Das Land hat als Ersatz für Malmsheim einen Flugplatz bei Nagold im Auge. Der Ihinger Hof ist erst mal raus.

Renningen - Das beeindruckende Bild von Fallschirmspringern, die über Malmsheim herunterkommen und vor dem Boschturm zur Landung ansetzen, wird früher oder später der Vergangenheit angehören. Schon vor Jahren hatte sich das Land mit dem Unternehmen darauf geeinigt, bis spätestens 2029 ein alternatives Gelände für die Übungen von Bundeswehr und US-Streitkräften zu suchen (wir berichteten). Wie das Staatsministerium jetzt bekannt gab, stellte sich der Segelflugplatz Haiterbach-Nagold als geeignetes Ersatzgelände heraus.

 

Auch wenn der Prozess jetzt erst seinen Anfang nimmt und die Wahl des Geländes folglich längst nicht in trockenen Tüchern ist, atmet vor allem die Universität Hohenheim schon mal auf. Die nämlich betreibt am Ihinger Hof bei Renningen eine Versuchsstation und nutzt die landwirtschaftlichen Flächen für wissenschaftliche Untersuchungen. Diese Flächen waren ebenso im Gespräch für einen Ersatzflugplatz. Inzwischen ist das offenbar vom Tisch, wie Judith Hufnagel, Sprecherin des Staatsministeriums, erklärt: „Der Ihinger Hof kommt nach derzeitigem Stand nicht in Betracht.“ Für den Universitätssprecher Florian Klebs eine mehr als gute Nachricht: „Wir sind grenzenlos erleichtert“, sagt er. „Die Versuchsstationen sind für uns von großer Bedeutung.“ Mit den Böden am Ihinger Hof arbeite man nun schon viele Jahre, „da kann man nicht so einfach wechseln, und wir brauchen den Platz“. Entsprechend habe die Universität auch gegenüber dem Land argumentiert und ist nun froh über die Entwicklung. Trotzdem: „Ruhig schläft man hier, wenn woanders der Bau losgeht“, formuliert er es vielsagend.

Leonberger müssen weitersuchen

Nicht so glücklich mit der Wahl Nagold ist verständlicherweise der Sportfliegerclub Leonberg. Dessen Mitglieder sind parallel zur Bundeswehr auf der Suche nach einer neuen „Heimat“, sobald das Boschgelände eines Tages nicht mehr zur Verfügung steht. „Eine elegante Lösung wäre gewesen, wenn wir uns der Bundeswehr hätten anschließen können“, sagt der Vorsitzende Reinhold Schäfer. „Aber Haiterbach ist für uns natürlich zu weit weg.“ Trotzdem bleibe man einigermaßen entspannt, immerhin seien die Planungen für Nagold erst am Anfang, da könne sich auch noch viel ändern. „Wir haben das zur Kenntnis genommen, aber ich bin erst mal nicht aufgeschreckt.“ Weiterhin streckt der Verein selbst seine Fühler aus. Ein paar Standorte habe man im Blick, „da ist aber noch nichts konkret“.

Hintergründe zu den beiden Standorten

Das Mittelgrundstück des Forschungscampus in Renningen, auf dem sich der Flugplatz befindet, stellt für Bosch eine „wichtige strategische Reserve für eine perspektivische Weiterentwicklung des Standorts dar“, erklärt die Unternehmenssprecherin Alexandra Albrecht. Im Kaufvertrag zum Erwerb des Nord- und Südgrundstücks durch Bosch hatte sich das Land 2010 verpflichtet, „alles Erforderliche zu unternehmen, um alsbald die Voraussetzungen zum Verkauf der Mittelfläche zu erfüllen“. Um die Planungssicherheit zu erhöhen, hat Bosch den Preis für das Mittelgrundstück bereits bezahlt.

Nach jahrelangen Überprüfungen kam das Staatsministerium zu dem Schluss, dass der Flugplatz Haiterbach im Westen von Nagold die beste Wahl für ein neues Übungsgelände sei. Bedeutsam waren Kriterien wie die Nähe zum Standort des Kommandos Spezialkräfte der Bundeswehr in Calw, die Länge der Landebahn und Belange des Naturschutzes. Damit ist allerdings noch keine Entscheidung gefällt, das Genehmigungsverfahren beginnt frühestens in einigen Monaten. Die Öffentlichkeit soll frühzeitig in das Verfahren einbezogen werden.