Weil Gefahr im Verzug war, musste Donzdorf jetzt massiv handeln. Beim nächsten Hochwasser drohten Gebäude in den Fluss zu stürzen.

Donzdorf - Aufwendigen Hochwasserschutz betreibt derzeit die Gemeinde Donzdorf. Für rund 1,5 Millionen Euro wird im Stadtgebiet das Ufer der Lauter befestigt, die im Sommer 2013 bei einem Hochwasser so stark anschwoll, dass ganze Uferböschungen abbrachen und der Fluss der Wohnbebauung teils bis auf vier Meter nahe kam. Auf dringendes Anraten der Wasserbehörde im Landratsamt entschied sich die Kommune für die Sanierung.

 

Bis zu drei Meter Ufer brachen ab

„Hier war im Gefahr im Verzug“ erklärt Markus Müller vom Umweltschutzamt des Kreises, denn man habe damit rechnen müssen, dass bei einem künftigen Hochwasser Gebäude in die Lauter stürzen könnten. An einer Stelle im Stadtgebiet war der Fluss einem Wohn- und einem Werkstattgebäude gefährlich nahe gekommen, nachdem sich die Lauter 2013 hier einen bis zu drei Meter breiten Uferstreifen geholt hatte. „Da ist 2013 relativ viel weg erodiert“, drückt es der Fachmann aus. Außerdem habe der Fluss bereits in der Vergangenheit immer mal wieder manchen Baum und allerlei Gehölze weggespült und damit seine Böschungskante immer mehr weiter Richtung Siedlung verschoben.

Erlen und Weiden werden zwar im Herbst wieder gesetzt, doch längst ist klar, dass Bepflanzung als Uferschutz nicht ausreichen wird, bestätigt Georg Krause vom Donzdorfer Stadtplanungs- und Hochbauamt. Der Grünplaner und Umweltbeauftragte begleitet die Arbeiten an der Lauter und kümmert sich auch um die Finanzierung der Uferbefestigung. „Im Moment gehen wir von Kosten in Höhe von 1,46 Millionen Euro aus“, erklärt Krause und zeigt sich erleichtert, dass der hohe Betrag offenbar komplett aus dem Hochwasseraufbauhilfeprogramm des Landes aus dem Jahr 2013 bezahlt werden wird.

Ein Wasserverbau wie in den Alpen

Um das Lauterufer in Zukunft besser vor der zerstörerischen Kraft großer Wassermengen zu schützen, haben sich die Donzdorfer für ein Wasserbaukonzept entschieden, wie man es eher aus alpinen Gefilden kennt. Auf Anraten des Landratsamtes holten sich die Schwaben den Sachverstand eines im Allgäu ansässigen Ingenieurbüros, das bereits den Tiefenbach bei Oberstdorf nach mehreren verheerenden Überschwemmungen versucht hatte zu bändigen.

Felsbrocken bis zu 14 Tonnen schwer

An der Lauter wurden in den vergangenen Wochen Wasserbausteine aus Jurakalk zu Mauern aufgeschichtet, um das acht bis zehn Meter hohe Steilufer zu sichern und den bisherigen Uferverlauf wieder herzustellen. „Einen solch massiven Verbau habe ich hier in der Gegend noch nie gesehen“, kommentiert Krause die Donzdorfer Dimensionen. Bis zu 14 Tonnen bringe mancher dieser Steine auf die Waage und seien nicht vergleichbar mit den hier bisher verwendeten Flussbausteinen. Ausgedient hätten auch die alten Gabionen, mit Steinen gefüllte Drahtkörbe. Die Böschung wird in ihrem oberen Bereich außerdem mit einem Sicherungssystem aus Drahtgeflecht stabilisiert.

Im Ort spricht man schon von „Niagarafällen“

„Jetzt sind wir erst mal aus dem Schneider“ meint Krause zum termingerechten Baufortschritt und zitiert zudem ein geologisches Gutachten der Stadt, demzufolge die Standfestigkeit der betroffenen Gebäude nicht in Frage stehe. Es sei keine Frage, dass der hier verbreitete schwarze Tonschiefer zur Tiefenerosion neige. Bei Kontakt mit Wasser werde der Schiefer bröselig und so habe die Lauter ihr Steilufer in den Fels fressen können. Eine fortlaufende Erosion, die weiter flussabwärts dem Lauterwasserfall beim Freibad längst den Spitznamen „Niagarafälle“ eingetragen habe, auch wenn das Wasser dort lediglich 15 Meter in die Tiefe

stürzt.

Hilfe aus dem Land und der EU

Die Lauter: Der 16 Kilometer lange Fluss entspringt im Ostalbkreis oberhalb des Schwäbisch Gmünder Stadtteils Degenfeld beim Furtlepass und mündet schließlich bei Süßen in die Fils.

Beim Hochwasser
2013 waren im Kreis Göppingen neben Donzdorf vor allem Bad Überkingen, Kuchen, Geislingen und Süßen vom Hochwasser betroffen. Durch den Dauerregen war es unter anderem in Bad Überkingen und in Kuchen zu Hangrutschungen gekommen.

Aus drei verschiedenen Töpfen wurden an die betroffenen Kommunen und Privatleute Entschädigungen bezahlt, laut Regierungspräsidium stehen Abrechnungen teils noch aus. Aus dem Soforthilfeprogramm des Landes für Privatpersonen sind rund 74 000 Euro in den Kreis geflossen. Außerdem konnten Anträge aus dem EU-Solidaritätsfonds und dem Aufbauhilfefonds beantragt werden. Aus dem Ausbauhilfeprogramm erwartet die Stadt Donzdorf rund 1,5 Millionen Euro.