Das Aus für die Strecke von Stuttgart nach Abu Dhabi schadet dem Wirtschaftsstandort. Aber das Angebot hat auch nicht gestimmt, meint StZ-Redakteur Jörg Nauke.

Stuttgart - Stuttgart ist mit dem Wegfall der Strecke nach Abu Dhabi um eine Direktverbindung zu einem erstklassigen Drehkreuz ärmer – und Flughafenchef Georg Fundel um die Erkenntnis reicher, dass es schon sehr guter Rahmenbedingungen bedarf, um im „Sandwich“ zwischen den übermächtigen Drehscheiben München, Frankfurt und Zürich ein solches Sonderangebot erfolgreich zu vermarkten. Stuttgart-Marketing-Chef Armin Dellwitz hat auch eine Träne vergossen: Jede Direktverbindung bringt den Stuttgart-Tourismus nach vorne und zudem zahlende Privatpatienten ins städtische Klinikum.

 

Wenn aber Air Berlin eines nicht hat, dann ist es Geld, um eine Strecke in den roten Zahlen zu betreiben; das heißt nicht, dass man das Aus nicht früher hätte kommunizieren können. Das Produkt war nicht mehr als eine halbe Mogelpackung. Das mag für den Fluggast in der Holzklasse nachrangig sein, doch das Geld wird mit den Business-Class-Passagieren gemacht. Es war naiv zu glauben, Geschäftsleute würden die halbe Strecke nach Asien in einem besseren Club-Sessel verbringen.

Vorerst wird es keine vergleichbare Verbindung geben

Auf die Originale von Etihad, Emirats oder Qatar Airways bekommen die Stuttgarter vorerst keinen Zugriff. Für das Wirtschaftsministerium sind die Fluggesellschaften der Vereinigten Arabischen Emirate staatlich alimentiert und damit mit den Bundesligisten TSG Hoffenheim und Red Bull Leipzig zu vergleichen: fremdfinanzierte Unternehmen mit unbegrenzter Liquidität, die die Regeln des Markts aushebeln. Aber wenn die Golf-Airlines so viel Unheil anrichten können, indem sie die wirtschaftsstarke Region Stuttgart an die Welt anbinden, warum dürfen sie dann an vier deutschen Flughäfen so oft starten und landen wie sie wollen? Eine Frage, die an Relevanz verlieren wird: Die Türkei will 2018 ihr Riesen-Drehkreuz eröffnen, das sie mit ihrer eigenen Fluggesellschaft erschließt. Und die verfügt in Deutschland über unbeschränkte Landerechte.