3500 Stellen will die Lufthansa streichen, das gab Vorstandschef Christoph Franz am Donnerstag bekannt. Ein Grund: das schlechte erste Quartal 2012.

Stuttgart - Eigentlich sollte es ein Routinetermin werden. Der scheidende Lufthansa-Finanzchef Stephan Gemkow wollte zum 24. Mal erklären, wie das Quartalsergebnis der Fluggesellschaft zustande gekommen ist. Doch „besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen“, wie ein Lufthansa-Sprecher zum Auftakt der Telefonkonferenz erklärte. Und daher meldete sich auch Vorstandschef Christoph Franz zu Wort und verkündete weitere Einzelheiten zu dem Programm „Score“, das seit Wochen Verunsicherung in der Öffentlichkeit und vor allem in der Belegschaft auslöst. Zwar hatte man ursprünglich intern genau analysieren wollen, wie man das angestrebte Ziel einer Ergebnisverbesserung um 1,5 Milliarden Euro pro Jahr bis Ende 2014 erreichen könne, aber durch Indiskretionen und einen Brief von Vorstandsmitglied Carsten Spohr waren schon viele Details und Gerüchte an die Öffentlichkeit gelangt.

 

Am Donnerstag nun erklärte Franz, dass man davon ausgehe, dass in den kommenden zweieinhalb Jahren rund 3500 Stellen weltweit in der Verwaltung gestrichen werden müssen, etwa 2500 davon in Deutschland. Derzeit arbeiten bei der Lufthansa rund 16.800 Menschen in diesem Bereich, 11.800 davon in Deutschland. Franz begründete den Personalabbau damit, dass man die Strukturen neu ordnen müsse, um langfristig Arbeitsplätze erhalten und auch neue Jobs schaffen zu können. Die Senkung der Personalkosten soll ein Drittel zu der geplanten Ergebnisverbesserung beisteuern. Ziel sei, den Stellenabbau möglichst sozialverträglich über die Bühne zu bringen, aber auch Entlassungen seien nicht auszuschließen. Vor allem durch die Einbeziehung der neuen Töchter Swiss und AUA sind in der Verwaltung an vielen Stellen Doppelfunktionen entstanden, die abgebaut werden müssen. Franz betonte, die Lufthansa wolle den Kunden ein möglichst großes und gutes Angebot machen. Dafür habe man das größte Investitionsprogramm der Geschichte gestartet, allein in diesem Jahre werden rund drei Milliarden Euro in die Modernisierung der Kabinenausstattung gesteckt. Zudem will der Konzern die rund 170 bestellten Flugzeuge auf jeden Fall auch abnehmen, um die Flotte jünger, umweltfreundlicher und kostengünstiger zu machen. Dafür sind nach Listenpreis bis zu 17 Milliarden Euro nötig. Um diese Flottenerneuerung ohne größere Verschuldung zu erreichen, müsse man die Kosten an anderen Stellen besser in den Griff bekommen, sagte Franz. Durch neuere Flugzeuge, wie etwa die erst am Mittwoch ausgelieferte erste Version des neuen „Jumbos“ von Boeing, könne man den Kerosinverbrauch deutlich senken.

Schwaches Quartal

Vor allem die hohen Treibstoffpreise haben Lufthansa das traditionell schwache erste Quartal vermiest. Zwar stieg der Umsatz trotz des Frankfurter Vorfeldstreiks überraschend stark um fast sechs Prozent auf 6,6 Milliarden Euro, aber die um 23 Prozent gestiegene Treibstoffrechnung fraß alles wieder auf. Konzernchef Franz beklagte zudem die steigende Steuer- und Abgabenlast, verursacht unter anderem durch die neue Luftverkehrssteuer und den Emissionshandelszwang auf europäischer Ebene. Dadurch stieg der operative Quartalsverlust gegenüber dem Vorjahr um mehr als die Hälfte auf 381 Millionen Euro. Das Konzernergebnis verbesserte sich dennoch um rund 110 Millionen Euro auf ein Minus von knapp 400 Millionen Euro, weil im Vorjahr einmalige Bewertungsänderungen angefallen waren.

Noch keine Angaben machte die Lufthansa dazu, wie teuer das Sparprogramm „Score“ für den Konzern zunächst werden könnte. In der Prognose eines operativen Gewinns im mittleren dreistelligen Millionenbereich sind die Kosten dafür noch nicht eingerechnet. Die Belastungen etwa durch Abfindungen sollten im Gesamtjahr 2012 aber nicht zu einem operativen Verlust führen, sagte Finanzchef Gemkow.