In den Schulferien will die Schlange an Taxis vor dem Flughafen Stuttgart nicht enden. Die Fahrer müssen oft mehrere Stunden dafür einkalkulieren. Und wenn der Fahrgast dann endlich einsteigt, geht ihre Rechnung nicht immer auf...

Filder - Sie wissen, was in der Umgebung los ist, und sie kennen den schnellsten Weg zum Ziel: Taxifahrer. Sie bringen einen von A nach B. Gerade in der Urlaubszeit ist in vielen Fällen der Flughafen Stuttgart der Start- oder Zielpunkt. Bequem für Reisende, für die Taxifahrer lohnt sich die lange Wartezeit in der endlos wirkenden Schlange vor den Terminals allerdings nicht immer. Tahjo Caliskan ist Taxifahrer und ist regelmäßig auf Touren vom oder zum Flughafen unterwegs. „Eineinhalb Stunden muss ich meistens warten, bis am Gate neue Kundschaft einsteigt“, sagt der 29-Jährige. Zwar sei es ernüchternd, wenn Fahrgäste dann nur nach Filderstadt wollen, aber er sagt: „Fahrt ist Fahrt. Da kann man nichts machen.“ Ab und zu gebe es Fahrgäste, die sich bei ihm für die kurze Fahrt und die damit verbundene schmale Ausbeute entschuldigen.

 

Ein Taxifahrer hat seinen mobilen TV dabei

Auch Murat Mutlu steht mit seinem Taxi immer wieder am Flughafen und spekuliert dabei auf eine lange Fahrt. Seit 16 Jahren steuert er den Flughafen an und nimmt bis zu zwei Stunden Wartezeit in der Taxischlange in Kauf, in ihr reihen sich unzählige Taxis aneinander. Die Zeit vertreibt er sich mit einem mobilen Fernseher oder indem er sich mit Kollegen unterhält. „Man kann es sich leider nicht aussuchen, aber natürlich ist es schlecht für die Bilanz, wenn man nach dem langen Warten für zehn Euro nach Fasanenhof fahren muss.“ Er schätzt, dass 90 Prozent seiner Fahrten solche kurzen Touren sind. Trotzdem macht dem 42-Jährigen seine Arbeit Spaß. „Anfangs war das Warten oft sehr langwierig und ermüdend, aber man gewöhnt sich daran.“ Nur eines ärgert den langjährigen Taxifahrer: „Manche Fahrgäste tun so, als wüssten sie gar nicht, wohin sie möchten. Die steigen ein und drucksen rum, bis sie einem dann sagen, dass sie nach Echterdingen wollen.“ Er wünscht sich, dass die Reisenden klar sagen, wohin sie möchten und nicht so lange um den heißen Brei herumreden, wenn es sich bei der Fahrt nur um eine kurze Reise handelt.

Ein anderer Taxifahrer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, verrät: „Es gibt einige, die von weiter außerhalb kommen, aber ihr eigenes Auto während des Urlaubs nicht im teuren Parkhaus am Flughafen stehen lassen wollen. Die parken dann in Leinfelden oder Oberaichen im Wohngebiet und lassen sich von dort zum Flughafen bringen.“ Das sei ärgerlich und noch dazu ganz schön dreist. „Innerlich wird man da schon manchmal wütend, aber das lasse ich mir natürlich nicht anmerken“, erklärt der Mann, der ausschließlich Flughafen-Touren fährt. Schnell mache er Verluste, wenn er mehrerer solcher Touren fahre.

Einmal durfte er sogar nach Frankfurt fahren

„Es ist ein bisschen wie Lotto spielen“, erklärt Peter Hisslinger hingegen. Der 55-Jährige wartet zwischen einer Stunde und ganzen drei Stunden, wenn er sich in die Schlange der Taxis einordnet. „Jeder Kunde wird von mir gleich behandelt. Ganz egal, ob es am Ende eine Fahrt nach Echterdingen oder bis Frankfurt ist.“ Letzteres hat er tatsächlich schon mal erlebt. „Nach der Fahrt bis nach Frankfurt war der Tagesumsatz drin“, sagt Hisslinger. Die Wartezeit verbringt er am liebsten mit ein paar Runden Schach, Gesprächen und kleinen Spaziergängen auf dem Gelände.

Warum so viele Taxifahrer die lange Wartezeit auf sich nehmen, auch wenn sich das für sie nicht immer lohnt, weiß ein anderer Fahrer, der nicht namentlich genannt werden möchte. „Der große Vorteil ist, dass es am Flughafen weniger Staus und noch weniger betrunkene Jugendliche gibt als in der Stadt. Die Arbeit für uns Fahrer ist dadurch wesentlich entspannter.“ Der 67-Jährige sieht es pragmatisch: „Wenn ich meine eigene Tochter in München besuche, mache ich es auch nicht anders. Da rufe ich ein Taxi und fahre selbst nur wenige Kilometer, das gehört zum Job und sollte niemanden aus der Fassung bringen.“