Ägyptens Chefermittler Ayman al-Muqaddam hatte das Wort Bombe am Samstag gar nicht erst in den Mund nehmen wollen. Er sprach nur von „einem gewissen Szenario“. Nur so viel ließ er durchblicken: auf dem Stimmenrekorder gebe es in der letzten Sekunde ein Geräusch, dessen Charakteristika noch analysiert werden müssten. So werden die Spekulationen über eine Bombe des Islamischen Staates an Bord von Metrojet 9268 vorerst weitergehen.

 

Sollte der Sprengsatz in Scharm al-Scheich an Bord geschmuggelt worden sein, kann Putins Kritik an Kairo jedoch nicht zu laut ausfallen. Schließlich ist Ägyptens Machthaber Abdel Fattah al-Sisi seit dem Umsturz im Sommer 2013 neben Syriens Baschar al-Assad zum engsten Verbündeten des Kremls im Nahen Osten aufgestiegen. Um dennoch Entschiedenheit zu demonstrieren, könnte Putin seinen Krieg in Syrien eskalieren – deutlich mehr Luftangriffe gegen den IS anordnen und am Boden stärker in den Bürgerkrieg eingreifen.

Für Abdel Fattah al-Sisi wäre eine IS-Terrortat eine ökonomische und politische Katastrophe, die auch ihm gefährlich werden könnte. Der Ex-Feldmarschall war vor zwei Jahren angetreten mit dem Versprechen, den Terrorismus auszurotten. In Wirklichkeit ist die Zahl der Anschläge auf dem Sinai, aber auch im Niltal permanent gestiegen. Mit der Evakuierung der russischen und britischen Urlauber könnte die Ferienbranche am Roten Meer zudem 70 Prozent ihrer Kunden verlieren. 2014 reisten drei Millionen Russen zum Baden, Schnorcheln und Tauchen an, aus Großbritannien kamen ein Million Feriengäste. 1,5 Millionen Ägypter waren bisher in der Branche beschäftigt, in der nun Zehntausende ihre Arbeit verlieren könnten.