Der Stuttgarter Flughafen hat vergessenes Gepäck für einen sozialen Zweck versteigert. Immer wieder ist erstaunlich, wie viel Geld Menschen für den Koffer eines Unbekannten ausgeben. Und nicht immer steckt etwas Besonderes drin.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Stuttgart - Für 580 Euro hat Familie Gamp einen Koffer ersteigert. Was diesen so wertvoll macht? Ein paar Pralinenschachteln, Kaffeepulver, eine blaue Jogginghose und ein altrosa Schlüpfer. Dazu: jede Menge Sand von der türkischen Küste. Im Publikum sind einige überrascht, ob der hohen Summen, mit denen manche der Besucher bei der Versteigerung ins Rennen gehen. „580 Euro für einen alten Koffer? Die Leute haben echt zu viel Geld“, kommentiert ein Besucher kopfschüttelnd.

 

10 000 Besucher kommen zur Versteigerung

Vielen Flugreisenden scheint ihr Gepäck nicht so viel wert zu sein. Viele Taschen und Koffer werden nie abgeholt. Die zurückgebliebenen Stücke lässt der Stuttgarter Flughafen alljährlich im November im Rahmen eines Shownachmittags versteigern. Brechend voll war es im Terminal drei vor der kleinen Showbühne am Sonntag. Etwa 10 000 Besucher schätzt das Marketing-Team des Flughafens. Viele davon gaben sich recht spendabel. Die Auktion erzielte mit 27 280 Euro in diesem Jahr einen Rekorderlös. Das Geld kommt nun dem Verein Frauen helfen Frauen Filder und der Fildertafel zu Gute. Man habe zwar mehr Koffer versteigert als im letzten Jahr. Trotzdem sei pro Stück mehr ausgegeben worden, sagt die Flughafen-Marketingmanagerin Nina Gomolka.

Bei den zwei Versteigerungsrunden gingen 66 Gepäckstücke weg – für durchschnittlich 420 Euro etwa. Warum jemand so viele Geld ausgibt für altes Zeugs anderer Menschen? „Das weiß ich leider auch nicht“, sagt Gomolka und lacht. Die Überraschung, was sich wohl im Koffer verbirgt, mache vielleicht den Reiz aus. Zudem seien erstmals in drei Koffern Reisegutscheine versteckt gewesen. „Das hat sicher noch zusätzlich gepusht.“