Im Viertelfinale der Play-offs um die Deutsche Meisterschaft gastieren die Stuttgart Scorpions am Sonntag zum dritten Mal im hohen Norden.

Sport: Gerhard Pfisterer (ggp)

Stuttgart - Dominik Lammel hat die Statur eines Türstehers: 1,90 Meter groß, 119 Kilogramm schwer. Früher hat er passenderweise auch am Einlass von Discotheken gearbeitet. Dort, genau gesagt vor einem damaligen Laden namens „Störung“ in Backnang, ist er 1989 entdeckt worden – fürs Footballspielen. Seinerzeit fing er bei den Backnang Wolverines mit der Sportart an, seit 1993 läuft er nun schon fast ununterbrochen für den Erstligisten Stuttgart Scorpions auf.

 

Seit vergangenen Sonntag ist Dominik Lammel 45 und zählt damit zu den ältesten Stammspielern in der German Football League (GFL). „In meinem Alter gibt es davon nicht mehr als fünf“, sagt der Routinier vor der Play-off-Partie der Stuttgart Scorpions am Sonntag (15 Uhr) bei den Kiel Baltic Hurricanes im Holsteinstadion. „Ich gehe auch mal davon aus, dass ich 2013 das 20. Jahr noch vollmache.“ Lammel ist eine feste Größe in der sogenannten Offensive Line der Stuttgart Scorpions: Er zählt zu den fünf Bodyguards des Quarterbacks in Wurfsituationen und fungiert bei Laufspielzügen als Blocker für den Ballträger.

Probleme mit der Aufenthaltsgenehmigung

Am Sonntag in Kiel wird er den wieder genesenen US-Spielmacher Tom Schneider beschützen, der in dieser Saison einige Partien verpasst hat und auch zuletzt aussetzen musste. Meist fehlte er verletzungsbedingt – und einmal auch, weil es Probleme mit der Aufenthaltsgenehmigung gab.

Das war ein Grund dafür, warum die Scorpions sich in der GFL-Südstaffel mit dem vierten Platz begnügen mussten. Eigentlich wollten sie unter die ersten zwei kommen, um dieses Wochenende mit einem Heimspiel in die Play-offs um die Deutsche Meisterschaft starten zu können. So steht aber eine erneute Viertelfinalreise nach Kiel an, wo das Stuttgarter Team auch schon 2009 und 2010 zum Auftakt der Ausscheidungsrunde antreten mussten. Beide Male verloren die Gäste aus dem Süden im hohen Norden – erst mit 6:20, dann mit 21:23.

„Wir sind schwer auszurechnen, das macht uns so gefährlich.“

„Kiel ist natürlich eine Hausnummer. Aber in den Play-offs herrschen eigene Gesetze“, sagt Dominik Lammel, der zu den vier Stuttgarter Teamkapitänen zählt. Der Meister von 2010 und Finalist von 2011 unterlag in der abgelaufenen GFL-Hauptrunde nur einmal und belegte so in der Nordstaffel erneut den ersten Platz.

„Das hat nichts zu sagen, der amtierende Meister Schwäbisch Hall Unicorns hatte auch 18-mal nacheinander nicht verloren, bis er zu Saisonbeginn zu uns kam“, sagt Dominik Lammel. Die Scorpions gewannen die Auftaktpartie Mitte Mai mit 10:6. Sie bezwangen in der regulären Saison einerseits – wie in jenem Duell – auch die besten Mannschaften, andererseits ließen sie aber Punkte gegen schwächere Gegner. „Wir sind die schwierigste Aufgabe aus dem Süden, die Kiel bekommen konnte“, sagt Lammel. „Wir sind schwer auszurechnen, das macht uns so gefährlich.“

Die Kieler sind klarer Favorit

Klarer Favorit am Sonntag sind allerdings die Kiel Baltic Hurricanes. Der Scorpions-Vorsitzende Markus Würtele stellt eine Analogie zum Fußball auf, um die Chancenverhältnisse zu verdeutlichen: „Das ist, wie wenn die Stuttgarter zum FC Bayern München fahren – und zwar die Stuttgarter Kickers.“ Die Scorpions sind zwar kein Drittligist, dennoch ist ein Klassenunterschied zu dem Titelfavoriten da.

Dadurch lässt sich Dominik Lammel seine Zuversicht allerdings nicht nehmen. Nach der Zweitligameisterschaft als Trainer mit dem Stuttgarter Frauenteam am Samstag und seinem 45. Geburtstag am Tag darauf will er in vier Tagen weiterfeiern. „Im DFB-Pokal gewinnt auch mal ein Zweit- oder Drittligist – und wir sind immer noch ein Erstligist“, sagt der Leithammel. „Wenn die Scorpions wo hinfahren, wollen sie auch gewinnen. Wir sind kein Schlachtvieh!“ An dem früheren Türsteher muss erst einmal jemand vorbeikommen.