Folgen der Wärmewende Gaskunden drohen höhere Preise
Im Zuge der Energiewende dürfte sich in den kommenden Jahrzehnten das bestehende Gasnetz deutlich verringern. Auf Verbraucher kommen höhere Preise zu.
Im Zuge der Energiewende dürfte sich in den kommenden Jahrzehnten das bestehende Gasnetz deutlich verringern. Auf Verbraucher kommen höhere Preise zu.
Gasverbraucher müssen im kommenden Jahr mit höheren Preisen rechnen. Deutschland soll laut Klimaschutzgesetz bis 2045 klimaneutral werden. Das wirkt sich auch auf die künftige Erdgasversorgung und den Umfang des Verteilernetzes aus. So dürfte das bestehende Gasnetz in den kommenden Jahrzehnten deutlich schrumpfen.
Der Knackpunkt: Je mehr Menschen auf klimafreundlichere Energieträger wie Wärmepumpen umsteigen oder sich für Fernwärme entscheiden, desto höher wird der Gasnetzpreis für die verbleibenden Kunden. Damit nicht der letzte allein für die Infrastruktur-Kosten bezahlt, sollen einige Netze bereits 2025 teurer werden.
Dafür hat die zuständige Bundesnetzagentur am Mittwoch neue Regeln zur Finanzierung schon bestehender Gasnetze veröffentlicht. Demnach dürfen die Betreiber ihre Netze bald schneller abschreiben: in der Regel bis 2045 – dem Jahr, in dem Deutschland netto keine CO2-Emissionen mehr ausstoßen will – und in Ausnahmefällen sogar schon zehn Jahre früher. Üblicherweise beträgt die Abschreibungsdauer für Gasinfrastruktur rund 45 Jahre. Damit sei gewährleistet, dass Netzbetreiber Investitionen in die Erdgasnetze weiterhin amortisieren können.
Die trotz sinkender Absatzmengen anfallenden Kosten für das Gasnetz sollen durch die flexibleren Abschreibungen von möglichst vielen Kunden über die Netzentgelte getragen werden. Netzentgelte sind Teil des Gaspreises. „So wird verhindert, dass Kunden, die langsamer als andere aus der Erdgasnutzung aussteigen können, zu hohe Belastungen tragen müssen“, begründet die Bonner Behörde. Ohne diese Maßnahme müssten die verbleibenden Nutzer mit der Zeit immer höhere Entgelte tragen.“ Laut Branchenverband BDEW machen die Netzentgelte 16 bis 19 Prozent der Gasrechnung aus.
Ein größerer Rückgang der Gasanschlüsse sei derzeit zwar noch nicht zu verzeichnen. Doch die Bundesnetzagentur macht deutlich: „Ein erheblicher Teil des Erdgasnetzes wird über das Jahr 2045 hinaus nicht mehr genutzt werden. Einige Länder und Kommunen planen einen noch schnelleren Ausstieg aus der Gasversorgung.“ Teile des Fernleitungsnetzes und vereinzelt des Verteilernetzes würden für den Transport von Wasserstoff genutzt werden. „Der verbleibende Teil des Netzes wird stillgelegt.“
Die Wärmewende soll so gestaltet werden, „dass die Kunden zu jedem Zeitpunkt sicher versorgt werden und hierfür angemessene Netzentgelte erhoben werden.“ Welche Kosten konkret auf Gasverbraucher zukommen könnten, ließ die Behörde offen. „Schnellere Abschreibungen gehen in der Anfangsphase der Gasnetztransformation grundsätzlich mit höheren Entgelten einher“, hieß es. Die Bundesnetzagentur rechnet mit einem „eher moderaten Anstieg“ der Netzentgeltkosten.
Das Bundeswirtschafts- und Klimaschutzministerium hatte Mitte März ein Ideenpapier zur Zukunft der Gasverteilernetze vorgelegt. Mit Blick auf das Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2045 heißt es im Papier, bis dahin müsse der Ausstieg aus fossilem Erdgas vollzogen worden sein. Gasverteilernetze dienten vorrangig der Versorgung mit Erdgas zur Wärmeerzeugung in Haushalten, von Industrieunternehmen und anderen Unternehmen sowie lokalen Kraftwerken.
Das Ministerium geht davon aus, dass viele Kunden künftig durch Wärmenetze versorgt werden oder strombetriebene Wärmepumpen nutzen werden. Es sei davon auszugehen, dass die Länge dieser Netze von derzeit über 500 000 km stark zurückgehen werde. In welchem Umfang die Gasverteilernetze nach 2045 noch benötigt werden, werde unter anderem davon abhängen, inwieweit sie zur Verteilung von Wasserstoff verwendet werden könnten und sollen.