Den aktuellen Zahlen zufolge geht es der Lufthansa ganz gut. Nun ist in Stuttgart aber von einem Abbau von 170 Arbeitsplätzen die Rede. Was wissen Sie darüber?
Die Lufthansa ist unser größter Kunde, wir freuen uns, wenn es ihr gutgeht. Sie hat aber schon länger angekündigt, dezentrale Standorte wie etwa Stuttgart bei Passage und Operations nicht mehr in Eigenregie bedienen zu wollen. Die Lufthansa ist fast die einzige Airline, die diese Dienstleistung bei uns noch selbst erbringt. Wenn sie im Wettbewerb besser werden will, muss sie diese einkaufen. Etwa bei unserer Tochter SGS.
Seit Kurzem haben Sie auch Ryanair und Easyjet auf dem Hof. Sorgen also die Billigflieger für Ihr starkes Wachstum?
Ryanair und Easyjet haben den Markt eindeutig stimuliert. Die anderen Gesellschaften hätten vielleicht noch ein Jahr lieber die Preise erhöht als expandiert. Von den rund 900 000 zusätzlichen Passagieren kommt aber nur ein Viertel von diesen beiden, 75 Prozent stammen von etablierten Airlines oder anderen Neulingen. Germanwings – seit Anfang November unter dem Namen Eurowings unterwegs – expandiert, ebenso Air Berlin, einer der erfolgreichsten Kunden ist Turkish Airlines, aber auch Condor.
Was erwarten Sie in Zukunft von Ryanair und Easyjet?
Das ist schwer zu sagen. Beide testen gerne den Markt, fliegen einfach mal, ohne Flugzeuge zu stationieren, und schauen, was passiert. Beide sind aber von Stuttgart angetan. Easyjet fliegt nun zusätzlich in Richtung Venedig und Edinburgh. Ryanair übt dagegen Zurückhaltung, um eventuell den Abfertigungspreis zu drücken. Wir haben aber keinen Grund, etwas zu verschenken. Beide sind in Habachtposition, um auf Veränderungen des Marktes zu reagieren.
Wachstum bedeutet mehr Arbeitsplätze. Wie sieht das am Flughafen aus?
Wir haben uns deutlich verstärkt, in diesem Jahr mit 100 Mitarbeitern in den Tochterunternehmen und auch bei der Flughafengesellschaft, weil wir auf vielen Baustellen unterwegs sind.
Bei einem solchen Wachstum stoßen Sie bald an Kapazitätsgrenzen. Welche Pläne haben Sie in der Schublade?
Unsere Terminals sind für etwa zwölf Millionen Fluggäste gebaut. Wir lassen deshalb gerade in einer Machbarkeitsstudie prüfen, welches der geeignete Standort für zusätzliche Abfertigungskapazitäten wäre. Das wird für uns deshalb konkret, weil wir mit der Sicherheitskontrolle einen gewaltigen Platzfresser haben. Die Geräte werden immer größer, ohne dass der Durchsatz steigt. Wir brauchen im Herzen des Flughafens mehr Platz, wollen aber weder gastronomische Einrichtungen noch Geschäfte aufgeben, weil das für den Fluggast nachteilig wäre. Ziel ist es, einen Ausbau so rechtzeitig zu starten, dass größere Provisorien bis zur Fertigstellung vermieden werden.
Im Sommer waren die Parkplätze knapp. Wie reagieren Sie?
Taxen und Mietwagen haben zwar stark zugenommen, auch die S-Bahn hat eine höhere Akzeptanz, aber wir werden nicht umhinkommen, neue Parkplätze zu bauen, da auch unsere Büroneubauten relativ viele benötigen. Es geht dann aber in die Höhe. Der Flughafen wird nicht in die Breite expandieren, sondern, wo immer es geht, auf bestehenden Flughafenflächen verdichten.
Das Großprojekt Stuttgart 21 zieht sich und könnte damit zum Hemmschuh beim Ausbau Ihrer Flughafen-City werden. Wie sehen Sie das?
Die Bahn möchte im Herzen des Flughafens in offener Bauweise bauen. Bis zur Planfeststellung liegt im Grunde über Teilen des Flughafens eine Veränderungssperre. Wir müssen abwarten, wo die Bahn ihre Baugruben legt und wie Zu- und Abfahrten verlaufen. Wenn wir den Flughafenbetrieb qualitativ aufrechterhalten wollen, müssen wir Schritt für Schritt planen. Für uns wird es schwierig, Flächen im Zentrum zu finden, die nicht in Konflikt mit dem Bau von S 21 treten.
Sie werden nächstes Jahr 62, Ihr Fünf-Jahres-Vertrag läuft bis Sommer 2017. Die Einweihung werden Sie als Geschäftsführer also nicht mehr erleben?
Ganz sicher nicht, denn ich habe dem Aufsichtsrat mitgeteilt, dass ich Ende April 2017, kurz nach Vollendung meines 63. Lebensjahres, auszuscheiden wünsche. Er hat mir signalisiert, dass das in Ordnung geht.