IG Metall und Arbeitgeber könnten die Lage der Metall- und Elektroindustrie kaum konträrer schildern. Dennoch dürfte der Gewerkschaftsvorstand die Forderung nach fünf Prozent höheren Gehältern mit der gewohnten Geschlossenheit auf den Weg bringen.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Wenn der Vorstand der IG Metall an diesem Dienstagvormittag seinen ersten Pflock zur kommenden Tarifrunde einrammt, sind Überraschungen im Grunde ausgeschlossen. Die „Fünf“ steht: 5,0 Prozent dürfte das Gremium als Maßgabe für die erhofften Lohnsteigerungen vorschlagen. Daran kann nach der Vorlage durch die meisten regionalen Tarifkommissionen am vorigen Donnerstag kein Zweifel mehr bestehen. Allenfalls der Bezirk Nordrhein-Westfalen hatte mit einer Bandbreite von 4,5 bis 5,0 Prozent etwas tiefer gestapelt – und im Bezirk Berlin/Brandenburg wurde noch ein relativierendes „bis zu“ vor die fünf Prozent gesetzt.

 

Das traditionelle Prozedere der IG Metall aus Forderungsempfehlung und Forderungsbeschluss sowohl in den Großen Tarifkommissionen als auch im Gewerkschaftsvorstand verliert somit rasch an Spannung. Die Konjunktur müsste in den nächsten Wochen schon überraschend kollabieren, damit die Gewerkschaftsgremien von der Fünf abrücken. Und danach sieht es nun wirklich nicht aus. Am 23. Februar soll die Forderung auf regionaler Ebene endgültig festgezurrt werden, am 29. Februar setzt der Vorstand seinen Haken dran. Die ersten Verhandlungstermin sind dann für Mitte März ins Auge gefasst.

Druck im Kessel der Arbeitgeber

Aus Sicht der Metallarbeitgeber ist ohnehin schon ausgemacht, dass eine Forderung auf diesem Niveau völlig überzogen ist – sie hätten eine Vier vor dem Komma naturgemäß viel lieber gesehen. Wie fragil die Lage für die Unternehmen ist, wird Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger am Dienstagnachmittag in Heidelberg mit seinem Lagebericht unterstreichen.

Bei den Verbänden steigt der Dampf im Kessel. Bereits seit Wochen zeichnen sie eine eher ungünstige Situation für die Metall- und Elektroindustrie. „Seit Jahren sinkt die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen“, stellt beispielsweise der Verband der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie (VBM) fest. Die konjunkturelle Lage sei ordentlich, aber auch sehr heterogen. „Wegen der schwachen Weltwirtschaft und geopolitischer Krisen wächst zudem die Unsicherheit.“ Die Erwartungen der Unternehmen seien verhalten. „Vor diesem Hintergrund ist die Forderungsempfehlung von fünf Prozent deutlich zu hoch und völlig unangemessen“, monierte VBM-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Ähnlich hatten sich auch schon die Metallarbeitgeber in Baden-Württemberg geäußert.

Die IG Metall verweist dagegen auf die sehr guten Unternehmensbilanzen und bezichtigt die Arbeitgeber der Schwarzmalerei – für Unstimmigkeiten ist also gesorgt.