Der Markt für Drohnen boomt. Zu Weihnachten werden sie auch in Deutschland tausendfach verschenkt. Nun will Bundesverkehrsminister Dobrindt die Flugerlaubnis einschränken.

Stuttgart - Die Bilder und Videos vom Weltcup-Slalom in Italien haben die Gefahren von Drohnen in die Wohnzimmer und die sozialen Medien gebracht – effektiver als jede Warnung oder Prognose von Forschern zuvor. Wer sieht, wie der Österreicher Marcel Hirscher am Dienstagabend beinahe von einer abstürzenden Kameradrohne getroffen wurde, kann sich vorstellen, dass solcherlei Vorfälle zunehmen werden. Immerhin rechnet die Branche nach Zahlen des amerikanischen Marktforschers ABI-Research mit einem Wachstum des Marktvolumens ziviler Drohnen von derzeit ungefähr 652 Millionen Dollar auf 8,4 Milliarden Dollar in den kommenden vier Jahren.

 

Ein Ausschuss des britischen House of Lords zur zivilen Nutzung ferngesteuerter Flugobjekte befürchtet, dass die Akzeptanz der neuen Technologie „durch den Missbrauch durch Amateurpiloten“ Schaden erleiden könnte. Und das, wo man sich von den Drohnen eine „Revolution der Luftfahrt“ erwarte, die nach Berechnungen des Ausschusses allein in Europa bis 2050 rund 150 000 neue Jobs mit sich bringen soll.

Schlösser verbieten Flüge über ihren Anlagen

Allerdings werden auch jene Drohnen, die künftig Pakete liefern, Medikamente an entlegene Stellen bringen oder Brücken auf bauliche Mängel untersuchen sollen, nur einen Bruchteil des neuen Flugverkehrs ausmachen. Hauptnutzer werden Hobbypiloten sein. So erwartet der Direktor der US-Flugbehörde FAA, Michael Huerta, dass allein unter den amerikanischen Weihnachtsbäumen in diesem Jahr Hunderttausende Hobbydrohnen liegen. Insgesamt 1,6 Millionen werden bis Ende des Jahres allein in den USA verkauft. Die Behörde hat deshalb noch vor Weihnachten eine Registrierungspflicht für die neuen Nutzer des Luftraums verhängt: alle kleinen Fluggeräte mit mehr als 250 Gramm Gewicht müssen künftig auf einer Webseite der Luftfahrtbehörde registriert werden. Die Behörde sieht das auch als Chance, den künftigen Piloten die Flugregeln nahe zu bringen.

Auch in Deutschland boomt das Geschäft – so sehr, dass es erste Beschwerden gibt. So erleben die Verwaltungen deutscher Schlösser ein wachsendes Interesse aus der Luft an ihren Anlagen. Unter anderem die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg untersagte kürzlich den Betrieb von Drohnen über ihren Anlagen. Auch über bayerischen Denkmälern dürfen keine Drohnen mehr fliegen, Sachsen plant ein ähnliches Verbot. Verkehrsminister Alexander Dobrindt kündigte nun an, dass Hobbydrohnen über bestimmten Einrichtungen wie Wohngebieten, Fernstraßen, Eisenbahnlinien oder Unglücksorten künftig nicht mehr fliegen sollen dürfen. Auch eine Registrierungspflicht wie in den USA ist in der Diskussion. An einer einheitlichen Regelung sowohl für private als auch für kommerzielle Nutzung arbeitet auch die EU-Kommission seit geraumer Zeit.

Japans Polizei arbeitet mit Abfang-Drohnen

Kritiker befürchten allerdings, dass dort Lobbyisten kräftig mitreden. Zuletzt teilte die Kommission mit, man wolle neue Entwicklungen nicht mit zu viel Bürokratie ersticken und bekam prompt Beifall von Amazon für diesen „pragmatischen Ansatz“. Der Internetkonzern, der künftig Pakete per Drohne zustellen will, hatte vor einigen Monaten damit gedroht, seine Entwicklungsabteilung nach Europa zu verlegen, da die US-Regulierung zu hart sei. Dennoch nehmen auch in den USA Unfälle mit Drohnen zu.

Ein Blick nach Japan zeigt, wie sich die neuen Gesetze durchsetzen lassen: In Tokio gibt es seit einer Woche eine eigene Polizeieinheit für Abwehreinsätze gegen Drohnen. Sollte sie die Piloten illegal fliegender Objekte nicht entdecken können, werden diese Drohnen mittels einer Polizei-Drohne mit Fangnetz eingesammelt.