Ein Rettungshubschrauber und ein Sportflugzeug krachen ineinander. Die Flugzeuge gehen sofort in Flammen auf, vier Menschen kommen ums Leben.

Rheinhausen - Beim Zusammenstoß eines Kleinflugzeuges und eines Rettungshubschraubers bei Philippsburg (Landkreis Karlsruhe) sind am Dienstag vier Männer getötet worden. Der Aufprall sei so heftig gewesen, dass sie vermutlich sofort tot gewesen seien, sagte ein Polizeisprecher: „Klar ist, dass das Kleinflugzeug von der Flugschule Basel kam und am Flughafen Speyer/Ludwigshafen landen wollte.“

 

Bei dem Hubschrauber handle es sich um eine Maschine der Deutschen Luftrettung (DRF), Eurocopter EC 135. Das Flugzeug sei ein einmotoriges, viersitziges Sportflugzeug gewesen, eine Piper PA-28 Cherokee, wie Germout Freitag von der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung in Braunschweig mitteilte. Wie es zu dem Unfall gegen 13 Uhr hatte kommen können, war am Dienstag noch unklar. Laut einem Zeugen sei das Sportflugzeug plötzlich von oben aus den Wolken gekommen, sagte Polizeieinsatzleiter Gerhard Heck.

Die Maschinen waren nördlich von Philippsburg zwischen Rheinhausen und dem Erlichsee über einem Feld abgestürzt. Die Unfallstelle befindet sich in der Nähe eines Kieswerks in unbewohntem Gebiet – vier Kilometer nördlich des Kernkraftwerks Philippsburg. „Auf dem Feld liegen überall Trümmer, einige sind auch in den See gefallen und werden nach und nach ans Ufer angeschwemmt“, sagte die Polizei am Nachmittag. Die beiden Maschinen hätten sofort Feuer gefangen.

Ein Großaufgebot an Helfern und Polizisten durchkämmte im Laufe des Nachmittags und am frühen Abend das Gelände, die Retter wollten das Tageslicht ausnützen. 120 Polizisten, knapp 80 Einsatzkräfte von Feuerwehr und THW sowie 28 Rettungskräfte waren auf den Feldern und schmalen Wegen auf Spurensuche, eine mühsame Arbeit. 20 Notfallseelsorger kümmerten sich um die Helfer vor Ort. „Unsere Leute sind sehr betroffen von dem Ausmaß des Unglücks“, sagte der Sprecher der Kreisfeuerwehr, Edgar Geißler.

Der Rettungshubschrauber war auf einem Übungsflug

Der Rettungshubschrauber war auf einem Übungsflug. Petra Hentschel, die DRF-Sprecherin, erklärte, dass das Unternehmen nur erfahrene Piloten anstelle; jeder müsse aber für jedes Hubschraubermodell eine eigene Berechtigung erwerben. Der Pilot am Steuer war also dabei, eine solche Berechtigung für den EC 135 zu machen; neben ihm saß ein ausgewiesener Fluglehrer. Der Hubschrauber war am Baden Airpark bei Karlsruhe gestartet und sollte auch dorthin zurückkehren. „Wir sind fassungslos und schockiert“, sagte Petra Hentschel.

Das Sportflugzeug mit zwei Insassen an Bord schickte sich dagegen an, auf dem Flughafen Speyer/Ludwigshafen zu landen. Dieser Flughafen liegt wenige Kilometer von der Absturzstelle entfernt auf der anderen Rheinseite. Er ist ein kleinerer Flugplatz mit rund 38 000 Flugbewegungen im Jahr, darunter gut 2000 Starts und Landungen von Jets. Aufgrund des Unglücks wurde der Flugverkehr vorübergehend eingestellt. Die Flugschule Basel, eine der größten Flugschulen der Schweiz, bestätigte den Absturz. „Wir müssen zunächst mal die weiteren Untersuchungen abwarten“, sagte der Mitarbeiter. In den 44 Jahren, die er bei der Firma beschäftigt gewesen sei, habe es vier tödliche Unfälle gegeben.

Die gemeinnützige DRF Luftrettung hat ihren Hauptsitz am Stuttgarter Flughafen in Filderstadt-Bernhausen. Sie gibt es seit 1973 und ist mit 50 Hubschraubern an 29 Standorten in Deutschland vertreten. Im vergangenen Jahr flog sie knapp 38 000 Einsätze. Der jetzige Absturz ist nicht der erste, den die DRF zu verzeichnen hat. Im September 2005 zerschellte ein Hubschrauber, der von Stuttgart aus auf dem Weg in eine Klinik in München war, am Boßler bei Weilheim (Kreis Esslingen); eine Patientin, der Pilot, ein Notarzt und ein Sanitäter starben. Ein weiterer Hubschrauber stürzte 2014 vier Kilometer vor Prerow auf dem Darß in die Ostsee. Die vier Insassen hatten das Abseilen an Offshore-Windrädern üben wollen; drei von ihnen kamen bei dem Unfall ums Leben.

Unfallursache ist noch völlig unklar

Germout Freitag, der Sprecher der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung, sagte am Dienstag: „Unsere Aufgabe ist es zu ermitteln, was genau passiert ist.“ Eine Blackbox hatten beide Fluggeräte nicht. Drei Mitarbeiter seien damit beauftragt, das Gelände und die Unglücksmaschinen zu untersuchen. „Ab gewissen Flugzeugklassen gibt es Frühwarnsysteme, die Kollisionen verhindern sollen, da gehören die beiden Luftfahrzeuge aber nicht dazu“, sagte der Sprecher. Geflogen werde auf Sicht, zudem überwache der Tower mit Hilfe des Radarsystems den gesamten Flugraum. Angewandt werde das Sicherheitsprinzip „see and avoid“, zu deutsch „sehen und ausweichen“; die Piloten seien darauf trainiert, Hindernissen, Wolken oder Luftfahrzeugen ausweichen zu können.

Zusammenstöße von Flugzeugen sind selten. Zu einem der größten Unglücke kam es 2002 bei Überlingen, als beim Zusammenstoß eines Fracht- und eines Passagierflugzeuges 71 Menschen starben. Laut den Berichten des Bundesamtes für Flugunfalluntersuchung gab es in den letzten zehn Jahren 65 Zwischenfälle in Deutschland, an denen Hubschrauber beteiligt waren.