Titelverteidiger Lewis Hamilton hat am Sonntag den Großen Preis von Bahrain für sich entschieden. Für Sebastian Vettel und Ferrari endete der Tag enttäuschend.

Sakhir - In der Wüstennacht von Bahrain haben Sebastian Vettel und Ferrari den nächsten Formel-1-Alptraum erlebt. Beim Sieg von Titelverteidiger Lewis Hamilton am Sonntag in Sakhir verlor Scuderia-Neuzugang Charles Leclerc wegen eines technischen Defekts noch seinen ersten Grand-Prix-Triumph und rollte nur als Dritter ins Ziel. Vettel wurde nach dem Verlust seines Frontflügels sogar nur Fünfter. Rang zwei holte sich der Finne Valtteri Bottas im zweiten Silberpfeil, der damit auch knapp die WM-Führung vor Hamilton behauptete.

 

Lange hatte es nach einem souveränen Sieg von Leclerc ausgesehen. Der 21 Jahre alte Monegasse wäre so zum jüngsten Grand-Prix-Gewinner in einem Ferrari aufgestiegen. Doch dann wurde Leclerc plötzlich langsamer. Verzweifelt fragte er am Funk: „Was ist denn hier los?“ Erste Diagnose: Das Energie-Rückgewinnungssystem war kaputt, ihm fehlten daher rund 160 PS an Leistung. So musste er am Ende sowohl Hamilton wie auch Bottas ziehen lassen. „Das war ein hartes Stück Arbeit“, bekannte Hamilton nach seinem Abstauber-Sieg, dem insgesamt 74. seiner Karriere.

Ferrari schien auf gutem Weg

Vettels Hoffnungen waren schon vorher geplatzt, als er sich nach einem harten Zweikampf mit Hamilton zunächst drehte und dann mit beschädigtem Auto an die Garage rollte. Mehr als Platz fünf hinter Max Verstappen im Red Bull war so nicht mehr drin. Aus dem lange möglichen Ferrari-Doppelerfolg wurde so ein weiteres Desaster.

Dabei schien Ferrari nach dem schweren Dämpfer beim Saisonauftakt in Australien zwei Wochen zuvor, als die Scuderia das Tempo der Mercedes nicht mithalten konnte, in Bahrain deutlich formverbessert. In vielen Überstunden in der Rennfabrik seien die Ursachen der Melbourne-Pleite gefunden worden, hieß es bei den Roten. „Da kommen viele Dinge zusammen. Wichtig ist, dass das Team richtig damit umgegangen ist“, sagte Teamchef Mattia Binotto kurz vor dem Start.

Start verpatzt

Vor allem Neuzugang Leclerc bewies am zweiten Wochenende im roten Auto seine Klasse. Als zweitjüngster Fahrer der Formel-1-Geschichte holte er sich eine Pole Position. Nur Vettel war 2008 in Monza jünger, als er einen Toro Rosso auf Startplatz eins stellte.

Den Start allerdings verpatzte der junge Monegasse. Vettel setzte sich schon nach wenigen Metern an die Spitze. Auch der von Platz vier gestartete Valtteri Bottas schob sich noch vorbei und war für ein paar Kilometer Zweiter. In der actionreichen Anfangsphase drehte sich das Bild jedoch schnell wieder. Zunächst musste Bottas wieder Leclerc und auch Mercedes-Teamkollege Hamilton passieren lassen. Dann war auch Leclercs Jagd auf Vettel von Erfolg gekrönt.

Kein Ferrari-Battle

„Ich bin schneller“, funkte der 21-Jährige an die Box, ehe er sich in Runde sechs an seinem deutschen Stallgefährten vorbeizwängte. „Charles darf so schnell fahren, wie er nur kann“, hatte Teamchef Binotto vorher versichert. Noch in Australien hatten die Ferrari-Chefs den Jüngling zugunsten von Vettel eingebremst. „Es ist wichtig, dass unsere beiden Fahrer nicht gegeneinander kämpfen und Risiken eingehen und dann zusammenkrachen“, lautete Binottos Vorgabe.

Schon bald hatte Ferrari aber andere Sorgen als das Duell seiner beiden Fahrer. Im Silberpfeil kam Hamilton immer näher. Als die Führenden zum ersten Mal die Reifen wechselten, blieb Leclerc zwar vorn, aber Vettel kam nach seinem Stop hinter dem Briten zurück auf die Strecke. Der deutliche Vorteil, den die Scuderia am Freitag und Samstag gegenüber Mercedes hatte, schien nahezu verschwunden.

Leichte Beute

Weil Hamilton sich jedoch kleinere Fehler leistete und so schnell Probleme mit seinen Reifen bekam, konnte Vettel wieder kontern. „Ich bin hier leichte Beute“, klagte der Titelverteidiger. In Runde 23 war Vettel wieder vorbei. Sein Kollege Leclerc indes hatte sich da schon ein Polster von acht Sekunden verschafft und fuhr dem Sieg entgegen.

Das Duell Vettel kontra Hamilton war aber keineswegs vorbei. Nach dem zweiten Boxenstopp war der Weltmeister wieder am Hessen dran. Zunächst konnte sich Vettel noch verteidigen, im zweiten Versuch aber drängte sich Hamilton vorbei. Der Ferrari-Pilot drehte sich und verlor kurz darauf auch noch seinen Frontflügel.

Damit nahm das neuerliche Debakel für Ferrari seinen Lauf. Vettel fiel durch den nötigen Boxenstopp weit zurück. Als dann auch noch Leclerc immer langsamer wurde, herrschte Entsetzen in der Box. Nur eine Safety-Car-Phase kurz vor Schluss, nachdem Nico Hülkenberg seinen Renault hatte abstellen müssen, rettete Leclerc zumindest den ersten Podiumsplatz seiner jungen Formel-1-Karriere.