Schnee und Eis sind eine besondere Herausforderung für landende und startende Flugzeuge. Damit alles glattgeht, stehen am Flughafen in Stuttgart 180 freiwillige Winterdienstler bereit. Wir haben eine von ihnen getroffen.

Echterdingen - Kornelia Klaus führt seit vielen Jahren ein Doppelleben: Zum einen ist sie als Eventmanagerin am Flughafen Echterdingen tätig und organisiert viele Veranstaltungen, wie etwa das Kinderfest im Sommer, das jeweils etwa 20 000 Besucher anlockt. Dafür sitzt Klaus vor allem am Schreibtisch. Für ihren zweiten Job braucht sie eine Sicherheitsweste: Klaus ist nämlich seit zehn Jahren Freiwilligenhelferin im Winterdienst am Flughafen. „Wir sorgen dafür, dass die Flugzeuge sicher bei Schneefall auf der Landebahn landen können“, sagt Klaus. „Die Landebahn hat die oberste Priorität.“ Sie wird von den Winterdienstlern zuerst abgefahren.

 

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Klaus steuert ein Kehrblasgerät; dieses schiebt den Schnee seitlich von der Bahn. Auf das Kehrblasgerät folgen die Fräsen, die den Schnee auf die Seite pusten. Anschließend kommen die Sprühfahrzeuge zum Einsatz. Sie sorgen dafür, dass die Haftung am Boden gewährleistet ist. „Die Reibung wird anschließend mit einem Griffigkeitsmessgerät, einem sogenannten Skiddometer überprüft“, sagt Klaus.

Notfalls geht es nachts um 2 Uhr aufs Flugfeld

Da man Schnee nicht verlässlich planen kann, müssen Klaus und die anderen 180 Helfer in ihrer Schicht immer auf Abruf bereit stehen. „Wenn der Einsatzleiter nachts um 2 Uhr anruft, müssen wir aufs Flugfeld raus“, sagt Klaus. Für den Einsatz im Winterdienst hat sie einen Lastwagen-Führerschein sowie einige Sonderschulungen des Flughafens gemacht. „Jedes Jahr, bevor wir in den Winterdienst gehen, machen wir uns noch mal mit unseren Fuhrwerken vertraut, das ist wichtig“, erklärt Klaus.

„Der Pflug ist fünf Meter breit und damit breiter als die Kehrblasgeräte der Stadt Stuttgart zum Beispiel“, sagt die Pressesprecherin des Flughafens, Beate Schleicher. „Bei schlimmsten Schneefällen rückt dann auch mal unsere Flughafenfeuerwehr an.“ In V-Form fahren die Winterdienstler leicht versetzt auf die 3345 Meter lange und 45 Meter breite Start-und Landebahn. „Es folgt eine intensive Zusammenarbeit mit der Flugsicherung, mit dem Tower, der Verkehrsaufsicht und der Einsatzleitung“, sagt Klaus. Bis alle wichtigen Flächen geräumt werden, können 15 bis 20 Minuten vergehen. Wenn die Landebahnen geräumt werden, fliegen die landebereiten Flugzeuge in eine kurze Warteschleife. „Je nach Stärke des Schneefalls wird dann auch noch ein zusätzliches Fuhrwerk hinzugezogen“, sagt Klaus.

Warten im Iglu

Während ihrer Schicht, die entweder von Mittag bis Mitternacht oder von Mitternacht bis morgens geht, sitzt Kornelia Klaus mit anderen Kollegen im Iglu, dem Wartehäuschen auf dem Flughafengelände. „Die Atmosphäre ist trotz Wartens gut, es ist ein eingespieltes Team“, sagt Klaus. Netter Nebeneffekt: Beim Winterdienst kommt Kornelia Klaus mit Mitarbeitern aus anderen Abteilungen ins Gespräch, denen sie bei ihrer sonstigen Arbeit eher nicht über den Weg laufen würde.

Kornelia Klaus mag die Abwechslung ihrer beiden Jobs am Flughafen. „Die Planungen im Büro brauchen viel Zeit, beim Räumen des Schnees kann man den Erfolg aber sofort sehen.“