Vor gut drei Jahren gab es am Grünen Heiner einen tödlichen Unfall durch einen Modellsegler. Nun kam es wohl beinahe zu einem Unglück, als ein Modellflugzeug wenige Meter neben einer Schulklasse abgestürzt ist. Die Stadtverwaltung verhängt nun mit ein Flugverbot, bis die rechtliche Situation geklärt ist.

Weilimdorf - Der Grüne Heiner ist weit über Stuttgart hinaus bekannt. Der 395 Meter hohe Schuttberg neben der Autobahn 81 wurde nach dem zweiten Weltkrieg aufgeschüttet. 1999 wurde auf seiner Spitze ein Windrad errichtet. Schon deutlich länger ist der Hügel ein beliebter Start- und Landeplatz für Modellflieger. Doch nun wird den Hobbypiloten die Starterlaubnis entzogen – zumindest vorerst: Das Garten-, Friedhofs- und Forstamt (GFF), das für den Grünen Heiner zuständig ist, verbietet bis auf weiteres das Modellfliegen an den Hängen des Schuttbergs.

 

Der Grund für das Flugverbot: Am 18. März dieses Jahres hat sich dort beinahe ein Unfall ereignet. Wenige Meter neben einer Schülergruppe aus Korntal-Münchingen ist ein Modellflugzeug abgestürzt. Während dabei niemand verletzt wurde, kam es vor gut drei Jahren zu einem Unfall mit dramatischen Folgen. Ein Mann wurde damals von einem außer Kontrolle geratenen Modellsegler am Kopf getroffen und tödlich verletzt. Während der Pilot des abgestürzten Segelfliegers sich damals seiner Verantwortung gestellt hatte, ist bei dem neuerlichen Vorfall unklar, wer das Flugzeug gesteuert hat. Haftbar sei in solchen Fällen das GFF, das die Flächen verwalte, erklärte die Weilimdorfer Bezirksvorsteherin Ulrike Zich in der jüngsten Bezirksbeiratssitzung. In Folge des tödlichen Unfalls von 2012 und einer Anzeige bezüglich des Beinahe-Unfalls habe das GFF nach Rücksprache mit dem Rechtsamt daher beschlossen, den Grünen Heiner vorläufig für Modellflieger zu sperren.

Auf Schildern soll auf das Flugverbot hingewiesen werden

„Wir müssen handeln, um der Situation rechtlich gerecht zu werden. Es tut uns selber leid“, sagt Günther Hertfelder vom GFF. Mit den Modellfliegern seien schon direkt nachdem der Vorfall bekannt wurde Gespräche aufgenommen worden, man wolle die Lage gemeinsam erörtern. Wie lange das Verbot gelte, sei derzeit noch nicht absehbar, sagt Hertfelder. Zunächst müsse das Gefährdungspotenzial abgeschätzt werden. „Wir werden in den nächsten Tagen Schilder anbringen und das Fliegen untersagen.“

Am Grünen Heiner seien die Tafeln, auf denen die Flächen für die Modellflieger ausgewiesen waren, bereits abmontiert worden, berichtet Hans Hussak. Der Ditzinger lässt seit rund 40 Jahren seine Modellsegler dort fliegen. Wo er dies nun machen soll, weiß er momentan auch nicht so recht. Vergleichbar von der Thermik und den Windverhältnissen sei die Teck bei Kirchheim – aber die sei halt auch weit weg. Für die Maßnahme des GFF hat er dennoch Verständnis: „Ich möchte auch keine Verantwortung für Fremde übernehmen.“ Wer das Modellflugzeug gesteuert hat, das neben den Schülern abgestürzt ist, wisse er nicht, sagt Hussak. „Ich würde auch gerne mit demjenigen reden.“ Schließlich sei es immer besser, beide Seiten zu hören.

Mit Günther Hertfelder ist Hussak jedenfalls im Gespräch. Zudem hat er Kontakt zum Deutschen Modellfliegerverband aufgenommen. „Wir wollen ausloten, wie wir weiter verfahren.“ Eine Möglichkeit wäre etwa, eine Interessengemeinschaft zu gründen, um einen Rahmen für die Fliegerei zu schaffen, sagt Hussak. Bislang seien die rund 40 Modellpiloten, die regelmäßig am Grünen Heiner aktiv sind, nicht organisiert.

Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt ein Sprecher der Stadt Stuttgart, dass entgegen erster Annahmen keine Anzeige bei der Polizei erstattet worden sei. Vielmehr habe die Stadt Korntal-Münchingen die Stuttgarter Verwaltung Anfang April über den Beinahe-Unfall am Grünen Heiner informiert.