Diue Vorsitzende des Fördervereins Amanaogu, Gudrun Rohde aus Dürrlewnag, war zum vierten Mal in Nigeria, um in dem Dorf vor allem Kindern zu helfen. Rund 80 Patenschaften hat sie bereits vermittelt. Das Ziel ist der Bau eines Kinder- und Jugendzentrums.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Dürrlewang/Amanaogu - Noch immer schwelgt Gudrun Rohde in Erinnerungen. Ihre Gedanken sind in Afrika, wo im Dschungel Bananen, Papayas und Mangos wachsen, bei den vielen Gewürzständen am Straßenrand, an denen es Dutzende Sorten Pfeffer gibt, wo die Menschen bei sengender Sonne und tropischem Regen jeden Tag aufs Neue ums Überleben kämpfen. Denn sie sind bettelarm. In dem kleinen Dorf Amanaogu haben viele Kinder Mangelerscheinungen und keine Chance, zur Schule zu gehen.

 

Das alles hat Gudrun Rohde von Pfarrer Julius Ekwueme erfahren. Amanaogu ist sein Heimatdorf. Bis vor einigen Jahren war Ekwueme Pfarrer in Dürrlewang, mittlerweile ist er weiter gezogen nach Oppenweiler. Doch mit dem Ehepaar Rohde verbindet ihn noch immer viel mehr als eine dicke Freundschaft. „Er hat uns als Eltern adoptiert“, sagt Gudrun Rohde und lacht.

Das Ziel ist ein Kinder- und Jugendzentrum

Anfang des Monats waren Gudrun Rohde und Julius Ekwueme wieder in dem kleinen Bauerndorf. Für Rohde war es die vierte Reise nach Nigeria. Im Mai 2013 hat sie zusammen mit Julius Ekwueme den Förderverein Amanaogu gegründet. Das Ziel ist ein Kinder- und Jugendzentrum. Dort sollen die Mädchen und Jungen lesen und schreiben lernen. Außerdem sind eine Ausbildungsstätte geplant, in der die Jugendlichen handwerkliche Berufe erlernen, und eine Nähstube, in der Witwen sich als Schneiderinnen ihren Lebensunterhalt verdienen können.

Doch bis das Haus steht, wird noch einige Zeit vergehen. Bis dahin begnügt sich der Verein mit kleineren Dingen. Schon zweimal hat er einen Container mit Sachspenden nach Amanaogu geschickt. Kleidung, Spielzeug, medizinische Bestecke, Desinfektionsmittel bis hin zu Damenbinden und einen Rollstuhl für ein behindertes Kind haben Rohde und ihre Mitstreiter bereits von Deutschland nach Afrika bringen lassen. „Die Verschiffung hat jedes Mal 2500 Euro gekostet“, sagt Rohde. Das könne sich der Verein auf Dauer nicht leisten. Darum habe er nun auf gesponserte Busse umgestellt. Drei ältere Damen haben vor einiger Zeit einen VW-Bus finanziert. Dieser wurde vollgestopft mit den Sachspenden und fuhr nach Amanaogu. Er kam an, als auch Gudrun Rohde und Julius Ekwueme vor Ort war. „Ich habe mich bei der Verteilung der Sachspenden bewusst zurückgehalten“, sagt Rohde. Aber sie habe wieder einmal in die vielen glücklichen Kinderaugen schauen können.

Schon 80 Patenkinder vermittelt

Im vergangenen Jahr hat der kleine Verein ein Grundstück erworben, und dafür buchstäblich sein letztes Hemd gegeben. „Wir waren blank“, sagt Gudrun Rohde. Also haben sie und ihre Mitstreiter versucht, mit Hilfe von Benefizaktionen die Kasse wieder etwas zu füllen. Am vergangenen Sonntag gab es eine Konzert in der Alten Kelter. „Wir hatten 180 Karten verkauft“, sagt Rohde nicht ohne Stolz. Die Veranstaltung sei ein großer Erfolg gewesen. Selbstverständlich nutzte die rüstige Rentnerin die Gelegenheit auch, um über ihren Verein zu informieren. „Und wir konnten gleich sechs neue Patenkinder vermitteln“, sagt Rohde. Seit es den Verein gibt, haben die Mitglieder bereits 80 Patenschaften vermittelt. Diese kosten 50 Euro im Jahr. Dafür kann ein Kind in Nigeria ein Jahr lang zur Schule gehen. Hinzu kommen einmalig 50 Euro für eine Matratze und eine wasserdichte Unterlage. „Damit die Kinder nicht mehr auf dem nackten und feuchten Lehmboden schlafen müssen“, erklärt Rohde.

Als Rohde kürzlich in Nigeria war, hat sie 80 Kinder fotografiert, um für sie in Deutschland Pateneltern zu suchen. „In der Schlange standen aber noch 40 Kinder mehr“, sagt Rohde. Diejenigen, die sie nicht mehr abgelichtet habe, weinten. „Weil sie wussten, dass sie nun keine Chance auf eine Patenschaft haben“, sagt Rohde und muss selbst schluchzen. Es habe ihr das Herz gebrochen. Doch mehr als 80 Kinder hätten gar keinen Sinn ergeben. „Ich habe den Kindern versprochen, dass ich wiederkomme“, sagt Rohde. Zurück nach Afrika, in die sengende Sonne und den tropischen Regen. Vielleicht schon im nächsten Frühjahr. Denn dann soll mit dem Bau des Kinder- und Jugendzentrums begonnen werden.