Die Vorbereitung der Footballer des SV Leonberg/Eltingen läuft nicht optimal, dabei haben sich die Alligators ein großen Ziel gesetzt: den Aufstieg in die Regionalliga.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Zugegeben, es macht nicht unbedingt Spaß, bei fünf Grad über null bei leichtem Nieselregen im Freien zu trainieren. Aber, wie sagt man so schön in Norddeutschland: Wat mutt, dat mutt! Auch wenn die Leonberg Alligators einige 100 Kilometer weiter südlich auf dem Platz ihre Spielzüge üben und ihre Fitness verbessern, gilt für sie das Motto „Was sein muss, muss sein.“ Der beginnende Winter ist für die Footballer stets die Zeit, in denen die wichtigsten Grundlagen für die kommende Saison gelegt werden. In denen es hart, intensiv und körperbetont zur Sache geht und wo alte wie neue Passrouten geübt werden. Im Extremfall sogar, wenn sich Eiszapfen an der Nase bilden. „Wir haben ein paar Sachen auf der Liste“, sagt Trainer Fabian Hoyer, „die wollen wir durchbringen. Wir haben schließlich etwas vor in der neuen Saison.“

 

Nachdem sich die Alligators in den vergangenen Jahren stets erfolgreich durch die Niederungen der Ligen gefressen und 2022 in der Oberliga einen angenehmen neuen Lebensraum gefunden hatten, brachte die abgelaufene Runde eine unbekannte Neuerung mit sich: Die Footballer des SV Leonberg/Eltingen hatten am Ende keine Meisterschaft und keinen Aufstieg zu feiern. Und weil sie damit nicht wirklich zufrieden waren, haben Headcoach Hoyer und Abteilungschef Luis Turian für die Saison 2023 gemeinsam beschlossen: Die Alligators sollen Meister der Oberliga werden und in die drittklassige Regionalliga aufsteigen. „Diesen Anspruch müssen wir so formulieren“, betont Fabian Hoyer, „wir haben ja letzte Saison gut an der Tabellenspitze mitgespielt.“

Hört sich gut an, ist aber nicht ganz so einfach umzusetzen. Nicht weil Hoyer die nötige fachliche Eignung fehlt oder seiner Mannschaft das spielerische und körperliche Niveau, sondern weil die Platzkapazitäten beim Club aufs Äußerste angespannt sind. Im Grunde steht den Footballern und der gesamten Fußball-Abteilung des SV nur ein einziger Kunstrasenplatz zur Verfügung, der Hybridrasen (Mischung aus Natur- und Kunstrasen) ist aufgrund der feuchten Witterung seit Wochen fast durchgehend gesperrt. Und die drei Rasenplätze verfügen über kein Flutlicht, weshalb ein Training nach 17 Uhr so anmuten würde, als stritten sich orientierungslose Maulwürfe um einen Football – und keine zu allem entschlossenen Alligatoren.

So teilen sich Footballer und Fußballer den Kunstrasen, was Spieler einer Sportart besonders schmerzt, deren Spiel auf Raumgewinn ausgelegt ist. Alligators im (zu) kleinen Käfig. Zum Teil tummeln sich bis zu 40 Burschen mit Helm und Schulter-Pads auf einem Viertel des Sportplatzes, einige reisen aus Pforzheim, Ludwigsburg und Stuttgart an – wenn ein Amateur so viele Kilometer abspult, sollte schon eine ordentliche Einheit absolviert werden können. Sonst wäre es Zeitverschwendung. „Wir müssen jedes Training bis ins Detail planen“, erzählt Hoyer, „damit wir die Trainingszeit und den zur Verfügung stehenden Raum optimal ausnutzen.“

Der Verein appelliert an die Stadt

Ein halber Fußballplatz würde dem Team ausreichen, doch darauf ist nicht zu hoffen, und genau das frustriert die Alligators, von den schweren Jungs in der Offense-Line bis zu den wieselflinken Wide Receivern. Das alles ist Tobias Müller bestens bekannt, aber auch der Geschäftsführer des Vereins kann nur hilflos mit den Schultern zucken. „Es war den betreffenden Abteilungen klar, dass es aufgrund der herrschenden Platzsituation in der kalten Jahreszeit zu Engpässen kommen wird“, sagt Müller, „und ich weiß auch, dass uns ein zweiter Kunstrasen extrem helfen würde.“ Zwar besitzt der SV Leonberg/Eltingen die nötigen Flächen, jedoch nicht die nötigen finanziellen Mittel – ein Kunstrasen-Spielfeld kostet in der Herstellung zwischen 600 000 und 700 000 Euro. Nun ist der Geschäftsführer keiner, der sich nicht trauen würde, den Missstand laut und deutlich zu formulieren, doch bislang stoßen seine Appelle bei der Stadtverwaltung auf taube Ohren. „Dabei geht es ja nicht nur um Football, sondern um Sport allgemein“, betont Müller, „Sport besitzt in Leonberg leider nicht den Stellenwert, den er aus gesellschaftspolitischer Sicht haben müsste. “

Es herrscht Bewegung im Kader

Den Alligators bleibt nur das Abwarten, das sie jedoch nicht mit Tee trinken verbringen, sondern mit Training und dem Studium des Playbooks, in dem die Spielzüge gesammelt sind – es wird ja der Aufstieg angepeilt. Noch hat Headcoach Hoyer sein komplettes Team für diesen wichtigen Angriffsspielzug nicht beieinander, zwei Kolosse der Offense-Line haben den Club verlassen, ein wichtiger Defensiv-Akteur wird von Stuttgart Surge aus der professionellen European League of Football umworben, es werden sich noch ein paar Verschiebungen im Kader ergeben. Umso wichtiger ist, dass diejenigen, die nächstes Jahr das Alligators-Trikot sicher tragen werden, sich jetzt schon auf ihre schwierige Aufgabe einstimmen. „Wir machen das Beste aus der Situation“, sagt Hoyer. Ob es gut genug ist, wird sich im Sommer zeigen.