In der vierten englischen Liga kickt eine Fußballmannschaft mit Ehrgeiz und Vorbildfunktion. Die Forest Green Rovers sind der erste vegane Fußballclub der Welt – und nun auch noch emissionsfrei.

Nailsworth - Schon vor dem Anpfiff steht in der beschaulichen Kleinstadt Nailsworth bei jedem Match der eigentliche Sieger längst fest: die Umwelt. Die Forest Green Rovers, von den Fans liebevoll „Green Devils“ genannt, spielen zwar nur vierte Liga. Doch nun haben sie sich einen Titel erarbeitet, auf den sie alle mächtig stolz sind. Als erste professionelle Fußball-Mannschaft weltweit wurden die Engländer von den Vereinten Nationen mit dem Prädikat CO2-frei ausgezeichnet.

 

Der Verein hat in den vergangenen Jahren etliche Ideen zur Verbesserung der eigenen Klimabilanz umgesetzt - von Fahrzeugen mit Elekroantrieb bis hin zu veganem Essen für Spieler, Belegschaft und Publikum. Das Stadion mit etwa 2000 Plätzen wird komplett mit erneuerbarer Energie versorgt, etwa 20 Prozent des Bedarfs werden direkt vor Ort mit Solarzellen gedeckt.

Veganer Halbzeitsnack

Das Engagement für den Klimaschutz hat viel mit dem Vereinschef Dale Vince zu tun, der zugleich Besitzer eines Unternehmens ist, das im Bereich erneuerbarer Energien tätig ist. Im Jahr 2010 stieg Vince bei den Forest Green Rovers ein - und machte sich schon bald daran, den Betrieb nach seinen Vorstellungen zu gestalten. „Fußballclubs können die Gesellschaft beeinflussen und einen Wandel herbeiführen“, sagt er. „Um das zu erreichen, müssen sie mit gutem Beispiel vorangehen.“

Die UN-Initiative Climate Neutral Now unterstützt auf allen gesellschaftlichen Ebenen gezielt den Kampf gegen den Klimawandel. Bewerber müssen ihre eigenen Treibhausgas-Emissionen zunächst messen und dann so weit wie möglich reduzieren. Nach Angaben von Miguel Naranjo, einem der Programm-Koordinatoren, geht es darum, den Menschen zu vermitteln, wie sie in ihrem eigenen Alltag einen Beitrag leisten können. „Es sind oft die kleinen Dinge, die einen großen Unterschied machen“, sagt er.

Wer sich bei einem Stadionbesuch in Nailsworth in der Halbzeitpause stärken will, der bekommt kein industriell gefertigtes Fast Food, sondern eine von der britischen Vegan Society zertifizierte Mahlzeit.

Bereits seit 2017 vermarkten sich die Forest Green Rovers als der weltweit erste komplett vegane Fußballclub Für die Spieler ist die Ernährungsregel zwar nur während der „Dienstzeiten“ verbindlich. Doch mehrere von ihnen verzichten nach eigenen Angaben inzwischen auch privat auf tierische Kost.

Solarbetriebener Mähroboter für den Rasen

Zu den beliebtesten Gerichten zählt der „Q Pie“. Anders als in den meisten anderen Stadien in England wird bei der Zubereitung hier kein Fleisch verwendet, sondern das Ersatzprodukt Quorn. „Einige Leute denken im ersten Moment vielleicht: ‚Oh Gott, veganes Essen’“, sagt Küchenchefin Jade Crawford. „Aber sobald sie es probiert haben, heißt es dann: ‚Schmeckt eigentlich ganz gut.’“

Auch beim Stadionrasen wird auf die Ökobilanz geachtet. Bei der Pflege werden keine Pestizide eingesetzt. Und Rasenmäher mit einem herkömmlichen Verbrennungsmotor sind tabu. Stattdessen dreht in Nailsworth während der Trainingspausen ein solarbetriebener Mähroboter, den sie im Verein „The Mowbot“ nennen, seine Runden über den Platz.

Natürlich verursacht der Spielbetrieb auch einige indirekte Emissionen, auf die der Verein wenig Einfluss hat. Zum Beispiel nutzen viele Fans für die Anfahrt die eigenen Autos, von denen die meisten noch immer einen Diesel- oder Benzinmotor haben. Vereinschef Vince betont, dass gemäß der Kriterien der UN alle derartigen Emissionen auf anderem Wege kompensiert würden - als Ausgleich für den jährlichen Ausstoß von etwa 200 Tonnen CO2 unterstütze man ein Projekt für „saubere Energie“ in Indien.

Viele erfahrene Umweltschützer sind von dem Engagement der Forest Green Rovers begeistert. Der Verein habe echte Pionierarbeit geleistet, sagt Jamie Peters von der internationalen Organisation Friends of the Earth. In Nailsworth werde vorgemacht, „dass diese Dinge auch in großem Maßstab funktionieren“.

Vor allem aber zeigt der Fußballclub, dass sich ökologisches Engagement und sportlicher Erfolg durchaus gut miteinander verbinden lassen - im vergangenen Jahr stiegen die „Green Devils“ zum ersten Mal in ihrer 129-jährigen Vereinsgeschichte in die vierte englische Liga auf.