So weit wie Bujar Zeqiri ist Hassan Cheikhmous noch nicht. Aber er ist auf einem guten Weg. Ernst wirkt er, zurückhaltend, doch wenn man ihn anspricht, dann taut er auf und erzählt von seiner Flucht aus Kobane, der kurdischen Stadt an der syrisch-türkischen Grenze, die mit Mühe gegen die Angriffe des Islamischen Staats verteidigt werden konnte. Cheikhmous gehört einer neuen Generation von Flüchtlingen an, die sich mit GPS orientiert und mit dem Smartphone hantiert. „Im Internet gab es alle Infos“, erzählt der 30-Jährige von seiner Flucht.

 

Nur Frieden gibt es im Internet noch nicht. Auch Hassan Cheikhmous entfloh der Armee. An Heimkehr ist vorläufig nicht zu denken. „Kobane ist zerstört“, sagt er. „Ich will nicht immer von null anfangen.“

2014 kam er an. Ein Jahr verbrachte er im Gelben Haus, derzeit ist er in der Anschlussunterbringung in Sigmaringendorf, eine Wohnung in Sigmaringen steht in Aussicht. Er ist als Flüchtling für drei Jahre anerkannt. Lässt er sich nichts zuschulden kommen, wird er wohl dauerhaft in Deutschland leben können. Das ist seine Perspektive. Er absolviert in Laiz eine Ausbildung als Automechatroniker, dazu kommt ein Minijob bei einer Firma, die Autoteile herstellt. Er ist auch in der Freizeit aktiv: als Bühnenarbeiter und in einer „stillen“ Rolle bei der Waldbühne in Sigmaringendorf: Woody Allens Komödie „The Purple Rose of Cairo“ hatte dort am Wochenende Premiere. Er spielt Fußball im Verein und macht bei der Feuerwehr mit. Er wolle bleiben, sagt Cheikhmous. Aber noch ist er skeptisch.

Ende September wird das Gelbe Haus leer sein. In Spitzenzeiten waren dort bis zu 230 Menschen aus 26 Nationen untergebracht. Im Landratsamt Sigmaringen blättert Anja Schäfer, Leiterin des Fachbereichs Recht und Ordnung, in ihren Unterlagen zur Geschichte der Gemeinschaftsunterkunft. Sie erinnert an die jüdische Familie Frank, deren einstige Brauerei nun so viele Jahre Flüchtlingen zumindest vorübergehend eine Heimat gegeben habe. Dass diese Menschen nicht wie die Franks vor Deutschland flohen, sondern in Deutschland Schutz suchten – dies, sagt sie, sei am Ende doch ein versöhnlicher Gedanke.