Vor dem Abflug haben Reisende am Flughafen Stuttgart manchmal quälend lang in einer Schlange auszuharren, ehe sie kontrolliert werden. „Das ist nicht akzeptabel“, gibt die Bundespolizei zu.

Stuttgart - Eine Krisensitzung jagt die nächste, und auch am Mittwoch rangen die beteiligten Stellen am Flughafen Stuttgart wieder um eine Lösung: Vor den Sicherheitskontrollen müssen die Reisenden zurzeit immer wieder quälend lange warten, weil die von der Bundespolizei beauftragte Firma FraSec offenbar mit der Personalplanung Schwierigkeiten hat. Die Zustände versprechen wenig Gutes für die Hauptreisezeit, die in der kommenden Woche am Feiertag Christi Himmelfahrt einsetzt und sich über die Pfingstferien erstrecken wird.

 

Steffen Zaiser, Sprecher der Bundespolizei in Stuttgart, gibt unumwunden zu: „Es kam tatsächlich immer wieder zu langen Wartezeiten, die die Toleranzgrenze überschreiten und nicht akzeptabel sind.“ Man dringe auf eine schnelle Verbesserung.

Scheidender Flughafenchef war alarmiert

Wer genau las, musste schon bei der Lektüre eines Interviews stutzen, das der scheidende Flughafen-Geschäftsführer Georg Fundel Ende April gegeben hatte. Als er zu den Herausforderungen befragt wurde, die es am Flughafen zu meistern gelte, kam er umgehend auf den „Abbau der Warteschlangen vor den Luftsicherheitskontrollen“ zu sprechen.

Inzwischen klagen Reisende über die Zustände. „Teilweise gab es Wartezeiten von 59 Minuten“, beschwerte sich diese Woche ein Fluggast. Vorige Woche, berichtete er, habe ein Passagier nach dem Betreten des Fluggastgebäudes auf dem Absatz umgedreht, um mit dem Auto nach Frankfurt zu fahren.

Johannes Schumm, Sprecher der Stuttgarter Flughafengesellschaft, kann nicht leugnen, dass die Lage sehr unbefriedigend ist. Seit Dezember beobachte man immer wieder „punktuell längere Wartezeiten“. Die elektronischen Anzeigen, die an den Zugängen zu den Sicherheitskontrollen die Wartezeiten in den einzelnen Terminals ankündigen, hätten schon 40 Minuten oder mehr angezeigt. Er könne nicht ausschließen, dass es auch eine Wartezeit von 59 Minuten gegeben habe. Die Flughafengesellschaft habe den Anspruch, dass die Wartezeiten längstens zehn Minuten betragen. Sie könne aber kaum Einfluss darauf nehmen.

Geschäftsführerin von FraSec schweigt

Die Luftsicherheitskontrollen sind eine hoheitliche Aufgabe des Bundes, und die Bundespolizei hat einen Dienstleister mit Kontrollen beauftragt. Seit Anfang 2014 handelt es sich in Stuttgart dabei um die Firma FraSec, ein Unternehmen im Fraport-Konzern, der den Flughafen Rhein-Main betreibt. Im Internet gibt es Klagen über die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung.

Besonders oft staut sich vor den Kontrollstellen in Stuttgart der Strom der Reisenden an Freitagen, wenn viele Geschäftsleute, Wochenendpendler und Kurzurlauber zusammentreffen. Aber auch an anderen Wochentagen kann es zu Problemen kommen. Ausgelöst werden sie offenbar durch akuten Personalmangel. Da könne es schon vorkommen, dass 20 bis 40 Krankmeldungen eingingen, sagen Eingeweihte. Die Folge: Manche Kontrollspuren werden geschlossen – und vor anderen Kontrollstellen stauen sich umso mehr die Fluggäste.

Zur Frage, warum FraSec die Personalplanung nicht in den Griff bekommt, mochte die Geschäftsführerin Bärbel Töpfer in Frankfurt unserer Zeitung nichts sagen. Man sei nur Auftragnehmer. Äußerungen oblägen dem Auftraggeber, also der Bundespolizei. Deren Sprecher Steffen Zaiser bemühte sich um Diplomatie. Allerdings sagte er auch: „Der Dienstleister hat ein Problem mit der Personalplanung. Wir arbeiten an einer Lösung, um die Wartezeiten auf ein erträgliches Maß zurückzuführen.“ Dabei denke man nicht in Wochenzeiträumen, sondern in Tagen, weil die Hauptreisezeit bevorstehe.

Personalausfälle nicht ausgeglichen

Zaiser schloss aus, dass die langen Wartezeiten mit denKörperscannern zusammenhängen könnten, die seit Dezember 2014 vermehrt eingesetzt werden und Anfang 2015 zu ärgerlichen Warteschlangen vor den Kontrollstellen beitrugen. Nicht nur das Personal, auch die Reisenden hätten sich inzwischen an die Körperscanner gewöhnt. Außerdem habe man am Flughafen erfolgreiche Maßnahmen ergriffen. Beispielsweise werden Reisende inzwischen zu Kontrollstellen mit geringerem Andrang umgeleitet. Sogenannte Terminalmanager unterstützen die Steuerung. Die gegenwärtigen Probleme seien darauf zurückzuführen, dass der Dienstleister Personalausfälle nicht haben kompensieren können.

Flughafensprecher Schumm berichtet, dass regelmäßige Besprechungen aller Beteiligten eingeführt worden seien. Ohne diese sähe es jetzt noch schlimmer aus, glaubt er. Die Reisenden, raten Schumm und Zaiser, sollten gerade in der jetzigen Situation rechtzeitig zum Flughafen kommen. „Wir empfehlen grundsätzlich, zwei Stunden vor Abflug da zu sein“, sagt Schumm.