Marbach und Remseck stürzen sich nicht auf die Lüftungsgeräte, die nun vom Land gefördert werden. Ludwigsburg will nach seinem Votum gegen die Geräte nun noch einmal darüber diskutieren.

Kreis Ludwigsburg - Gegen mobile Luftfilter in Klassenräumen haben in den vergangenen Wochen viele Menschen viele Gründe gefunden: Diese Geräte sind laut, das klassische Lüften ersetzen sie nicht, die Wirksamkeit ist nicht ausreichend nachgewiesen. Auch die Universität Stuttgart sagt, dass solche Lüfter nur in „besonderen Einzelfällen“ sinnvoll sind. Nun machen sich einige Kommunen doch noch einmal Gedanken darüber. Denn die baden-württembergische Landesregierung hat am Montag verkündet, die Hälfte der Kosten zuzuschießen – insgesamt umfasst das Paket 60 Millionen Euro.

 

Der Ludwigsburger Gemeinderat hatte sich jüngst gegen eine flächendeckende Versorgung der Schulen mit Luftfiltern entschieden. Maximal 80 000 Euro sollten für 30 bis 40 Geräte ausgegeben werden, die dann in Untergeschossen oder Mensen zum Einsatz kommen. Die Stadträtin Margit Liepins (SPD) sagt, sie habe die Situation geärgert. Ihre Fraktion wollte einen Pool aus 300 bis 400 Luftfiltern, die flexibel an Schulen verteilt werden. Nun, da das Land mitfinanziert, legte die SPD nach und reichte bereits am Dienstag einen neuen Antrag ein: Die Stadt soll prüfen, wo bereits fest installierte Lüftungsanlagen vorhanden sind und welche Räume auch so gut lüftbar sind. „Unnötigerweise müssen wir die mobilen Geräte ja nicht kaufen“, sagt Liepins. Aber dort, wo es nötig ist, sollen unbedingt Lüfter hinkommen. „Es ist nicht das Allheilmittel“, sagt Liepins, „aber sonst stehen wir im Herbst wieder da und haben gar nichts.“ Deshalb sollten ihrer Meinung nach die Lüfter spätestens zum Ende der Ferien stehen. Das wünscht sich auch Stefanie Knecht (FDP). Sie will Ludwigsburg sogar zur Modellstadt in Sachen Luftfilter machen. „Wir müssen den Kindern endlich mal eine verlässliche Perspektive geben“, sagt sie.

Gymnasium hat gute Erfahrungen mit Filtern

Die Stadt Ludwigsburg teilt auf Anfrage mit, dass das Thema nun noch einmal im Gemeinderat diskutiert wird. In der Entscheidung des Landes sieht sich die Stadt bestätigt, betont aber noch einmal, dass die Luftfilter nur in den Räumen zum Einsatz kommen sollen, die unzureichend mit Frischluft versorgt werden und ohne Lüftungsanlage gebaut wurden. Man wolle nun abwarten, wie die Förderrichtlinien im Detail aussehen. Während des schriftlichen Abiturs hatte das Ludwigsburger Otto-Hahn-Gymnasium Luftfilter der Firma Mann+Hummel ausgeliehen. Der Schulleiter sieht die Geräte als einen Sicherheitsbaustein, den man bei entsprechender Förderung des Landes unbedingt in Anspruch nehmen sollte. „Es hängt natürlich davon ab, ob man schon eine ausreichende Lüftung hat“, sagt Hilbert, „aber im Zweifelsfall würde ich sagen: ausrüsten! Lieber soll man ein paar Geräte mehr kaufen, als dass wir im Herbst die Kinder wieder nach Hause schicken müssen.“

Marbach und Kornwestheim setzen auf klassisches Lüften

Die Stadtverwaltung in Kornwestheim sieht die Anschaffung von mobilen Lüftungsgeräten eher skeptisch. Aktuell sei nur ein Klassenzimmer in einer Schule bekannt, in dem das klassische Lüften nicht in ausreichendem Maße möglich ist. Dabei handelt es sich um den Musiksaal der Realschule. „Hier ist bereits ein mobiles Luftreinigungsgerät im Einsatz“, heißt es von der Stadtverwaltung.

In Marbach löst die Förderung des Landes ebenfalls keinen Aktionismus aus. Die Erste Beigeordnete Franziska Wunschik verweist auf Gutachten und Studien, nach denen vereinfacht ausgedrückt die beste Art des Lüftens sei, ein Fenster zu öffnen. An diese Prämisse habe man sich an den Schulen der Schillerstadt auch gehalten. In regelmäßigen Abständen sei der Gong erklungen, was gleichbedeutend mit dem Signal war: Jetzt wird wieder stoßgelüftet. Bewährt habe sich gleichzeitig die dezentrale Lüftungsanlage, die in jenen Räumen des Friedrich-Schiller-Gymnasiums installiert wurde, die in den vergangenen Jahren generalüberholt wurden. So eine Anlage wird nun auch im Bildungszentrum mit Real- und Gemeinschaftsschule montiert. Für das weitere Vorgehen nach den Sommerferien ist für die Erste Beigeordnete entscheidend, wie sich die Inzidenzen entwickeln und in welchem Umfang der Präsenzunterricht angeboten werden kann. Man werde eventuell darüber diskutieren, vielleicht doch mobile Luftfilter anzuschaffen.

Remseck zögert noch

Die Stadt Remseck hat bereits im Winter die Schulräume, die sich nur schlecht lüften lassen, mit Luftfiltern versorgt. Das sei, so Pressesprecher Philipp Weber, in Absprache mit den Schulgemeinschaften geschehen. Ob weitere Räume mit Luftfiltern ausgestattet werden und Remseck damit auf die finanzielle Unterstützung vom Land zurückgreife, das stehe noch nicht fest. Weber: „Wir stehen in engem Austausch mit anderen Kommunen und mit dem Städte- und Gemeindetag.“