Die US-Regierung geht davon aus, dass prorussische Separatisten das Flugzeug abgeschossen haben. Nicht auszuschließen sei, dass Russland dabei direkt oder indirekt Hilfe geleistet habe, hieß es. Dieser vorläufigen Analyse seiner Geheimdienste schloss sich US-Präsident Barack Obama am Freitag an. Obama sagte, es wachse die Überzeugung, dass die Rakete von ukrainischem Gebiet abgefeuert worden sei, das unter der Kontrolle der Separatisten stehe.

 

Wer hat geschossen?

Mit eindeutigen Schuldzuweisungen in Richtung Moskau hielt sich Obama zwar zurück. Angesichts der noch dünnen Faktenlage warnte er vor voreiligen Schlussfolgerungen. Allerdings ließ Obama erkennen, dass er in der Politik von Kremlchef Wladimir Putin eine wichtige Ursache für die Zuspitzung des Konflikts in der Ukraine sieht. Moskau habe die Separatisten „in einem ständigen Fluss“ mit Waffen und Material unterstützt. Darunter seien auch Luftabwehr-Waffen gewesen, die die Separatisten bereits gegen ukrainische Militärflugzeuge eingesetzt hätten.

Samantha Power, US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, wurde bei einer Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats deutlicher: Eine Beteiligung russischer Waffenexperten am Abschuss des Flugzeugs sei denkbar. Aufgrund des technisch hochkomplexen Systems der Luftabwehrraketen sei es unwahrscheinlich, dass die Separatisten dieses ohne Unterstützung durch geschultes Personal hätten einsetzen können.

Zwar bestreiten alle Seiten eine Verantwortung für den vermuteten Abschuss. Relativ sicher scheint aber, mit welcher Art von Rakete auf die Maschine geschossen wurde: mit einem Raketenflugabwehrsystem vom Typ Buk. Damit können Ziele in bis zu 25 Kilometern Höhe abgeschossen werden. Ein solches System befinde sich in den Händen der prorussischen Separatisten – hatten diese zumindest noch im Juni behauptet. Dem widersprechen nun ukrainische Behörden. Die Aufständischen in der Ostukraine hätten zwar Buk-Systeme, doch sie hätten bei ihren Kämpfen keine einsatzfähigen Waffensysteme dieser Art erobert, sagte Ukraines Generalstaatsanwalt Witali Jarema.

Samantha Power, US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, wurde bei einer Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats deutlicher: Eine Beteiligung russischer Waffenexperten am Abschuss des Flugzeugs sei denkbar. Aufgrund des technisch hochkomplexen Systems der Luftabwehrraketen sei es unwahrscheinlich, dass die Separatisten dieses ohne Unterstützung durch geschultes Personal hätten einsetzen können.

Zwar bestreiten alle Seiten eine Verantwortung für den vermuteten Abschuss. Relativ sicher scheint aber, mit welcher Art von Rakete auf die Maschine geschossen wurde: mit einem Raketenflugabwehrsystem vom Typ Buk. Damit können Ziele in bis zu 25 Kilometern Höhe abgeschossen werden. Ein solches System befinde sich in den Händen der prorussischen Separatisten – hatten diese zumindest noch im Juni behauptet. Dem widersprechen nun ukrainische Behörden. Die Aufständischen in der Ostukraine hätten zwar Buk-Systeme, doch sie hätten bei ihren Kämpfen keine einsatzfähigen Waffensysteme dieser Art erobert, sagte Ukraines Generalstaatsanwalt Witali Jarema.

Führt die Spur nach Russland?

Führt die Spur nach Russland?

Die Aussage, dass die Separatisten kein einsatzfähiges Buk-System erbeutet haben, birgt eine große Sprengkraft. Dann nämlich würde die Spur nach Russland führen. Nach Ansicht der Ukraine soll von dort ein Buk-System mit Raketen und Bedienpersonal in die umkämpfte Ostukraine gebracht worden sein. Diese Aussage wurde von russischer Seite unmittelbar gekontert. Am Tag des Absturzes der Passagiermaschine war nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau eine Radarstation der ukrainischen Flugabwehr in der Region aktiv. Wie das Ministerium am Freitag mitteilte, registrierten russische Überwachungsanlagen am Donnerstag eine Aktivität der Radarstation Kupol, die zur Zielerfassung für das Flugabwehrsystem Buk-M1 diene. Die Radarstation befindet sich etwa dreißig Kilometer südlich der Stadt Donezk. In der Nähe stürzte die malayische Boeing ab. Das Ministerium äußert sich aber nicht dazu, ob tatsächlich Raketen abgefeuert wurden.

War es nur ein Versehen?

War es nur ein Versehen?

Eine ganz andere Erklärung haben russische Militärexperten. Sie erheben schwere Vorwürfe gegen das ukrainische Militär. Der ukrainischen Luftabwehr, so Igor Korotschenko, Chefredakteur des Fachblatts „Nacionalnaja Oborona“ (Nationale Verteidigung), mangele es an Professionalität. Bei der Überprüfung der Gefechtsbereitschaft von neu in die Kampfzone verlegten Buk-Raketenwerfern habe es wohl einen Fehlstart gegeben. Das versehentlich abgefeuerte Projektil habe die Boeing getroffen.

Darüberhinaus gibt es andere Hinweise: Nur 17 Minuten, nachdem die Maschine von den Radarschirmen verschwand, schrieb der Verteidigungsminister der von den Separatisten ausgerufenen Republik Donezk, Igor Strelkow, auf der russischen Internetplattform VKontakte: „Wir haben gerade eine Antonow-26 abgeschossen“ – ein Transportflugzeug sowjetischer Bauart. Der inzwischen gelöschte Eintrag könnte eine Verwechslung mit einer Militärmaschine nahelegen.

Ein Nährboden für Spekulationen

Gesicherte Erkenntnisse zu dem Absturz des Fluges MH17 gibt es kaum. Diese Unsicherheit ist der ideale Nährboden für Spekulationen. Vor allem im Internet kursieren bizarre Theorien über Hergang und vor allem die Gründe des Unglücks. Eine Version präsentierte Russia Today (RT). Nach Angaben des Kreml-treuen Fernsehsenders sollte eigentlich die Maschine von Russlands Präsident Wladimir Putin das Ziel der Rakete gewesen sein. Der befand sich auf dem Rückweg von Brasilien, wo er am Gipfeltreffen der Bric-Staaten teilgenommen hatte.

Ein Nährboden für Spekulationen

An der Glaubwürdigkeit der Berichterstattung von RT gibt es allerdings erhebliche Zweifel. Die RT-Reporterin Sara Firth kündigte am Freitag aus Protest gegen die Ukraine-Berichterstattung des Senders ihren Arbeitsvertrag. Firth warf dem Sender „Lügen“ vor: „Wir arbeiten tatsächlich für Wladimir Putin. Wir werden täglich aufgefordert, die Wahrheit völlig zu ignorieren und dann zu verschleiern.“ Sie würden bezahlt und müssten daher stets gehorchen.

War Putins Maschine das Ziel?

Eine weitere Version des Unglücks präsentiert Oksana Tschigrina. Die Sprecherin der selbst ernannten Repubik Lugansk erklärte: „Die Boeing 777 wurde von einem ukrainischen Jet abgeschossen. Weder die Republik Donezk noch die Republik Lugansk haben Buk-Raketen. Wenn wir sie hätten, wäre kein einziges ukrainisches Flugzeug durchgeflogen.“ Sie erwähnt aber nicht, dass zuletzt Militärmaschinen der Ukraine von den Separatisten abgeschossen wurden. Für alle Behauptungen, seien sie von russischer, ukrainischer oder amerikanischer Seite, gibt es bisher keine Beweise.

Die möglichen Folgen

Die möglichen Folgen

Der ukrainische Ministerpräsident Arseni Jazenjuk will die Verantwortlichen für den Absturz des Passagierflugzeugs vor den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag stellen lassen. „Die schreckliche Tragödie hat unser Leben verändert, die Russen sind zu weit gegangen“, sagte Jazenjuk am Freitag nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine. „Es handelt sich um ein internationales Verbrechen“, so Jazenjuk. Dafür sollten die Verantwortlichen vor das Tribunal in Den Haag gestellt werden.

Wie reagiert die US-Regierung?

Wie reagiert die US-Regierung?

Während seines kurzen Auftrittes im Weißen Haus wich Präsident Obama Fragen nach einer Reaktion seiner Regierung auf den Abschuss des Flugzeugs aus. So wollte er sich nicht dazu äußern, ob nun noch schärfere Sanktionen gegen Moskau verhängt werden sollten. Sollten sich aber die Hinweise darauf verdichten, dass Moskau eine direkte oder indirekte Rolle gespielt hat, dürfte in Washington der Ruf nach härteren Sanktionen laut werden.

Das BUK-Flugabwehrsystem

Abwehrsystem Das BUK M1 ist ein sowjetisches Mittelstrecken-Flugabwehrraketensystem mit Feststoff-Antrieb und radargestützter Zielerfassung. Mit dem Abwehrsystem werden Kampfflugzeuge, Hubschrauber sowie Mittelstreckenraketen bekämpft. Es wurde von 1980 an in die Streitkräfte der UdSSR eingeführt. Der modernisierte Typ SA-11 Gadfly verfügt über erhöhte Reichweite und leistungsfähigere Elektronik.

Ziel Eine BUK-M1-Batterie besteht aus einem Radar- und Kommandofahrzeug sowie vier Fahrzeugen mit Abschussrampen für vier Flugkörper. Das System kann gleichzeitig bis zu sechs Ziele bekämpfen.

Entfernung Die Raketen können Ziele in einer Höhe von bis zu 25 000 Metern und einer maximalen Zielentfernung von etwa 50 Kilometern bekämpfen. Die Geschwindigkeit der Abfangrakete liegt bei Mach3. Die Reaktionszeit von der Zielerfassung bis zum Abfeuern der Rakete beträgt 22 Sekunden.

Die Route und Absturzstelle des Flugs MH17