Ehrenamtliche der Aktion „Foodsharing“ haben einen neuen Raum in Kernen (Rems-Murr-Kreis), um Speisen zu verschenken, die sonst im Müll landen würden. Der Eröffnungstermin steht schon fest.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Zwei Kühlschränke, fünf Tische, zwei Regale und mehr als ein Dutzend Kunststoffboxen stehen bereit. Genug Platz und Stauraum also, um in dem Raum an der Stettener Straße 5 jede Menge Speisen und Getränke kostenlos anzubieten, die die fleißigen Helfer der Aktion „Food sharing“ Tag für Tag vor den Mülltonnen der Supermärkte und Bäckereien retten werden.

 

Startschuss für die Station fällt am 22. Februar

„Am 22. Februar wollen wir öffnen und hier Lebensmittel verschenken, die sonst in der Tonne gelandet wären“, sagt Britta Fischer. Gemeinsam mit Stephanie Lieb und anderen Helfern hat sie in den vergangenen Wochen dafür gesorgt, dass der Raum im Erdgeschoss des denkmalgeschützten Neuschenhofs, nur einen Steinwurf vom Rathaus in Kernen entfernt, wieder ansehnlich ist. „Die Bürgerstiftung Kernen hat uns Geld fürs Material wie Putzzeug, Farbe und Pinsel zur Verfügung gestellt. Und wir können den Raum unbefristet nutzen“, sagt die Lebensmittelretterin über die Unterstützung der Stiftung und der Gemeinde. Aktuell fehlt noch Strom, aber auch der soll bald fließen.

An Energie jedenfalls mangelt es den ehrenamtlichen Helfern nicht. Ziel der Bundesweiten Aktion „Foodsharing“ ist es, etwas gegen die Verschwendung von Lebensmitteln zu tun. Auf Grund von Überproduktion landen viele noch gute und essbare Lebensmittel tagtäglich einfach im Müll. So genannte, speziell geschulte „Food Saver“ machen sich meist in den Abendstunden auf den Weg zu kooperierenden Supermärkten, Bäckereien sowie Obst- und Gemüsehändlern, um Waren abzuholen, die nicht mehr für den Verkauf geeignet sind. „Meist sind das Produkte, deren Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, und die nicht mehr verkauft werden dürfen, die man aber noch gut essen kann“, erklärt Britta Fischer. Wenn ein Salat außen ein paar welke Blätter habe, könne man ebendiese entfernen und den Rest noch gut essen. Auch Quark, Milch, Honig, Tee, Schokolade und vieles, vieles andere mehr sei noch weit über den aufgedruckten Verzehrtermin „vielleicht nicht mehr schön, aber noch sehr gut genießbar“.

Tafelläden haben Vorrang vor Foodsharing

„Im Rems-Murr-Kreis arbeiten wir mit 40 Betrieben zusammen, bei denen wir Lebensmittel abholen können“, sagt Foodsharing-Botschafter Dirk Schäfer. Den Vorrang beim Abholen hätten soziale Einrichtungen wie etwa die Tafelläden, aber auch so bleibe noch genug übrig, um es in den Fairteiler-Stationen anzubieten. „Es gibt bei uns keine Einschränkungen, wer Ware abholen kann, das darf wirklich jeder. Wir wünschen uns nur, dass das fair und vernünftig passiert und die Leute die Produkte horten und am Ende gar selbst wieder wegwerfen – das Ziel ist ja, Lebensmittel zu retten.“

Auch Privatleute dürfen Lebensmittel bringen

Auch Privatleute können Lebensmittel abgeben. Sie müssen die abgegebenen Waren in eine Liste eintragen, die an den Kühlschränken aufgehängt wird – das hat lebensmittelhygienische Gründen und dient der Dokumentierbarkeit.. „So haben wir einen Überblick, was wann abgegeben wurde“, sagt Schäfer. Es gibt auch Dinge, die nichts im Fairteiler-Schrank verloren haben: leicht verderbliche Waren wie Fisch, Eier und Hackfleisch dürfen nicht abgegeben werden. Auch offene, selbst gekochte Speisen und Lebensmittel aus geöffneten und angebrochenen Einzelpackungen sind tabu.

Wer „Foodsaver“ werden will, muss eine Prüfung ablegen

Wer sich als Lebensmittelretter („Foodsaver“) engagieren will, muss sich auf der Internetseite foodsharing.de registrieren und eine kleine Prüfung ablegen. Rund 800 solcher Lebensmittelretter sind laut Dirk Schäfer im Landkreis über Foodsharing bereits vernetzt. Der neue Fairteiler in Kernen soll künftig von montags bis samstags jeweils von 9 bis 19 Uhr geöffnet sein. Und geöffnet ist er, wie gesagt: für jede und jeden.

Weitere Informationen gibt es unter: www.foodsharing.de