Das betonte der Erste Bürgermeister Michael Föll am Freitag im Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen des Gemeinderates. Für ihn gebe es keine brauchbare alternative Fläche in Zuffenhausen, auf der es möglich sei, bis Jahresende fünf Systembauten zu erstellen. Das liege vor allem daran, dass die Gebäude unbedingt noch 2016 in Betrieb gehen müssten. „Wenn das nicht klappt, müssen wir weitere Turnhallen belegen“, sagte Michael Föll.

 

Unter den rund 30 Vorschlägen, die Mitglieder der drei Flüchtlingsfreundeskreise in den vergangenen Tagen an Stadtverwaltung und Stadträte geschickt hatten, befinde sich zwar eine städtische Fläche, die schnell realisierbar sei, „aber die schlagen wir nicht vor“. Es handelt sich um den rund 42 000 Quadratmeter großen Festplatz. „Da passen zwar fünf Systembauten drauf, aber diesen Eingriff ins Leben der Zuffenhäuser erachten wir für viel gravierender als es auf der Schlotwiese der Fall wäre“, sagte Föll. Wochenmarkt, Flohmarkt und auch das Fleckenfest könnten dann dort nicht mehr stattfinden.

Ein in den vergangenen Tagen oft ins Spiel gebrachtes Areal an der Ludwigsburger/Frankenstraße schloss Föll ebenfalls aus. Das Gelände sei in zwei private Flächen zu unterteilen. Für 2372 Quadratmeter sei ein Baugesuch eingereicht worden. Deshalb müsse man mit dem Eigentümer nicht mehr in Verhandlungen treten. Über das benachbarte 2733 Quadratmeter große Grundstück sagte er nichts. Der Bezirksvorsteher Gerhard Hanus bat den Ersten Bürgermeister dennoch darum, alles Mögliche zu versuchen, mit den Eigentümern der beiden Flächen ins Gespräch zu kommen, um das Gelände zu erwerben. Föll ließ noch einmal keinen Zweifel daran, dass dies aussichtslos sei. Die Nord-Rundschau hat indes mit Gerhard Kunz gesprochen, dem gemeinsam mit seinem Sohn Andreas die größere der beiden Flächen an der Ludwigsburger/Frankenstraße gehört. „Es ist mein elterliches Grundstück, deshalb möchte ich nicht verkaufen. Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, für fünf bis zehn Jahre an die Stadt zu vermieten, damit dort Flüchtlingsunterkünfte gebaut werden können“, sagte Gerhard Kunz. Er habe der Stadt das Grundstück im Jahr 2014 schon einmal angeboten. Damals habe man ihm gesagt, dass kein Bedarf bestehe.

Am 16. Februar findet eine Infoveranstaltung statt

Nachdem ein Systembau eine Grundfläche von 500 Quadratmetern benötigt, könnten an der Ludwigsburger/Frankenstraße wohl vier Unterkünfte gebaut werden. „Wir haben uns immer dafür stark gemacht, dass der sogenannte Stuttgarter Weg auch in Zuffenhausen weiter beschritten wird“, sind sich die Sprecher der drei Flüchtlingsfreundeskreise einig. Einen Standort mit mehr als 250 Bewohnern lehnen sie ab. Es sei notwendig, weitere Flüchtlinge im Bezirk aufzunehmen, so die Sprecher. „Aber wir wollen auch die Chance bekommen, sie vernünftig integrieren zu können.“ Deshalb hoffe man, dass sich die Stadt noch einmal intensiv mit den Vorschlägen aus den Reihen der Freundeskreise beschäftige – vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass auch kleinere Flächen eine Lösung darstellen können.

Selbst der Zeitfaktor sei erst einmal kein Ausschlusskriterium für eine Fläche. Es sei damit zu rechnen, dass es mindestens einen Zuffenhäuser geben werde, der gegen die Bauten auf der Schlotwiese Einspruch einlege. Das könnte zu einer monatelangen Verzögerung führen, wie es derzeit bei den schon beschlossenen Unterkünften an der Schwieberdinger Straße der Fall ist. Sie sollen eigentlich im Frühjahr 2016 in Betrieb genommen werden. Daraus wird nichts. Noch fehlt die Baugenehmigung. Wenn sie vorliegt, wird es noch etwa sechs Monate dauern, bis die Gebäude fertig sind – also frühestens im Sommer. „Wir wissen, dass die Stadt auf eine Entscheidung am 18. Februar drängt. Bis dahin werden die Verhandlungen mit privaten Eigentümern von Flächen kaum abgeschlossen sein können. Aber es ist möglich, zu verhandeln, während man parallel das Baugesuch für die Schlotwiese oder den Festplatz einreicht“, betonen die Sprecher der Freundeskreise. „Wenn die Baugenehmigung dann da ist, wird man sehen, wie viele alternative Flächen zu diesem Zeitpunkt zur Verfügung stehen.“ Man wolle gemeinsam mit Gemeinderat und Stadtverwaltung die beste Lösung für die Stadt, Anwohner, Flüchtlinge und ehrenamtliche Helfer erreichen.

Am 16. Februar wird im Bürgerhaus in Rot über die neuen Flüchtlingsunterkünfte gesprochen (siehe „Termin für Sitzung des Bezirksbeirats steht“).