Der schnelle Roberto Massimo hat sich beim VfB Stuttgart rasant entwickelt. Nun steht das Talent vor seinem Debüt in der deutschen U21-Auswahl – doch nicht alles lief nach Plan.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Roberto Massimo hat es gleich gespürt. Dem Vater stockte am Telefon die Stimme – und da wusste er, dass Freudentränen fließen. Unmittelbar nach Massimos Bundesligadebüt für den VfB Stuttgart hatten sie miteinander gesprochen, weil sich am Nachmittag des 19. September 2020 gegen den SC Freiburg eine Sehnsucht erfüllt hatte. „Seitdem ich klein bin, ist es der Traum von mir und meinem Vater gewesen, dass ich irgendwann einmal in der Bundesliga spiele“, erzählt der 19-Jährige im Interview auf der Internetseite des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Denn es kann gut sein, dass Papa Massimo, ein Italiener, bald wieder ein emotionaler Moment bevorsteht.

 

Roberto Massimo ist von Trainer Stefan Kuntz überraschend für die U-21-Auswahl nachnominiert worden. Zwei EM-Qualifikationsspiele stehen für die durch Verletzungen und Absagen aufgrund der Corona-Pandemie gebeutelte Mannschaft an: An diesem Freitag in Moldau (18.15 Uhr/Prosieben Maxx) und am Dienstag (18.15 Uhr/Prosieben Maxx) gegen Bosnien-Herzegowina. Zwei Chancen für den VfB-Flügelflitzer, auf der Überholspur weiter nach vorne zu kommen. „Ich werde im Training alles geben, um dann hoffentlich mein Debüt zu feiern. Damit würde einer meiner nächsten Träume in Erfüllung gehen“, sagt das in Ghana geborene Talent.

Aus dem Tief herausgearbeitet

Dabei erlebte Massimo erst vor wenigen Monaten einen fußballerischen Albtraum. In Kiel, Ende Mai. Er wurde in der Schlussviertelstunde eingewechselt und verursachte zwei Gegentore. Die Partie ging 2:3 verloren und die Nachwuchskraft verschwand erst einmal von der Bildfläche. Der schnelle Junge mit der Rückennummer 30 tauchte anschließend nicht mehr auf den Spielberichtsbögen des VfB auf. Wie eine Strafaktion wirkte das.

Doch jeder Mitspieler fand noch auf dem Platz eine aufmunternde Geste oder richtete später in der Kabine tröstende Worte an Massimo. Pellegrino Matarazzo sprach lange mit ihm, und der Trainer empfahl, sich wieder Selbstvertrauen über das Training zu holen. Allerdings bremsten Oberschenkelprobleme und eine Angina den Tatendrang.

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Erst mit der Vorbereitung auf die Erstligasaison legte Massimo mit frischem Elan los und rasch spürte er das Vertrauen des Trainers. Doch bereits im Testspiel gegen den FC Liverpool verletzte sich Massimo am Sprunggelenk. Dabei hatte er gerade noch in einigen Sprints mit dem Stürmerstar Sadio Mané mitgehalten.

Auf Spitzengeschwindigkeiten von 35 Stundenkilometern bringt es der Dribbler, der Cristiano Ronaldo als sein Vorbild nennt. Als künftigen Mann für die rechte Außenbahn sehen sie Massimo aufgrund seines hohen Tempos deshalb beim VfB. Rauf und runter soll er rennen. Jedoch nicht nur als Flügelstürmer, was er gelernt hat. Sondern auch als Verteidiger, was eine Umschulung erfordert.

Stefan Kuntz macht Mut

Sven Mislintat hat dieses Potenzial früh erkannt. Der Sportdirektor beendete die Leihe mit Massimos Stammverein Arminia Bielefeld deshalb ein Jahr eher als geplant. Er sollte sich beim VfB entwickeln – und nach stockenden Monaten verlief dieser Prozess zuletzt rasant. „Ich kann jetzt meine Stärken noch besser ausspielen. Durch unser Konterspiel habe ich mehr Platz und bin in der Lage, mein Tempo noch stärker nutzen“, sagt Massimo, der sich in der verjüngten Mannschaftstruktur der Stuttgarter nun besser zurechtfindet als im Jahr zuvor.

In allen drei Bundesligabegegnungen kam das Talent bisher zum Einsatz. Zuletzt hat er dem gestandenen Karim Bellarabi von Bayer Leverkusen die Stirn geboten. Die couragierten Auftritte haben auch Kuntz gefallen. „Die coronabedingten Ausfälle sind auch eine Chance für die anderen Spieler. Sie haben die Möglichkeit, sich auf einer sehr guten Bühne zu präsentieren“, sagt der Coach der DFB-Junioren im Teamhotel in Herzogenaurach.

Zwei Siege fordert Kuntz aus den Partien in Chisinau und Fürth. Dadurch erhofft sich der 57-Jährige, dass nach dem 1:4 gegen Belgien wenigstens der zweite Platz erreicht wird. Denn neben den neun Gruppensiegern lösen auch die fünf besten Gruppenzweiten das EM-Ticket. Für Massimo ist das keine Frage. „Trotz der vielen Veränderungen im Kader ist die Qualität in der Mannschaft weiterhin hoch“, sagt er voller Selbstvertrauen, „deshalb bin ich da sehr optimistisch und sicher, dass wir das schaffen.“