Nach dem Flugzeugunglück von Rechberghausen mit zwei Toten hat die Bergung der Trümmer begonnen. Die Unfallursache ist nach wie vor unklar. Ermittler werten nun den Funkverkehr aus und sortieren teils voneinander abweichende Zeugenaussagen.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen/Rechberghausen - Der Schock hat Ewald Wegerer erst am Tag danach erwischt: „Ich realisiere erst jetzt, welches Glück im Unglück wir letztlich hatten“, sagt der Mann, auf dessen Garage am Sonntagnachmittag ein Sportflugzeug zerschellt ist. Auch sonst herrscht nach dem tragischen Unglück im Wohngebiet Sonnenberg in Rechberghausen (Kreis Göppingen) noch immer das blanke Entsetzen.

 

Zwischen Polizeiexperten und Helfern des THW inspizieren die Anwohner ihre beschädigten Häuser und ihre Gärten, die nach wie vor mit unzähligen Trümmerteilen übersät sind: Kopfschütteln, Achselzucken und hin und wieder ein leises Aufatmen. Denn es hätte in der Tat noch wesentlich schlimmer kommen können, wenn die abgestürzte einmotorige Piper nicht in einer Garage, sondern in einem Wohngebäude eingeschlagen hätte.

Betroffen sind die Leute aber auch so schon genug. Zwei Menschen haben in der viersitzigen Sportmaschine ihr Leben verloren. Am Steuerknüppel saß Wolfgang Dallach, ein bekannter Kunstflugpilot und Konstrukteur von Ultra-Leichtflugzeugen. Zusammen mit seiner 49 Jahre alten Partnerin war der 63-Jährige am Nachmittag vom Flugplatz in Heubach (Ostalbkreis) zu einem Rundflug gestartet. Gegen 16 Uhr näherten sich die beiden dann von Birenbach her kommend dem Rechberghausener Wohngebiet, verloren an Höhe und stürzten ab. Wie berichtet, streifte das gut vierzig Jahre alte Flugzeug eine Straßenlaterne und ein Mehrfamilienhaus, ehe es in eine Garage krachte und zerbarst.

Funkverkehr muss noch ausgewertet werden

Noch am späten Sonntagabend hatten die Experten der Polizei und der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung aus Braunschweig die Ermittlungen nach der Unglücksursache aufgenommen. Diese waren zwar vor Ort am Montag gegen Mittag abgeschlossen, ehe die Bergung der Trümmer beginnen konnte. Nun werden diese zur Untersuchung nach Braunschweig gebracht. Bis die Ergebnisse vorliegen, können allerdings Wochen vergehen.

Auch sonst sind noch viele Fragen ungeklärt: Ob die Leichname obduziert werden, will die Staatsanwaltschaft Ulm im Laufe des Dienstags entscheiden. Außerdem müssen der Funkverkehr ausgewertet und zahlreiche, teils voneinander abweichende Zeugenaussagen sortiert und zu einem Gesamtbild zusammengesetzt werden. Offen ist bis jetzt auch, ob Dallach aus seiner Maschine einen Notruf abgesetzt hat.

Bis auf dem Sonnenberg wieder Normalität einkehrt, wird ebenfalls noch Zeit vergehen. „Wir sind alle aufgewühlt, weil uns erst nach und nach klar wird, wie es für uns hätte ausgehen können“, sagt Ewald Wegerer. Er wolle gar nicht dran denken, was passiert wäre, wenn etwa die Tragflächen, in denen sich die Treibstofftanks befanden, nicht schon beim Touchieren des Nachbarhaus abgerissen wären, sondern ebenfalls auf der Garage aufgeschlagen hätten.

So richtig entsetzt ist Wegerer indes über einen weiteren Punkt: „Die Polizei war die ganze Nacht über da. Wir dachten, wegen irgendwelcher Untersuchungen, bis wir erfahren haben, dass es vor allem darum ging, Souvenirjäger auf der Jagd nach Trümmerteilen fern zu halten. Dass unsere Welt so krank ist, hätte ich nicht gedacht.“