Der Spanier setzt seine Dauerfehde mit Sebastian Vettel fort, der sich davon aber nicht beeindrucken lässt. Nach Ansicht von Fernando Alonso wird der Deutsche beim Rennen in Österreich am Ende nicht auf dem Podium stehen.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Spielberg - Die kleine Provokation vor dem Rennen in Österreich kam natürlich aus Spanien. Fernando Alonso konnte es mal wieder nicht sein lassen, einen winzigen Giftpfeil aus dem Köcher zu ziehen. Das Ziel, wie so oft, ist der Ferrari-Pilot Sebastian Vettel gewesen. Wobei immer noch nicht ganz klar ist, woher die chronische Missgunst rührt. Auf die Frage, wer auf dem Podest stünde, hätten alle Formel-1-Fahrer das gleiche Auto, gab Alonso eine erstaunliche Stellungnahme ab: „Das wären Hamilton, Hülkenberg und der dritte – ich würde sagen Ricciardo.“

 

Sich selbst nicht zu nennen, mag zumindest ein höfliches Understatement sein. Und doch hat der Spanier abermals einen weiten Bogen um Sebastian Vettel gemacht. Den viermaligen (!) Weltmeister akzeptiert der Iberer einfach nicht als einen der besten Piloten im Feld. Und er stellt, offenbar mit Genuss, sogar noch Nico Hülkenberg über den Ferrari-Mann.

Hülkenberg ist ein durchaus begabter Bursche. Das hat er am vergangenen Wochenende mit dem Gesamtsieg bei seinem Le-Mans-Gastspiel in einem Porsche gezeigt. Doch Vettels famose Aufholjagd zuletzt in Kanada, wo er sich beeindruckend vom 18. auf den fünften Platz arbeitete, war ein wahres Meisterstück. So beherzt pflügte seinerzeit Michael Schumacher durchs Feld. Doch das Gute ist: Vettel steht in der Causa Alonso über den Dingen, er bleibt unbeirrt. Und es ist auch Ausdruck von Intelligenz, dass er nicht nachtritt – auch wenn er sich über die verbalen Ausflüge des Spaniers in die Welt der Samurai-Kämpfer schon köstlich amüsierte.

Ecclestone sieht in Vettel den Superstar

Sebastian Vettel ist ein netter, aufgeweckter Rennfahrer, er ist humorvoll und immer noch der Sonnenschein der Serie, man muss es niemandem erzählen. Und doch polarisiert er. Nur der damals so starke Red Bull habe ihn viermal nacheinander Weltmeister werden lassen, sagen die, die ein Problem mit dem Heppenheimer haben – vorneweg marschiert da Alonso. Und der Formel-1-Patron Bernie Ecclestone lässt auch keine Gelegenheit aus, in Vettel nicht eben den Superstar zu sehen, den die Formel 1 seines Erachtens benötige. Er singt das hohe Lied auf den Mercedes-Piloten Lewis Hamilton, den Showman mit Brillanten im Ohr und fetter Rapper-Kette, der viel Wert auf Ausflüge in den Jetset legt. Und dem es wohl nichts ausmacht, wenn Boulevardblätter sein Beziehungs-Hick-Hack mit der Sängerin Nicole Scherzinger in balkendicken Schlagzeilen auseinandernehmen und sich dabei immer wieder ins Reich abenteuerlicher Spekulationen begeben.

Und Vettel? Der hält sein Privatleben ähnlich versteckt wie früher sein Vorbild Schumacher. Keine Geschichten, keine Skandale, kein Beziehungsgedöns. Das ist der Weg, den der Hesse nicht extra gewählt hat, es ist der Weg, der kraft seiner Herkunft folgerichtig ist. Die Vettels sind bescheidene Leute aus Heppenheim. Und der Rennfahrer in der Familie so erdverbunden und normal, dass er auf ein Theater um seine Person pfeift. Er will Gas geben – das ist seine Leidenschaft. Und natürlich gewinnen.

Der Kurs in Spielberg ist reifenschonend

Das ist in Zeiten der übermächtigen Mercedes-Mannschaft nicht einfach, doch gewisse Siegchancen kann sich Sebastian Vettel am Sonntag beim Großen Preis von Österreich ausrechnen. Der Rundkurs ist reifenschonend. Und in Kanada deutete der Deutsche an, welches Potenzial sein aerodynamisch und motorenmäßig aufgepeppter Ferrari tatsächlich besitzt.

„Ich würde sagen, wir sind auf dem richtigen Weg“, meint Vettel und hofft, die Silberpfeile in Spielberg ärgern zu können. Denn für den Red-Bull-Zögling bleibt der österreichische Grand Prix trotz seines Wechsels zu Ferrari „immer noch eines der Highlights“. Außerdem habe er sich von den Österreichern ja auch so getrennt, wie es sich gehört: ohne Streit, ohne Giftpfeile.