Footballstar Chris Long (32) von den Philadelpha Eagles aus der US-Profiliga NFL stammt aus privilegierten Verhältnissen und will Menschen helfen, die nicht so viel Glück hatten wie er. Dazu investiert er diese Saison sein ganzes Einkommen in Bildungsprojekte.

Sport: Gerhard Pfisterer (ggp)

Stuttgart - In Europa machen zurzeit Fußballstars wie Juan Mata oder Mats HummelsFurore, die ein Prozent ihres Einkommens für karitative Zwecke an die „Common Goal“-Initiative spenden. Das ist hehr, vergleichsweise allerdings gering gegen das, was Chris Long parallel in den USA macht. Er gibt 100 Prozent! Der Verteidiger von den Philadelphia Eagles aus der American-Football-Profiliga NFL lässt sein gesamtes Jahresgehalt 2017 sozialen Bildungsprojekten zugutekommen.

 

Vor dieser Spielzeit unterschrieb der 32-Jährige, der vergangene Saison mit den New England Patriots den Meistertitel gewonnen hatte, einen Zweijahresvertrag mit einem Gesamtvolumen von 3,8 Millionen Euro in Philadelphia. Mit den Eagles weist er nach elf von 16 Spielen in der Hauptrunde die beste Bilanz auf (zehn Siege, eine Niederlage) und beherrscht mit ihnen dank spektakulärer Kantersiege vor dem Auftritt am Sonntag bei den Seattle Seahawks auch die sportlichen Schlagzeilen.

„Pledge 10 for Tomorrow“-Kampagne für bessere Bildungschancen

Auf dem Spielfeld ist Chris Long nicht mehr so stark wie in seinen besten Zeiten, er hält aber als hochrespektierter Routinier mit Ruhe und Gelassenheit das Team zusammen. Und er leistet vor allem abseits des Platzes Großes – mit sozial und politisch motivierten Aktionen.

Nach den rechtsextremen Ausschreitungen Mitte August in seinem Heimatort Charlottesville im Bundesstaat Virginia (eine Tote, 19 Verletzte), bei denen ein Neonazi mit dem Auto in eine Menge von Gegendemonstranten gerast war, finanzierte er – als Reaktion darauf – mit seinen ersten sechs Eagles-Gehaltschecks des Jahres zunächst Stipendien in Charlottesville. Danach rief er die „Pledge 10 for Tomorrow“-Kampagne ins Leben. Während der letzten zehn Begegnungen der Hauptrunde spendet er sein Gehalt dafür. Es geht bei dem Projekt darum, Chancengleichheit zu fördern, benachteiligten Jugendlichen bessere Möglichkeiten zu verschaffen.

Knapp 550 000 Euro sind schon an Spendengeldern zusammengekommen

„Das ist keine Heldentat“, sagt Chris Long. „Ich hatte einfach mehr Glück im Leben als andere.“ Schon seit vielen Jahren versucht er aus diesem Grund, (jungen) Menschen zu helfen, die nicht in so glückliche Umstände geboren wurden wie er. Er selbst stammt aus privilegierten Verhältnissen. Er ist der Sohn der früheren NFL-Größe Howie Long und hat selbst eine gute Karriere in der US-Profiliga hingelegt, mit einem Verdienst von insgesamt rund 75 Millionen Euro bei den St. Louis Rams (2008 bis 2015), New England Patriots und nun Philadelphia Eagles. 2015 gründete er die Chris-Long-Stiftung, die sich beispielsweise für die Erschließung von Wasserquellen in Ostafrika einsetzt.

Meist hat Chris Long sein Engagement in der Vergangenheit nicht an die große Glocke gehängt, doch diesmal ging er bewusst offensiv in die Öffentlichkeit. Denn Ziel der „Pledge 10 for Tomorrow“-Kampagne, die Bildungsprojekte in St. Louis, Boston und Philadelphia fördert, ist es, dass Firmen oder auch Fans aus den drei Städten bis zum Saisonende genauso viel spenden wie der Initiator. Der Zähler auf der dazugehörigen Internetseite steht mittlerweile bei 649 359,96 Dollar (knapp 550 000 Euro). „Es lässt dich realisieren, dass noch viel Gutes auf der Welt übrig ist. An machen Tagen ist man sich da ja nicht so sicher“, sagt der NFL-Star über die eingegangenen Gelder. „In Bildung zu investieren, ist der beste Matchplan für eine bessere Zukunft. Ich möchte meine Plattform nutzen, um Veränderungen herbeizuführen.“

Chris Long mischt sich auch in die Politik ein

Chris Long ist einer, der sich eine bessere Welt wünscht und auch etwas dafür tut. Er macht dazu seinen Einfluss geltend. Seine Plattform dafür ist der Sport, American Football – der Nationalsport in den USA. Seine Worte sind nicht nur Floskeln. Er spielt tatsächlich einzig noch aus Spaß an seinem Sport, wie seine großzügige 100-Prozent-Gehaltsspende in dieser Saison belegt. Und er wehrt sich entschieden dagegen, dass Athleten sich gefälligst auf den Sport konzentrieren und ja nicht in die Politik einmischen sollen.

Als vor Wochen die Emotionen hochkochten, weil zahlreiche afroamerikanische Spieler während der Nationalhymne aus Protest gegen Rassismus knieten und US-Präsident Donald Trump deren Rauswurf forderte, stellte er sich demonstrativ zu seinen protestierenden Teamgefährten und stärkte ihnen stehend mit der Hand auf dem Herzen den Rücken. Er zählte auch zu den zwölf NFL-Akteuren, die sich in New York zu Gesprächen über die angespannte Situation mit den Clubbesitzern trafen. Er war dabei einer von nur zwei eingeladenen weißen Spielern. „Amerika ist das beste Land der Welt. Wenn du das beste Footballteam der Welt hast, hört du doch auch nicht auf zu trainieren, du hörst auch nicht auf, besser werden zu wollen“, sagt der Wohltäter und Weltverbesserer zu der Debatte.