Bis Silvesterabend erwartet der Airport 11,7 Millionen Fluggäste. Die Ertragslage ist grandios. Zudem ist man auf eine Statistik beim Flughafen besonders stolz.

Stuttgart - Am Flughafen wird 2018 ganz locker die Grenze von elf Millionen Passagieren übertroffen, die man 2017 hauchdünn verfehlte. Bis Silvesterabend erwarten Walter Schoefer, Sprecher der Geschäftsführung, und Co-Geschäftsführerin Arina Freitag 11,7 oder 11,8 Millionen Fluggäste, was einem Zuwachs von gut sieben Prozent entspräche. Daher fiel es den beiden am Mittwoch bei einem Pressegespräch leicht, für 2019 gleich einen neuerlichen Rekord in Aussicht zu stellen: Dann dürfte die Marge von zwölf Millionen Passagieren übertroffen werden, denn Schoefer und Freitag rechnen mit einem neuerlichen Wachstum, wenn die Wirtschaftskonjunktur mitmacht, vorsichtshalber allerdings nur mit zwei bis drei Prozent. Manche Airlines wollen mehr Flüge und Sitzplätze anbieten, nachdem die Zahl der Starts und Landungen schon 2018 – ausgehend von rund 130 000 Bewegungen im Vorjahr – um zehn Prozent zugenommen hat.

 

Das Schielen nach der Passagierzahl hat vor allem mit einem zu tun: mit Geld. Allein der Zuwachs in diesem Jahr von einer knappen Million Fluggäste dürfte rund 20 Millionen Euro zusätzlich in die Kasse spülen, nur durch Ausgaben der Passagiere am Flughafen. Ganz sicher ging es der Flughafengesellschaft, die zu 65 Prozent dem Land und zu 35 Prozent der Stadt Stuttgart gehört, wirtschaftlich „sehr, sehr gut“. Der Hochbetrieb im stärksten Sommer aller Zeiten bringt das Jahresergebnis nach einem Minus von 34,8 Millionen Euro im vergangenen Jahr nun wieder ins Plus. Freitag erwartet einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag, sprich: zehn bis 15 Millionen. Dabei ist schon die letzte Jahresrate für das Bahnprojekt Stuttgart 21 herausgerechnet: Mit 42,3 Millionen Euro vollendete die Flughafengesellschaft ihre Projektbeteiligung im Gesamtvolumen von rund 360 Millionen – womit man sich einen Flughafenbahnhof nah bei den Terminals erkaufen wollte.

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Flughafen verweist auf beste Pünktlichkeitswerte

Das wirtschaftliche Ergebnis ist gut, obwohl 2018 die Belegschaft der Bodenverkehrsdienste um rund 100 Mitarbeiter „aufgebaut“ worden sei. Freitag will den Personalaufbau weiterführen, auch in den Fluggastgebäuden, denn: „Die Kunden wollen Ansprechpartner.“ Das galt gerade auch 2018, als in der Luftfahrtbranche oftmals chaotische Zustände herrschten. Die Zahl der Flugausfälle in Stuttgart stieg von 1500 im vergangenen Jahr auf 2100. Jedes vierte Flugzeug war mehr als 15 Minuten verspätet. Die Probleme seien aber zu weniger als zehn Prozent hausgemacht gewesen, beteuerte Freitag. Zumeist hätten Flugzeuge die Verspätungen schon mitgebracht oder es habe technische Probleme oder Engpässe bei den Fluglotsen gegeben. Der Flughafen Stuttgart habe kurze Umkehrzeiten für die Maschinen ermöglicht, die Flüge oft genug wieder etwas pünktlicher gemacht. Man habe die Probleme vorausgesehen, vorgebeugt und sich so im heißen Sommer „gut geschlagen“, sagten die Geschäftsführer. Unter den deutschen Flughäfen mit mehr als zehn Millionen Passagieren sei man der mit der besten Pünktlichkeitsrate gewesen.

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Dabei hätten die Fluggastzahlen nur in Frankfurt/Main und Hannover stärker zugenommen. Man habe nicht nur als Flughafen der kurzen Wege gepunktet, sondern 2018 auch mit Wartezeiten vor den Sicherheitskontrollstellen unter zehn Minuten. Die Zahl der Beschwerden habe im Vergleich zu den Vorjahren deutlich abgenommen. Die Kundenzufriedenheit ist ein Pfund, mit dem Freitag weiter wuchern will. „Wir müssen ein Wachstumsflughafen sein“, sagte sie, „der Markt stellt sich neu auf. Wir müssen uns einen Teil sichern.“ Beim Bauprogramm aber steckt man in einem Punkt zurück: Der Architektenwettbewerb für den Neubau von Terminal 4 werde erst 2020 eingeleitet, kündigte Schoefer an.

Auch die neuen Entwicklungen zu S21 sind Thema

Man habe die Anforderungen noch nicht unter einen Hut gebracht, und die Baukonjunktur sei auch überhitzt. Auf die Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofes, wonach die Baugenehmigung für den S-21-Streckenabschnitt am Flughafen „rechtswidrig und nicht vollziehbar“ ist, ging er auch ein. Sie rühre ja von der Straßenplanung für die L 1204 her. Die bahntechnischen Pläne dagegen seien nicht zum ersten Mal für rechtlich einwandfrei befunden worden. Laut dem neuen Urteil wäre ein Zughalt nördlich der Autobahn 8, mit dem auch manche Repräsentanten der Bahn liebäugelten, „nicht vorzugswürdig und nicht eindeutig besser“ als der Flughafenbahnhof. Schoefer: „Das sollte für alle Beteiligten Klarheit schaffen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“