Die Nachricht vom möglichen Verkauf von Breuninger löst im Landkreis Ludwigsburg ein diffuses Echo aus. Die Folgen für den Standort Tammerfeld erscheinen unklar.
Was bedeutet ein Verkauf von Breuninger für den Standort Breuningerland in Ludwigsburg? In den Rathäusern ist man von etwaigen Absichten in dieser überrascht worden. Denn bisher erweckte der Handelsriese auf der grünen Wiese des Tammerfelds eher gegenteilige Eindrücke und hatte für eine Erweiterung des Einkaufszentrums gekämpft. Noch im Februar hatten die Städte Ludwigsburg, Bietigheim-Bissingen und Tamm hier einen Kompromiss erzielt. Wie es weitergeht, ist unklar.
Die „Wirtschaftswoche“ hatte am Mittwoch als erstes Medium von den Verkaufsplänen berichtet. Die Eigentümerfamilie wolle sowohl das Handelsgeschäft als auch die Immobilien veräußern. Bereits im Juni sei der Verkaufsprozess gestartet worden – mehr als 30 Unternehmen kommen in Frage. Bis Oktober sollen Angebote vorliegen. Wie es danach strategisch weitergeht, hängt vom Käufer ab. Kommt es zu einem Abbau von Kapazitäten, wären die Auswirkungen sicher auch im Landkreis Ludwigsburg zu spüren.
Bisher deutet jedoch nichts darauf hin, dass der Standort an der Autobahn 81 geschwächt wäre. Im Gegenteil: Im Unterschied zum Standort in Reutlingen, der Ende des Jahres geschlossen werden soll, gilt die Mall in Ludwigsburg in Fachkreisen als einer der besten Erlebniseinkaufsplätze in Deutschland – und das gegen den Trend zum Online-Handel. Dieser Erfolg wird jedoch etwa in Tamm und Bietigheim-Bissingen, aber auch in Ludwigsburg nicht nur positiv gesehen. Der Einzelhandel in den Innenstädten drohte auszubluten, heißt es immer wieder.
Breuninger hüllt sich in Schweigen
Vom Centermanagement in Ludwigsburg war am Donnerstag nichts zu erfahren. Auch die Pressestelle im Stuttgarter Haupthaus hüllte sich in Schweigen zu der Frage, wie es mit den Erweiterungsplänen weitergehe. Breuningerland hat die Zahl der Parkplätze erhöht und will eine 2500 Quadratmeter große Grand Plaza mit einem erweiterten Gastronomieangebot errichten. Ob die Krise der Kaufhäuser auf das bisher erfolgreiche Konzept des Breuningerlands durchschlägt, darüber kann nur spekuliert werden.
Gerade wegen vieler ungeklärter Fragen hält sich die Ludwigsburger Stadtverwaltung bedeckt. „Wir werden uns in Gesprächen mit der Geschäftsleitung ein Bild machen“, teilte die Sprecherin Susanne Jenne mit. Breuningerland spiele eine wichtige Rolle für die Handelslandschaft. Auswirkungen auf die Erweiterung seien „reine Spekulation“.
OB hält Erweiterung für wahrscheinlich
Nicht informiert worden über einen Verkauf sei die Stadt Bietigheim-Bissingen, erklärt der Oberbürgermeister Jürgen Kessing. „Soweit bisher erkenntlich, ist der Betrieb des Hauses dadurch nicht wesentlich betroffen, daher erwarten wir kurzfristig keine Konsequenzen.“ Die geplante Erweiterung betrachtet Kessing weiterhin als wahrscheinlich. „Wir haben bisher keine Erkenntnisse, dass das Unternehmen darauf verzichten will.“ Es wäre allerdings zu begrüßen, wenn ein Sinneswandel eintreten würde.
Tamms Bürgermeister Martin Bernhard sagt, von etwaigen Verkaufsabsichten „überrascht“ worden zu sein. Er habe zeitnah einen Termin vereinbart, um mit allen Beteiligten den Bebauungsplan abzustimmen. Der Plan gilt als umstritten. „Nach diesem Termin gibt es sicherlich mehr Klarheit.“