Für Flüchtlinge gibt es immer noch Wege von Griechenland nach Deutschland: Wer seinen Schleusern viel Geld bezahlt, schafft es durch die Hintertür – per Flugzeug und mit einem gefälschten Schweden-Siegel. Elf schafften es so bis zum Stuttgarter Flughafen.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Irakische Passagiere in Flugzeugen aus Griechenland mit Pässen aus Syrien und Aufenthaltsgenehmigungen aus Schweden – der Fantasie sind offenbar keine Grenzen gesetzt, mit denen Flüchtlinge nach Deutschland zu gelangen versuchen. Auf dem Stuttgarter Flughafen sind gleich elf Personen mit falschen Pässen von der Bundespolizei aufgegriffen worden. Gelandet waren sie am Dienstagabend mit zwei Fliegern aus Thessaloniki.

 

Eine Maschine einer griechischen Fluggesellschaft war gegen 19 Uhr in Stuttgart angekommen, aus der fünf Passagiere mit syrischen Reisepässen einer grenzpolizeilichen Kontrolle unterzogen wurden. Die Beamten stellten fest, dass nicht nur die Pässe gefälscht waren, sondern auch die Aufkleber darin – angebliche schwedische Aufenthaltstitel. Die Erwischten gaben an, in Wirklichkeit Iraker zu sein und in Deutschland Asyl beantragen zu wollen. „Woher die Pässe stammen, ist unklar“, sagt Bundespolizei-Sprecherin Saskia Bredewald, „sie sind offenbar aber in Griechenland gekauft worden.“ Dafür dürften Summen im Wert von mehreren Tausend Euro geflossen sein.

Vier Stunden später – der nächste Fall

Offenbar gibt es falsche Pässe mit Schweden-Siegel in größeren Chargen. Denn gegen 23 Uhr flog die nächste Maschine aus Griechenland ein – mit dem nächsten Fund.

Eine sechsköpfige Familie legte ebenfalls syrische Pässe mit angeblichem Aufenthaltsrecht in Schweden vor. Auch diese Passagiere mussten schließlich zugeben, aus dem Irak zu stammen und Asyl in Deutschland zu suchen. „Ermittelt wird nun wegen des Verdachts der Urkundenfälschung und des Verschaffens von falschen amtlichen Ausweisen“, sagt Polizeisprecherin Bredewald. Die elf Iraker kamen trotzdem an ihr Ziel: Sie wurden an die Landeserstaufnahmestelle nach Karlsruhe weitergeleitet.

Landeskriminalamt ist Hintertürchen bekannt

Den Ermittlungsbehörden ist offenbar schon länger bekannt, dass Fälscherbanden für viel Geld Pässe an Flüchtlinge verkaufen, die mit einem schwedischen Aufenthaltstitel versehen sind. Einem gefälschten natürlich. Damit lässt es sich nämlich leichter im sogenannten Schengen-Raum in der Europäischen Union reisen. Ein Hintertürchen dafür, wenn man trotzdem mit einem irakischen oder syrischen Pass unterwegs ist. „In der Vergangenheit hatten wir immer wieder mal solche Fälle“, sagt Horst Haug vom Landeskriminalamt, „nur in diesem Jahr war das bisher nicht mehr auffällig.“ So ändern sich die Zeiten. Seit Dienstagabend ist das falsche Schweden-Siegel wieder ein Thema bei den Behörden.