Ein Netzwerk engagierter Eltern oder Ehemaliger kann Schulen so manchen Wunsch erfüllen. Während es an vielen Gymnasien zum Standard gehört, einen Freundeskreis zur Seite zu haben, tun sich Werkrealschulen deutlich schwerer damit.

Stuttgart - Selten wird die gesellschaftliche Schichtung so augenscheinlich wie beim Thema Fördervereine. Während es an vielen Gymnasien zum Standard gehört, einen Freundeskreis finanzkräftiger und einflussreicher Eltern und Ehemaliger zur Seite zu haben, tun sich Werkrealschulen deutlich schwerer damit – jedenfalls für gewöhnlich. So planen etwa am Dillmann-Gymnasium Ehemalige mal schnell die neue Mensa, akquirieren einen Gutteil der Finanzen dafür selbst und betreiben sogar eine eigene Stiftung, um „das Gymnasium auch in der Zukunft in die Lage zu versetzen, eine Spitzenposition unter den Gymnasien einnehmen zu können“.

 

Der Freundeskreis der Heusteigschule hingegen hat ganz andere Ziele – und er ist auch anders strukturiert. Dass der Vereinsvorstand der Werkrealschule im Stuttgarter Süden aus ehemaligen Schülern besteht, darf als ungewöhnlich gewertet werden. Vorsitzender ist Muhammet Gökkaya. Der 23-Jährige arbeitet als KfZ-Mechatroniker bei Daimler in der Pkw-Entwicklung und studiert berufsbegleitend Mechatronik. Er sei erst mit 13 aus der Türkei nach Deutschland gekommen: „In der Heusteigschule habe ich meinen Anfang in Deutschland gemacht – ich wollte ihr damit wieder etwas zurückgeben“, sagt der junge Mann, der auch vier Jahre im Jugendrat aktiv war. Vor vier Jahren sei sein Lehrer auf ihn zugekommen und habe ihm das vakante Ehrenamt im Förderverein angetragen, der 1994 von Rotariern gegründet worden war. „Ich wollte nicht, dass sich der Freundeskreis auflöst und die Schüler nichts mehr bekommen“, sagt Gökkaya.

Förderverein versucht, erfolgreiche Ehemalige zu erreichen

Nicht nur dieses Ziel hat der 23-Jährige erreicht. Inzwischen sei die Zahl der aktiven Fördervereinsmitglieder von knapp zehn auf 34 gestiegen. Zudem sorgen die Rotarier weiterhin dafür, dass den Heusteigschülern viele Angebote zugute kommen, die sonst nicht drin wären – vom jährlichen Musical mit Kulissenbau, Technik-AG, Mischpult, über Sprach- und Musikförderung bis hin zu Schwimmkursen, Gewaltprävention und einem Klettergerüst. Mit dem „Heusteigforum“ ist eine öffentliche Vortragsreihe zu Bildungsthemen gestartet. „Und wir versuchen, erfolgreiche Ehemalige zu erreichen“, sagt Gökkaya. „Wir wollen den Schülern zeigen, was aus Heusteigschülern geworden ist.“ Ihm selbst, so berichtet der 23-Jährige, habe die ehrenamtliche Tätigkeit geholfen, sich zu integrieren – und keineswegs nur sprachlich.

An anderen Werkrealschulen, sofern sie denn überhaupt einen Förderverein haben, gehen die Aktivitäten meist von Grundschuleltern aus, wie etwa an der Rosensteinschule am Nordbahnhof. Dort sei der Förderverein „von rührigen Grundschuleltern gegründet“ worden, berichtet die Schulleiterin Ingrid Macher. Somit könnten Dinge ermöglicht werden, die vom Schulträger nicht finanziert werden. Der Verein akquiriere Spenden, habe die Grundschulbibliothek ins Leben gerufen und jede Klasse mit fahrbaren Containern versorgt. Für die Schullandheimfahrten in Klasse sieben und acht spendiere der Verein Klassenzuschüsse, etwa für Eintrittsgelder. Einzelne Kinder würden jedoch nicht unterstützt, da diese bei Bedarf bereits durch das Bonuscard-System der Stadt und das Teilhabepaket des Bundes gefördert würden.

Den Vereinsvorsitz habe eine Grundschulmutter, das Amt der zweiten Vorsitzenden, die traditionell aus der Werkrealschule komme, habe sie selbst übernommen, berichtet Macher. „Es ist schwierig, diese Position zu besetzen – vielleicht gibt es da Hemmschwellen.“ Dabei arbeiteten die Werkrealschuleltern engagiert mit, wenn es etwa um den Tag der offenen Tür oder um die Gestaltung von Festen gehe – „das läuft hervorragend“, betont Macher, „und das hat auch nach außen eine Signalwirkung, auch bei Eltern aus anderen Nationen; dadurch wird der Zusammenhalt zwischen Eltern und Schule gestärkt.“