Spätestens im August wird er sich vermutlich auf die große Reise nach Afrika machen.

Renningen - Da haben die Leonberger Sportflieger nicht schlecht gestaunt: Mitten auf der Landebahn am Malmsheimer Flugplatz steht stolz Meister Adebar und schaut der Konkurrenz beim Fliegen zu. Reinhold Schäfer, der Vorsitzende des Sportfliegerclubs, hat ihn vor wenigen Tagen entdeckt.

 

Der junge Storch ist nicht wirklich scheu: „Man kann bis auf etwa zehn Meter an ihn herankommen, dann geht er gemächlich auf Abstand, fliegt aber nicht auf“, erklärt Schäfer. Glücklicherweise, denn wenn ein Sportflieger zur Landung ansetzt, muss der Storch auf die Seite dirigiert werden. Das klappt auch hervorragend: „Es steht immer ein Clubmitglied parat, um den Storch bei Bedarf in ungefährliches Terrain zu lenken“, erzählt Schäfer. „Und das machen wir gerne, denn der Storch ist uns sehr willkommen. Es ist doch lustig, dass er ausgerechnet das Flugplatzgelände auserkoren hat, um Rast zu machen.“ Denn, das hat Schäfer im Internet herausgefunden, der Malmsheimer Storch ist allem Anschein nach ein Junggeselle ohne Nest, der nach wenigen Wochen weiterziehen wird. Spätestens im August wird er sich vermutlich auf die große Reise nach Afrika machen. Doch solange er in Malmsheim ist, gehört er zum Club. „Wir passen auf ihn auf“, schmunzelt Schäfer, der in Sachen Storch vorsichtshalber schnell ein Rundschreiben an alle Vereinsmitglieder verschickt hat.

„Störche fressen bis zu 30 Mäuse pro Tag“

Der Flugplatz scheint von Haus aus ein beliebtes Restaurant für etliche Greifvögel zu sein. Seit die Firma Bosch hier Ansitzstangen aufgestellt hat, beobachten die Flieger verstärkt Wanderfalken, Mäusebussarde und andere Raubvögel, die hier den Mäusebestand dezimieren. „Störche“, weiß Schäfer inzwischen, „fressen bis zu 30 Mäuse pro Tag. Das ist uns auch nicht unrecht“, denn gerade im Frühjahr tummeln sich die kleinen Nager vermehrt auf dem Gelände.

Und entgegen dem Volksglauben ernähren sich Störche nicht hauptsächlich von Fröschen, sondern sie sind Nahrungsopportunisten. Sie fressen, was da ist und was sie kriegen können: Insekten, Mäuse, Maulwürfe, Eidechsen, Schlangen, Fische. Auch Aas verschmähen sie nicht, und manchmal räubern sie andere Jungvögel.

Auch Störche sind Segelflieger

Doch da Meister Adebar die Landebahn als seine Futterstrecke auserkoren hat, besteht für die alteingesessenen, kleinen Brüter am Vereinsheim keine direkte Gefahr: „Über der Toilettentür am Casino brüten jedes Jahr Rotkehlchen“, freut sich der Vereinsvorstand, „und auch die stört es überhaupt nicht, dass die Tür an Tagen mit vielen Besuchern ständig auf- und zugeht.“ Es scheint, als ob zwischen den natürlichen Fliegern und denen, die sich mit Hilfsmitteln in die Luft schwingen, eine gute Verbindung besteht.

Derweil schreitet der Storch furchtlos die Landebahn hinauf und hinunter, er ist nicht zu übersehen. Die Flieger sind gespannt, wie lange noch, ob er wirklich bis August bleibt. Die Sportflieger sind gewappnet und geben Acht auf den langbeinigen Kollegen. Denn: auch Störche sind Segelflieger. Kein Wunder, dass sich dieser Adebar in Malmsheim so wohl fühlt.