Eine russische Maschine mit 92 Insassen stürzt kurz nach dem Start ab. An Bord sind auch das berühmte Alexandrow-Ensemble und eine bekannte russische Ärztin. Flugziel war Syrien. Luftfahrtexperten ziehen auch einen Terrorakt in Betracht – die Regierung hält das für unwahrscheinlich.

Moskau - Im Schwarzen Meer sind die ersten Trümmer des abgestürzten russischen Militärflugzeugs gefunden worden. Taucher hätten Teile der Maschine am Nachmittag etwa eineinhalb Kilometer vom Ufer entfernt in 25 Metern Tiefe entdeckt, erklärte das Katastrophenschutzministerium in Moskau am Montag. Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hat nach eigenen Angaben keine Hinweise auf einen möglichen Terroranschlag oder Sabotage als Ursache für den Absturz der Maschine mit 92 Menschen an Bord.

 

Die Maschine vom Typ Tupolew Tu-154 war am Sonntagmorgen auf dem Weg zu russischen Soldaten in Syrien kurz nach dem Start in Sotschi ins Schwarze Meer gestürzt. Unter den Passagieren waren auch Mitglieder des weltbekannten Alexandrow-Militärchores sowie die für ihre wohltätige Arbeit bekannte russische Ärztin Jelisaweta Glinka und mehrere Journalisten. Die Musiker sollten für russische Soldaten in Syrien ein Neujahrskonzert geben. Bei dem Absturz kamen vermutlich alle Menschen an Bord ums Leben.

An der Suche waren nach Angaben des Verteidigungsministeriums mehr als 3500 Rettungskräfte auf 45 Schiffen beteiligt, darunter 135 Taucher. Beteiligt waren zudem fünf Hubschrauber und Drohnen. Außer Teilen des Flugzeugrumpfs und weiteren Trümmern wurden zunächst elf Leichen sowie Leichenteile gefunden, die zur Identifizierung nach Moskau geflogen wurden. Die Suche wurde fortgesetzt. Auch zwei U-Boote sollten sich daran beteiligen.

Die Flugdatenschreiber wurden zunächst nicht entdeckt, wie Katastrophenschutzminister Wladimir Putschkow russischen Nachrichtenagenturen sagte. Nach früheren Angaben von Verkehrsminister Maxim Sokolow senden die Flugdatenschreiber keine Funksignale aus, so dass ihre Ortung auf dem Meeresgrund schwierig werden dürfte. Im Absturzgebiet herrschen zudem starke Strömungen. Russland bat die nur sieben Kilometer vom Flughafen Sotschi entfernte abtrünnige georgische Republik Abchasien um Unterstützung bei der Suche nach Trümmern und Leichen.

Unterhaltungssendungen aus dem Programm genommen

Präsidentensprecher Dmitri Peskow sagte, ein Terroranschlag sei wenig wahrscheinlich. Russische Nachrichtenagenturen meldeten unter Berufung auf den FSB, die Ermittlungen konzentrierten sich auf einen Pilotenfehler, schlechte Treibstoffqualität oder ein technisches Versagen.

Sokolow sagte im russischen Fernsehen, die Regierung sehe keine Notwendigkeit für stärkere Sicherheitsmaßnahmen auf russischen Flughäfen. Mehrere Luftfahrtexperten haben indes auf Faktoren verwiesen, die auf einen Terroranschlag hindeuten könnten. So habe die Besatzung keine Probleme gemeldet, und die Trümmer des Flugzeugs waren über ein großes Gebiet verteilt. „Mögliche Funktionsstörungen hätten die Crew nicht daran gehindert, sie zu melden“, sagte Witali Andrejew, ein früherer ranghoher Fluglotse, der Nachrichtenagentur Ria Nowosti. Einige russische Medien berichteten von laxen Sicherheitsvorkehrungen auf dem Militärflughafen Tschkalowski, wo die Maschine aufgebrochen war, bevor sie bei Sotschi zwischenlandete.

In Russland galt Staatstrauer. Vor den Fernsehsendern Kanal Eins und NTV, deren Journalisten über das Neujahrskonzert berichten wollten, zündeten Trauernde Kerzen an. An dem von der Ärztin Glinka gegründeten Hilfswerk legten Menschen Blumen nieder. Das Fernsehen nahm Unterhaltungssendungen aus dem Programm.

Vor dem Moskauer Sitz des Alexandrow-Ensembles legten zahlreiche Menschen rote und weiße Nelken nieder. In Rom rief Papst Franziskus die Gläubigen zu Gebeten für die Absturzopfer auf und erinnerte daran, dass das Alexandrow-Ensemble 2004 im Vatikan gesungen hatte.