Flutkatastrophe in Ahrweiler Das haben Helfer aus dem Kreis Esslingen erlebt

Auf einem Friedhof in Ahrweiler hat die Flutwelle Grabsteine auf die Straße und Autos zwischen die Gräber gespült. Foto: Frank Schober,/oh

In den Katastrophengebieten in Rheinland-Pfalz haben Rettungskräfte des DRK-Kreisverbands Esslingen und der Malteser Neckar-Alb Hilfe geleistet.

Kreis Esslingen - Als Frank Schober vom DRK Kreisverband Nürtingen-Kirchheim, Bereitschaft Weilheim und sein Kollege Max Maier, DRK Kreisverband Esslingen, Bereitschaft Ostfildern, die Bilder aus den Katastrophengebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sahen, war für sie sofort klar, dass sie helfen werden. Für Frank Schober stellte sich jedoch die Frage: „Wie sage ich es meiner Chefin?“ Sein Arbeitgeber, die Handwerkskammer Region Stuttgart, reagierte prompt. „Meine Chefin brauchte knapp zwei Minuten, um meine gewünschte Abwesenheit zu bewilligen.“

 

Mit einem in Neidlingen stationierte Notfallkrankentransportwagen machten sie sich auf den Weg nach Ahrweiler in Rheinland-Pfalz. „Wir kannten unser Aufgabengebiet bereits und wussten, wir werden Menschen transportieren.“ Vor Ort herrschte „Chaos pur“, beschreibt Frank Schober die ersten Augenblicke. Während des Einsatzes evakuierten die Rotkreuzler Menschen in Ahrweiler. „Dazu gehörten auch ein Seniorenheim und mehrere Personen in der Stadt. Wir erhielten dabei Unterstützung durch die Feuerwehr und die Polizei.“

Bürger bitten um Essen

Einige Bilder haben sich den Helfern ins Gedächtnis gebrannt. „Es waren zum Teil bizarre Situationen“, sagt Frank Schober. „Bei einem überschwemmten Friedhof waren die Grabsteine auf die Straße gespült und mehrere Autos lagen kreuz und quer auf dem Friedhof.“ Ein anderes Erlebnis wird dem Weilheimer Rettungssanitäter noch lange in Erinnerung bleiben: „Hungernde Bürger kamen zu unserem Fahrzeug und fragten nach einem Stück Brot. Wir konnten die Menschen mit unseren mitgebrachten Brötchen und Schinken wenigstens für einen Moment lächeln sehen.“ Er ist sich sicher, dass er die Bilder gut verarbeiten kann: „Ich habe zum Glück nur Leid gesehen, das sich mit Geld wieder beheben lässt. Sollten die Eindrücke dennoch auf die Psyche drücken, wende ich mich an die Psychosoziale Notfallversorgung.“ Für ihn steht fest: „Wenn weitere Hilfe benötigt oder angefordert wird und es von der Arbeit aus geht, bin ich sofort dabei.“ Weitere Retter des DRK stehen schon bereit, berichtet Frank Schober. „Denn das Drama in den geschädigten Gebieten ist noch lange nicht ausgestanden.“

Auch Mitglieder des Malteserhilfsdienstes Neckar-Alb haben in Rheinland-Pfalz Erste Hilfe geleistet. Tom Feigel von der Ortsgliederung Filder und Johannes Leipner von Ortsgliederung Kirchheim, sind mit einem Krankentransportwagen des Bevölkerungsschutzes in das Hochwassergebiet gefahren. Die beiden Rettungssanitäter starteten ihren Hilfseinsatz von der Landesmesse Stuttgart aus. Zunächst ging die Fahrt nach Bruchsal, wo sich die Rettungskräfte aus Baden-Württemberg zentral sammelten. In Konvois zu je 25 Fahrzeugen rückten die Helfer dann ins Katastrophengebiet ab. Durch die Nacht ging es mit Blaulicht in Richtung Rheinland-Pfalz.

Trümmer blockieren die Straße

„Die Menge an Einsatzfahrzeugen war wirklich krass, je näher man den betroffenen Gebieten kam. Das Zusammenwirken so vieler Hilfsorganisationen war sehr beeindruckend“, schildert Tom Feigel seine Eindrücke von der Anfahrt. Vor Ort angekommen, begannen die Rettungssanitäter, besonders gefährdete Personen vor den Wassermassen in Sicherheit zu bringen. Die Fahrten durch das Katastrophengebiet seien gespenstisch gewesen. „Ein komplettes Wohngebiet, durch das wir kamen, war praktisch unbewohnbar. Wir mussten zweimal umdrehen, da Trümmer oder umgestürzte Autos die Straße blockierten“, berichten die Rettungssanitäter der Malteser. Patienten seien mit Radladern und Unimogs aus überfluteten Bereichen an die Malteser übergeben worden. „Die Patienten waren teils völlig entkräftet“, berichtet Tom Feigel.

Für die beiden Rettungssanitäter der Malteser Neckar-Alb steht außer Frage: „Wenn wir wieder gebraucht werden, fahren wir wieder ins Katastrophengebiet.“ Da immer noch mehrere Ortschaften nicht erreichbar sind und sich die Gesamtsituation noch nicht komplett überschauen lässt, haben sich auch die Malteser Neckar-Alb auf einen längeren Einsatz eingerichtet und bereits nachgefragt, wer für weitere Hilfseinsätze zur Verfügung stehen würde.

DRK und Malteser raten Spontanhelfern von außerhalb dringend davon ab, einfach in die Katastrophengebiete zu reisen. Die Spendenkonten der Hilfsorganisationen sind jeweils auf deren Internetseiten zu finden.

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