Der Förderverein Besinnungsweg blickt zurück auf ein ereignisreiches Jahr. OB Zull nutzt die Gelegenheit zu einem Statement gegen den Nord-Ost-Ring. Der Stationenweg war einst auch als eine Art Schachzug gegen die Schnellstraße angelegt worden.

Fellbach - Es ist ein Wesenszug der Mitglieder des Fördervereins Besinnungsweg Fellbach, dass sie immer versuchen, sich der Realität zu stellen, Herausforderungen anzunehmen, sie positiv zu gestalten, zusammenzuhalten und nach vorne zu schauen.

 

Für das nächste Kunstwerk gibt es bereits ein Thema – „Grenzen“ heißt es

Das zeichnet den 1999 gegründeten Verein aus, bei dem Paul Rothwein als Vorsitzender seit Jahren das Zepter führt und sich zahlreiche Helfer, viele sind von Anfang an dabei, einbringen. Sie organisieren Führungen, helfen bei der Pflege der Wege und Grundstücke rund um die mittlerweile neun Kunstwerke und sieben Wegbegleiter und sind ausgesprochen rege, wenn es darum geht, Spenden und Zuwendungen zu sammeln.

Für das nächste Kunstwerk gibt es bereits ein Thema – „Grenzen“ heißt es – und ein Grundstück. Es wurde Alt-Oberbürgermeister Friedrich-Wilhelm Kiel zu dessen 85. Geburtstag im vergangenen Jahr von der Stadt „geschenkt“. Zu seinem Ehrentag erhielt er die Urkunde. Die Stadt Fellbach ist am Besinnungsweg unmittelbar beteiligt, ihr gehören die Wege und Grundstücke, auf denen die Kunstwerke auf den Feldern von Oeffingen stehen.

Über dem steht aber die Idee, Menschen mit Kunstwerken zum Nachdenken zu bringen

Oberbürgermeisterin Gabriele Zull geht in den Fußstapfen ihrer Vorgänger Kiel und Christoph Palm. Kürzlich bei der Jahreshauptversammlung des Vereins – sie fand als Antwort auf Corona unter freiem Himmel vor der Johanneskirche statt – wurden ihre Grußworte zu einem politischen Statement. Erneut betonte sie, dass der Nord-Ost-Ring nicht kommen dürfe, auch ein Tunnel sei keine Lösung. Was nicht ausschließe, mit den Nachbarn nicht „über kleinräumige Lösungen zu diskutieren“. Zur Erinnerung: Die vierspurige Straße Nord-Ost-Ring über die Felder von Schmiden und die Oeffingen wird schon seit vielen Jahren diskutiert. Den Stationenweg just auf einem Teil des anvisierten Geländes anzulegen, war damals auch als Schachzug gedacht, um Fakten gegen diese Straße zu schaffen.

Über dem steht aber die Idee, Menschen mit Kunstwerken zum Nachdenken zu bringen. Dazu werden namhafte Künstler eingeladen. Aktuell laufen Gespräche für das zehnte von insgesamt zwölf Kunstwerken. „Wir würden uns wünschen, dass das Kunstwerk zum Thema Grenzen von einer Künstlerin geschaffen wird“, so die Vorstellungen im Verein. Der Auftrag könnte an eine in München lebende Künstlerin gehen, die in Fellbach schon bei der Triennale ausgestellt hat.

Dieses Jahr hätte es wieder interessante Angebote gegeben, aber Corona kam dazwischen

Im Mittelpunkt der Versammlung stand ein Rückblick auf ein sehr aktives Vereinsgeschehen im Jahr 2019. Es wurden nicht nur die Wegbegleiter „Schatten“ auf dem Friedhof in Oeffingen und „Demut“ an der Kreisstraße nach Hegnach eingeweiht, sondern auch neue Wege in „leichter Sprache“ bei Führungen gegangen und im Rahmen der Remstal- Gartenschau viele Aktiv-Angebote gemacht. Nicht zu vergessen die Jubiläums-Ausstellung zum 20-jährigen Bestehen in der Galerie der Stadt Fellbach.

Dieses Jahr hätte es wieder interessante Angebote gegeben, aber Corona kam dazwischen. Mittlerweile gibt es wieder Führungen unter Einhaltung der aktuellen Regeln. Mitglied Ruth Lemaire brachte die „druckfrische“ Info mit, dass am 15. August und 5. September Fahrrad-Führungen angeboten werden. Sie beginnen jeweils um 10 Uhr beim Wegbegleiter Void in der Geschwister Scholl-Straße, mit Anmeldung. Neben Führungen versucht der Verein, über den Verkauf von signierten Auflage-Objekten der Stationen-Künstler und von Wein-Editionen Geld zu regenerieren. Das letzte Kunstwerk von Dani Karavan hat viel gekostet, dennoch hat der Verein aktuell rund 44 500 Euro auf dem Konto – dank der rührigen Vereinsmitglieder und vielen Spendern. Eine neue Broschüre ist aufgelegt, der Internetauftritt überarbeitet.

Für die Wahlen galt es, die vier Beisitzer neu zu bestimmen. Stefanie Hösch und Ulrich Lenk stellten sich zur Wiederwahl. Matthias Riede und Karl Stetter sind neu, alle wurden einstimmig gewählt. Dieses Votum erhielt auch Karlheinz Hirsch, der sich auf eigenen Wunsch als stellvertretender Vorsitzender nach 20 Jahren zurückzog, dem Verein aber erhalten bleibt und künftig die Kasse prüft. Für ihn kommt Herbert Brändle in den Vorstand, alle votierten für ihn. Als Dankeschön für sein vollumfängliches Einbringen als Vorsitzender überreichte aus dem Vorstand Ulrike Dreßler-Uetz an Paul Rothwein ein Jahreslos der „Aktion Mensch“.