Innerhalb kurzer Zeit sind zwei Maschinen von Malaysia Airlines abgestürzt. Die Fluggesellschaft muss nun selbst ums Überleben kämpfen.

Kuala Lumpur - Wortlos umarmen sich zwei trauernde Männer vor der Eingangshalle von Malaysias internationalem Flughafen in der Nähe der Hauptstadt Kuala Lumpur. Eine Frau Frau indischer Abstammung stammelt: „Die Schwester meines Mannes, ihr Ehemann und der zehnjährige Sohn waren an Bord. Es ist schwer, aber wir müssen durchhalten.“ Malaysias Schlagersänger „Hattan“ Shukri Shahabudin ist weniger gefasst. „Ich weiß nicht, was ich denken oder sagen soll“, erklärt er. Seine Kusine und Chefstewardess auf Flug MH 17, Dora Shahila Kassim, gehört zu den Todesopfern.

 

„Es war schlimm, als wir in der Nacht im Krisenzentrum ankamen“, sagt ein Angestellter der Fluglinie Malaysia Airlines, „es waren die gleichen Gesichter wie vor vier Monaten, die gleichen Mienen und der gleiche Gedanke: Jetzt, wo das Leben langsam wieder normal wird, passiert dies.“ Ende März verschwand MH 370 auf dem Flug von Kuala Lumpur nach Beijing spurlos von den Radarschirmen. 239 Menschen werden seither vermisst. Die Reste der Boeing 777 wurden immer noch nicht gefunden. Diesmal war erneut eine Boeing 777 betroffen und 298 Menschen starben. Viele der malaysischen Passagiere hatten sich in die Heimat aufgemacht, um dort mit Verwandten den Eid-Feiertag, das Ende des Fastenmonats Ramadan, zu begehen. Nun müssen sich die Angehörigen statt dessen auf Begräbnisse vorbereiten.

Experten zweifeln an der Zukunft der Malaysia Airlines

Im März wie heute gilt als sicher, dass die Flüge dank Menschenhand in Tragödien endeten. Und selbst wenn es stimmen sollte, dass die Fluglinie in beiden Fälle keine Verantwortung trägt, zweifeln Experten an der Zukunft der staatlichen Malaysia Airlines. „In der Geschichte der zivilen Luftfahrt musste noch keine Fluggesellschaft innerhalb so kurzer Zeit zwei solcher Schläge hinnehmen“, sagt ein Fachmann aus den USA, „ich weiß nicht, wie die das überstehen sollen.“ Der Börsenkurs von Malaysia Airlines brach am Freitag ein. Ob Überlegungen, das Unternehmen zu privatisieren, jemals Wirklichkeit werden, ist nach den beiden Tragödien unklar. Die Fluglinie schreibt seit Jahren rote Zahlen. Deshalb sparte sie Kosten für die Technik ein, mit der MH 370 nie vom Radarschirm verschwunden wäre.

Prompt musste Malaysias erst kürzlich ernannter Verkehrsminister Liow Tiong Lai sich am Freitagnachmittag bereits gegen den Verdacht wehren, MH 17 habe aus Kostengründen die riskante Route über das Kriegsgebiet in der Ukraine gewählt. „Die internationalen Luftfahrtbehörden hatten die Flugroute für sicher erklärt“, beharrte er, „fast alle asiatischen Fluggesellschaften nutzten sie ebenfalls.“ Tatsächlich folgte MH 17 in rund 25 Kilometer Abstand eine Maschine von Air India. Dahinter war in dem Flugkorridor ein Flugzeug von Singapur Airlines unterwegs.

Premierminister Najib Razak gab sich ebenfalls resolut: „Wir verlangen, dass die Ursache des Absturzes ohne Einschränkungen untersucht wird und die Schuldigen bestraft werden“, erklärte er.