Das britische Unternehmen Easyjet ist nun auch in der Landeshauptstadt vertreten. Die arabische Etihad kooperiert unterdessen mit Air Berlin und kann deshalb ebenfalls von und nach Stuttgart fliegen.

Stuttgart - Großer Bahnhof am Flughafen Stuttgart: Am Montagvormittag hebt im Beisein von Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), Flughafenchef Georg Fundel und Repräsentanten der Fluglinien Air Berlin und Etihad (Abu Dhabi) der erste Airbus A 320 zum Nonstop-Flug in Richtung Vereinigte Arabische Emirate ab. Etihad ist Teileigentümer von Air Berlin. Zunächst wird sieben Mal pro Woche geflogen, Fundel hofft auf eine Verdopplung der Frequenz, was für Geschäftsreisende von großer Bedeutung sei. Die Fluglinien rechnen damit, dass bis zu drei Viertel der von Stuttgart aus fliegenden Passagiere am Drehkreuz Abu Dhabi umsteigen, um dann mit Etihad etwa nach Indien oder Australien weiter zu reisen. Umgekehrt böten sich betuchten Bürgern von der Golfküste die Gelegenheit, am frühen Morgen in Stuttgart zu landen, um sich dort medizinisch versorgen zu lassen und einzukaufen, so Fundel.

 

Fundel gibt der Linie gute Chancen, andere Experten weisen allerdings darauf hin, dass es sich bei Etihad um eine Fünf-Sterne-Fluglinie handele, die auch Drei-Zimmer-Suiten in einigen Maschinen anbiete, und ihr der Günstig-Partner Air Berlin in puncto Service in den Luxusklassen nicht das Wasser reichen könne. Für Stuttgart ist es bereits der zweite Versuch einer Direktverbindung an den Persischen Golf. Der erste durch Qatar Airlines war schnell beendet worden.

Ein Engagement der Fluggesellschaft Emirates (Dubai) scheitert bisher in erster Linie daran, dass ihr Kontingent an nationalen Verkehrsrechten erschöpft ist. Sie landet schon in München und Frankfurt – und das ist auch genug, wenn es nach den Ministerpräsidenten von Bayern und Hessen geht, die laut Fundel eifrig dabei seien, diese Position gegenüber der Bundesregierung zu vertreten. Winfried Kretschmann stehe der Flughafengesellschaft zwar im Bemühen zur Seite, Baden-Württemberg nicht ins Glied zu drängen; die Grünen hätten es in Berlin aber derzeit schwer, sich Gehör zu verschaffen.

Easyjet greift in Stuttgart an

Aber auch die gemeinsamen Flüge von Etihad und Air Berlin sind plötzlich umstritten: Zuletzt hat das Luftfahrtbundesamt ein Verbot für den Winterflugplan verhängt, diese Entscheidung dann aber ausgesetzt. Dem Stuttgart-Engagement stehe nichts im Wege, betonte Air-Berlin-Vertriebsvorstand Götz Ahmelmann am Mittwoch. Für den Sommerflugplan sei das so genannte „Code-Sharing“ aber noch nicht genehmigt, man sei aber guter Hoffnung, schließlich sei dieses Verfahren seit Jahren üblich. Dabei teilen sich Fluggesellschaften einen Linienflug und führen ihn jeweils unter ihrer Code-Nummer. So vergrößert sich scheinbar das Angebot und verdichtet sich das Streckennetz.

Während dieser Erstflug eine besondere Beachtung findet, ist eine für Stuttgart historische Entscheidung untergegangen: Von 2015 an wird auch die britische Fluggesellschaft Easyjet von Stuttgart aus fliegen. Damit ist nun das eingetroffen, was viele Jahre undenkbar erschien: Europas größte Billigfluglinien starten und landen nicht mehr nur auf deutschen Provinzflughäfen zu „schändlichem Entgelt“ (Fundel), sondern entdecken die Metropolen für sich und sind offenbar sogar bereit, die geforderten Start- und Landeentgelte zu bezahlen. Easyjet transportiert 60 Millionen Passagiere pro Jahr und wird nur noch von der hierzulande deutlich bekannteren Ryan Air (80 Millionen) übertroffen.

Airport-Chef erwartet „ordentliches Ergebnis“ für 2014

Von ihrem Heimatflughafen London-Luton aus betreibt Easyjet eine Flotte von 217 Flugzeugen. Wo die Fluggesellschaft auftaucht, will sie sich große Marktanteile sichern. „Easyjet hat angekündigt, in Stuttgart die Nummer eins oder zwei werden zu wollen“, sagt Fundel. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Engländer Air Berlin überholen; die Fluggesellschaft hatte 2013 einen Anteil von 19,3 Prozent, will in Stuttgart aber auch weiter wachsen, etwa mit einer Linie zur Kanalinsel Guernsey.

Kapazitäten sind auf den Fildern vorhanden, nicht zuletzt dadurch, dass das Schwergewicht Germanwings/Lufthansa mit 38 Prozent Anteil verstärkt mit sich selbst beschäftigt scheint und konsolidiert. Dass die Kranichlinie ihre Eurowings zur Billigfluglinie wandelt, erschwert den Passagieren den Überblick. Easyjet nutze die Verwirrung, sagt Fundel, der optimistischer dreinschaut als 2013. Er erwartet für 2014 ein „relativ ordentliches Ergebnis“.