Im Januar probiert das neue Foodsharing-Café Mehrrettich in Tübingen aus, ob sich genügend Gäste finden. Das Ziel ist eine eigene Location – aber nicht nur das.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Womit ist der Berliner gefüllt? „Das wissen wir auch nicht, die Lebensmittel wurden alle gerettet“, antwortet Sophia Geiger dem Gast, der sich zum Kaffee ein süßes Stückle gönnt. Willkommen im Café Mehrrettich, einem neuen Foodsharing-Café in Tübingen. Am 12. Januar hat hier ein Test begonnen, der den Januar über andauern wird. Der gleichnamige Verein ist für diese Zeit im Zimmertheater in der Altstadt zu Gast und darf an drei Nachmittagen die Woche Backwaren und teils auch andere Lebensmittel servieren.

 

Was Franziska Kern, der Mehrrettich-Vorsitzenden, und ihrer Kollegin Sophia Geiger wichtig ist: Plunder, Quarktaschen und Hörnchen gehen hier gratis über die Theke. Für Kaffee, Kakao und Sprudel zahlen die Gäste so viel, wie sie wollen. Das Ziel des Foodsharing-Cafés, das sich stark am Stuttgarter Pendant Raupe Immersatt orientiert, ist nicht das Geldverdienen. „Wir wollen Bildungsarbeit leisten“, sagt die 28-jährige Franziska Kern.

Die Hälfte der Lebensmittel wird privat weggeworfen

Etwa die Hälfte der Lebensmittel, die nie in einem Magen landen, würden in Privathaushalten weggeworfen, sagt Franziska Kern, von Beruf Labormanagerin an der Uni. Mit dem neuen Café will Mehrrettich für diesen Überfluss sensibilisieren. Die Fairteiler in der Stadt, an denen man sich kostenlos gerettete Lebensmittel, die sonst im Müll landen würden, nehmen darf, laufen sehr gut, sagt Franziska Kern. Dahinter steht der Verein Foodsharing, aus dem heraus sich der Verein Mehrrettich gebildet hat. Auch über die Bereitschaft von ehrenamtlichen Helfern, die die Salate, Gurken und Bananen bei Supermärkten abholen, könnten sie sich nicht beklagen. „Aber wir wollen noch mehr Menschen erreichen“, sagt Sophia Geiger, die Kassiererin des jungen Vereins mit rund zehn Mitgliedern.

Für die Idee, zu diesem Zweck ein Café zu eröffnen, hat der Verein im vergangenen Jahr den Umweltpreis der Stadtwerke Tübingen und damit rund 7000 Euro ergattert. Am liebsten will die Gruppe in der Tübinger Altstadt mit eigenem Personal loslegen. Dazu brauchen die Ehrenamtlichen allerdings weit mehr Geld für die Kaution. Bis 30. Januar läuft eine Crowdfunding-Aktion unter www.startnext.com/mehrrettich, die 25 000 Euro einbringen soll. Man freue sich über jeden Euro. Und wer zehn Muffins vom Kindergeburtstag übrig hat, kann sie im Mehrrettich vorbeibringen. Geöffnet ist es im Januar von Donnerstag bis Samstag von 16 bis 18.30 Uhr an der Bursagasse 16.