Der Rotstift zeigt allmählich Wirkung, komplett ausgestanden hat Ford Europa seine Krise aber noch nicht. Immerhin: Der Absatzschlager Fiesta wird auch künftig in Köln gebaut, und betriebsbedingte Kündigungen wird es in Deutschland bis 2021 nicht geben.

Der Rotstift zeigt allmählich Wirkung, komplett ausgestanden hat Ford Europa seine Krise aber noch nicht. Immerhin: Der Absatzschlager Fiesta wird auch künftig in Köln gebaut, und betriebsbedingte Kündigungen wird es in Deutschland bis 2021 nicht geben.

 

Köln - Lauter Jubel brandet auf im Kölner Ford-Werk. Ford wird seinen Verkaufsschlager Fiesta für Europa weiter exklusiv in Köln bauen, betriebsbedingte Kündigungen sind dort und in Saarlouis statt bis 2016 nun bis 2021 ausgeschlossen. Damit bleibt den Kölnern das Schicksal ihrer Kollegen im Bochumer Opel-Werk erspart. Bernhard Mattes, Geschäftsführer der Ford-Werke GmbH, verkündete am Dienstag: „Der Ford Fiesta ist ein echter Kölner.“

Damit ist Schlimmeres ausgeblieben: Es hatte Gerüchte gegeben, die kommende Generation des Kleinwagens könne von 2017 an in Rumänien statt im teureren Deutschland vom Band rollen. Nun kommt es anders.

Das ist eine gute Nachricht für die 4000 Mitarbeiter in Köln-Niehl, die seit 1979 schon mehr als 6,5 Millionen Fiesta montiert haben - und die ihren Gesamtbetriebsratschef Martin Hennig am Dienstag feiern. Hennig selbst misst der Entscheidung eine enorme Bedeutung zu: „Der Verlust der Fiesta-Produktion hätte für den Standort Köln das Sterben auf Raten bedeutet.“

Ungeschoren kommen die insgesamt mehr als 24 000 Ford-Beschäftigten in Köln und Saarlouis trotzdem nicht davon: Sie müssen auf Sonderzahlungen und Sonderurlaub verzichten, das Werk in Köln wird von drei auf zwei Schichten umgestellt. Das dürfte Jobs kosten - wenn auch nur über Altersteilzeit und die „natürliche Fluktuation“.

Der Beschluss von Management und Arbeitnehmern zeigt aber: Auch wenn Ford in Europa noch nicht über den Berg ist - allmählich ist wieder Licht am Ende des Tunnels. Denn in der Absatzkrise war Ford Europe ebenso wie der Rivale Opel und andere Volumenhersteller in ein tiefes Tal gefallen. Anders als Volkswagen, BMW oder Mercedes konnten die Europa-Töchter der US-Giganten Ford und General Motors (GM) den Einbruch in Europa nicht in Boom-Märkten wie China kompensieren.

Stattdessen mussten sie im Kampf gegen teure Überkapazitäten den Rotstift ansetzen. Während bei Opel das Werk Antwerpen längst dicht ist und die Autofertigung in Bochum zum Jahresende ausläuft, schließt Ford sogar drei Fabriken in Großbritannien und Belgien. Das kostet insgesamt 6200 Jobs.

Doch die Erholung braucht Zeit - und die Werksschließungen kosten erstmal Geld. Ford kalkuliert nach früheren Angaben für das laufende Jahr mit 400 Millionen Dollar (295 Mio Euro) für den Umbau. Bei Opel fallen dem Vernehmen nach Kosten von über einer halben Milliarde Euro an. Entsprechend zurückhaltend ist Opel-Chef Karl-Thomas Neumann bei der Prognose für 2014: „Unser Ziel ist, operativ besser zu werden als 2013.“ Rückenwind dürften beide von Europas anziehenden Automärkten erhalten. „Die Kaufzurückhaltung der Kunden scheint sich allmählich aufzulösen“, sagt Matthias Wissmann, Chef des Autoverbands VDA. Für schwarze Zahlen ist es aber in Köln und Rüsselsheim noch zu früh. Ford strebt die Rückkehr in die Gewinnzone 2015 an, Opel „spätestens 2016“. Immerhin hat sich die Lage im Europageschäft der beiden US-Konzerne zuletzt deutlich entspannt.

Opel-Chef kündigt sprudelnde Gewinne an

Im ersten Quartal 2014 halbierte Ford seinen Vorsteuerverlust dank eines Sparprogramms und anziehender Verkäufe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 194 Millionen Dollar (143 Mio. Euro). Und GM musste auf dem alten Kontinent zum Jahresauftakt zwar ein operatives Minus von 284 Millionen Dollar verdauen nach 152 Millionen Dollar im Vorjahr. Aber mehr als zwei Drittel davon (200 Mio Dollar) waren auf Restrukturierungskosten vor allem für das Aus der Autofertigung zum Jahresende in Bochum zurückzuführen. Mit anderen Worten: Operativ läuft das Geschäft schon deutlich besser als in den Vorjahren.

Opel-Chef Neumann kündigt inzwischen sogar wieder offensiv sprudelnde Gewinnen an, wenn auch erst in einigen Jahren. Und er sagt Ford den Kampf an: „Wir wollen die zweitgrößte Marke in Europa werden.“

Mattes kontert den Angriff gelassen: Mit seiner Strategie der neuen Produkte und der starken Marke habe Ford seine Position im europäischen Markt als Nummer 2 gefestigt: „Wir werden diese Strategie so fortsetzen.“ Bisher liegt Ford mit einem Marktanteil von 7,5 Prozent in den ersten vier Monaten 2014 vor den Rüsselsheimern mit 6,7 Prozent.

Dabei konnten beide Marken ihren Absatz in diesem Jahr bisher sowohl in Europa als auch im Heimatmarkt Deutschland deutlich über dem Markttrend ausbauen. Hierzulande verkaufte Ford von Januar bis Mai fast 89 000 Autos und damit 13,6 Prozent mehr als im Vorjahr, Opel legte um 6,0 Prozent auf knapp 91 000 Autos zu. Der Markt insgesamt wuchs „nur“ um 3,4 Prozent. Auch in Europa läuft es für die beiden Marken besser als für den Automarkt insgesamt. Und der hat im April den achten Monat in Folge zugelegt.