Ein Flugblatt, das mit Gewalt gegen Hundebesitzer drohte, so sie die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner nicht entsorgen, brachte zwei kleine Mädchen (mit Hund) auf die Idee, selbst tätig zu werden. Sie sammelten den Hundekot selbst ein - weitere schlossen sich an.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Süd - Groß rauskommen wollten Mona und ihre Freundin Marlene eigentlich nicht. „Wir wollten einfach handeln“, sagt die zehnjährige Mona aus dem Heusteigviertel schlicht. Den Mädchen war auf ihrer Tour mit dem Nachbarshund Leica durch das Stadtviertel aufgefallen, dass viele andere Hundebesitzer die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner einfach an Ort und Stelle liegen lassen.

 

Sie selbst sammeln den Hundekot stets mit dem dafür vorgesehenen Tütchen ein und entsorgen ihn, sagt Marlene. „Es ist nicht schön, wenn das rumliegt“, ergänzt ihre Freundin Mona.

Sensibilisiert für die Verunreinigungen wurden die Mädchen durch eine Flugzettel-Aktion. In seinen Schreiben hatte der anonyme Urheber nicht nur die Verwandlung von Stuttgart in „Dog Shit City“ beklagt, sondern auch den Hundebesitzern mit Gewalt gedroht, sollten sie weiterhin die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner nicht selbst beseitigen.

Nachbarskinder hatten die Idee für die Aktion

Gretchen Stegmaier, Besitzerin des Labradors Leica, war über das soziale Netzwerk Facebook auf den Flugzettel aufmerksam geworden und hatte deshalb ihre Aushilfs-Spaziergängerinnen gewarnt, vorsichtig zu sein. Die Mädchen haben der 37-Jährigen dann selbst vorgeschlagen, die Sache friedlich zu lösen. „Sie hatten auch die Idee für die Aktion“, erzählt Stegmaier.

Mit ihr haben sich vier Erwachsene und neun Kinder aus dem Heusteigviertel am vergangenen Wochenende zusammengetan und sind gemeinsam mit großen Müllsäcken durchs Viertel gezogen. Mit Einweghandschuhen und braunen Hundetütchen haben sie die Straßen von allen Hundehäufchen gereinigt, die sie gesehen haben. Nach zwei Stunden hatten sie zwei große Mülltüten voll.

Gleichzeitig haben sie ebenfalls Zettel im Viertel aufgehängt, um auf ihre eigene Aktion aufmerksam zu machen. „Wir haben diese Fläche von allen Hundehaufen befreit“, ist darauf zu lesen.

Stegmaier hat die Aktion mit den Kindern keineswegs aus Trotz organisiert, sondern weil sie den Ärger des Zettelschreibers durchaus berechtigt findet. Die Zettel habe man als Ansporn für andere Hundehalter verteilt. Auch wollen sie die Situation in ihrem Viertel friedlich lösen. Die wichtigste Botschaft von Stegmaier: „Uns andere Hundehalter stört das genauso. Und nicht jeder von uns lässt die Häufchen einfach liegen. “

Ein weiterer Grund für die Säuberungsaktion: Stegmaier hat genau wie viele andere Hundebesitzer die Befürchtung, dass bei manch einem der Ärger in Hass umschlägt und derjenige zur Selbstjustiz greift und eventuell Giftköder auslegt.

Sowohl unterwegs als auch auf Facebook, wo Stegmaier die Aktion „Heusteig-Hundehalter für ein sauberes Viertel“ dokumentiert hat, hat die Gruppe viel Lob bekommen. Deshalb soll es langfristig nicht bei der einmaligen Sammelaktion bleiben. „Wir werden das sicherlich wieder machen“, sagt sie. Besonders schön findet sie, dass sich über ihren Facebook-Post bereits Nachahmer gefunden haben. Bürger aus dem Westen wollen laut Stegmaier nun ebenfalls in Eigenregie ihr Viertel von Hundehaufen befreien.

Hundebesitzer sind verpflicht, den Kot zu entfernen

Den Dreck des eigenen Hundes zu entfernen, ist aber genau genommen eigentlich keine freiwillige Tat zum Wohle der Allgemeinheit, sondern gesetzliche Pflicht. Wer erwischt wird, dem droht ein Verwarnungsgeld. Allerdings ist es häufig so, dass die Hundebesitzer beim ersten Mal lediglich mit einer Ermahnung davon kommen. Erst beim zweiten Mal folgt in der Regel der Bußgeldbescheid in Höhe von circa 50 bis 75 Euro. Neben Kontrollen durch den städtischen Vollzug, versucht die Stadt das Problem zu lösen, in dem sie Tütenspender aufstellt und damit an das Pflichtbewusstsein der Hundebesitzer appelliert.

Das scheint bei dem einen oder anderen jedoch eher gering ausgeprägt zu sein. Das zumindest glaubt Mona: „In ein paar Wochen werden wieder genau so viele Haufen rumliegen.“